8. - Versprechen

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08. Juli 2012
Haus der Familie Oikawa
>POV: Hajime Iwaizumi<

Meine Hand umschloss den Türgriff. Was soll ich nur zu ihm sagen? Wie kann ich ihn trösten? Es war mir klar, dass sie mit ihm Schluss macht, weil die beiden nicht passen, auch wenn ich das nicht sagen sollte. Ja, vom äußeren her scheinen sie perfekt, aber da ich oft bei ihnen war, habe ich gesehen, wie es wirklich ist. Kazumi versteht Toorus Inneres und seine Liebe zu Volleyball nicht, hingegen der nichts von ihrer Musik hält. Und wenn ich ehrlich bin, freue ich mich. Ich bin froh darüber, dass er nun nicht mehr in einer Beziehung ist und ich mehr Zeit mit ihm verbringen kann, denn ich verstehe ihn vollkommen. Da ich immer weiß, wie er tickt, kann ich ihm doch helfen, eigentlich. Aber in seiner Nähe vergesse ich so oft meine Worte, werde wütend und lasse es an ihm aus. Alles was ich sage, kann grob klingen, was ich nicht mal will, immerhin möchte ich doch nur bei ihm sein. Ich kann nicht mal meine Gefühle eingestehen, die ich immer für platonisch hielt. Es war für mich nie ein Problem ihn zu Berühren oder ihm beim Umziehen zu sehen, doch nun ist es anders. Es kommt immer dieses seltsame Kribbeln auf. Das hasse ich!

Wütend riss ich die Tür auf und sah ihn an der Bettkante hocken. Sein Kopf war gesenkt und seine Hände lagen auf seinem Schoss. Er zuckte nicht mal zusammen als ich eintrat und er schenkte mir keine Reaktion. Er hat sie wirklich geliebt und ich habe das immer bezweifelt. Natürlich hat er sie geliebt! Kazumi war doch immer 'die Perfektion', obwohl er viel besser ist. Immer wenn er ihre Komplimente schenkte, brodelte etwas in mir auf und wenn er sich mit ihr verglich, explodierte ich fast. Ich habe seine Liebe bezweifelt, weil ich es nicht akzeptieren wollte. Als er mir erzählte, dass er nun mit ihr zusammen sei, war ich geschockt, denn schon damals fühlte ich etwas für ihn. Was habe ich mir bitte eingebildet? Natürlich, der fabelhafte Spieler, Oikawa Tooru, liebt ein Mädchen und keinen brutalen Teamkollegen, den er seit der Kindheit kennt. Wieso sollte er es auch? Was denke ich da überhaupt! Ich liebe den Bastard nicht!

„Tooru", sagte ich seinen Namen, doch er regte sich nicht. Eine weitere Sache, die ich hasse: Seine verletzte Seite zu sehen. Ist er gestorben oder was ist los?! Es reicht mir, immerhin bin ich von meinen Großeltern, die auf der anderen Seite wohnen, bis hierher gerannt, um sofort bei ihm zu sein, weshalb es schon fast um Null ist und der beachtet mich nicht. Ich stellte mich vor ihm hin, wodurch mein Schatten auf ihn fiel. Seine Frisur war zerzaust und seine Haut sah blasser aus, als je zuvor. Er glich einer kaputten Puppe, die zu oft gefallen ist. Ich konnte ihn nie auffangen, obwohl das mein Wunsch ist. Ich will ihn doch beschützen, dennoch passierte es so oft, dass ich ihn verletzte. „Shittykawa", brummte ich. „Iwalein", murmelte mein Gegenüber, woraufhin sein Blick sich hob. Endlich, eine Reaktion. Seine Augen waren trübe und rot angelaufen. Man erkannte die Rückstände der Tränen auf seinem Gesicht. Dieser gebrochene Anblick erinnert mich an den Maitag, an dem ich ihn im Bad vorfand. Jedes Mal ihn so zu sehen, hält mein Herz nicht aus. Aber eine Sache macht es erträglich: Diesmal hast du mich angerufen, Oikawa. Ich packte ihn am Oberarm, damit ich ihn aus dem Zimmer zerren konnte. Meine Haut, die auf seine traf, kribbelte, was mich aus dem Konzept brachte. Der braucht erstmal frische Lust, wie ich auch, denn sonst werde ich verrückt. Ich öffnete die Balkontür und setzte mich auf die Bank, die dort stand, sofort ließ er sich neben mir nieder. Ein leichter Wind wehte, weshalb sein Geruch in meine Nase drang. Ich sollte diesen Moment nicht genießen, immerhin wurde er gerade verlassen.

„Sie hat Schluss gemacht", wiederholte er seine Worte. Ich wollte etwas darauf erwidern, doch er redete weiter: „Mir war es immer egal, ob sie bei mir war oder nicht. Ihre Berührungen oder die Nähe löste nie etwas aus, was mich wütend machte. Ich wollte sie doch lieben. Hajime, du hattest Recht, ich war mit ihr zusammen, allein wegen ihrer Erscheinung. Ich habe viele falsche Entscheidungen getroffen und sie so verloren. Ich hoffe sie wird glücklich, auch wenn wir es nicht zusammen sein können. Sie ist wunderschön, was ich immer ernst meinte, und ich bin nur ein Wrack. Du hattest immer Recht, Hajime." Ein Stich durchfuhr mein Herz. Wieso tut es so weh, Recht zu haben? Aber der Schmerz löste sich auf, übrig blieb eine kleine Freude. Also kannte ich Tooru so gut, um zu wissen, dass das keine Liebe war, aber das heißt, ich könnte-... Nein. Das wäre nicht richtig. Seine Anwesenheit schenkt mir etliche Emotionen, die ich nie alle deuten werde. In mir kocht eine Wut, aber auch Freude, sowie das Gefühl, welches ich nicht haben dürfte. Doch ich spüre es trotzdem, was mir immer wieder bewusst wird. Jeder Tag ist eine Herausforderung, denn ich musste mich immer zurückhalten, wegen dieser Beziehung, aber jetzt ist es vielleicht anders. Meine Hand wanderte zu seinem Kinn, wodurch ich ihn Zwang mir in die Augen zu sehen, obwohl die ersten Sterne erschienen, die er so gerne beobachtet. Stunden unserer Kindheit verbrachten wir hier, wodurch ich mich in einem Komfort bewege, welches vielleicht auch er mit beizutragen hat.

„Da hast schon wieder etwas Dummes gesagt, das macht mich wütend! Du bist kein Scheiß Wrack! Hör auf so zu reden und erinnere dich, wer du bist", knurrte ich ihn an. 'Wenn du dich verlierst, werde ich dich retten', das waren meine Worte, als wir zum ersten Mal den Wald in der Umgebung erkundet haben, aber diese Worte gelten auch jetzt. Du verlierst dich in deiner Fassade, die langsam einer kalten Festung gleicht. Ein kleines Schmunzeln schlich sich auf sein Gesicht, weshalb mein Herz ein Sprung machte. Ich muss es mir eingestehen. Sofort zog ich meine Hand wieder von ihm weg, denn meine Haut zu verbrennen. Es soll aufhören! Diese Gefühle sind nicht okay für ihn. „Iwa-chan." Meine Konzentration lag wieder auf ihm. Oikawa bedankte sich bei mir und plötzlich passierte das unwahrscheinlichste Szenario. Er lehnte sich an meiner Schulter an, sofortig legte ich mein linker Arm um ihn und ich spürte seine Körperwärme so nah an mir. Mein Herz raste. Jegliche Hormone schossen durch meine Blutbanne und ich spannte mich an, doch dann als er seine Hand über meinen Unterarm strichen ließ, verschwand die Nervosität. Er hatte kein Problem mit der Nähe oder er sucht nur Tost. Bestimmt, was will er sonst? „Schönheit ist etwas Vergängliches, oder?" Ich bejahte seine Frage. Was sonst? Mit der Zeit verfällt alles. „Iwa-chan, ich vermisse sie, aber nicht die Beziehung, sondern das was sie mir schenkte. Kannst du mir etwas versprechen?" Eine Sternschnuppe sauste am Nachthimmel vorbei. Ich wünsche mir mit ihm zusammen zu sein.

„Versprich mir unter den strengen Augen der Aliens, immer bei mir zu bleiben!" Ich konnte mir kein leises Auflachen verkneifen. Immer beobachten uns die Aliens. „Versprochen", erwiderte ich darauf. Genau das will ich doch. Ich will, dass du immer in meinen Armen liegst und zusammen suchen wir die Sterne nach Außerirdischen ab. Mein Herz pocht mir schmerzhaft gegen die Brust, was er wahrscheinlich wahrnimmt. Auf meiner Haut macht sich eine Gänsehaut breit. „Ich sage das vielleicht nicht oft, beziehungsweise wir sagen sowas nie, denn es sollte klar sein, aber danke. Danke, dass du mein bester Freund bist, Iwa-chan." Wieso verstecke ich es eigentlich vor jedem und auch vor mir? Ein 'Grund' könnte sein, dass ich Angst habe ausgeschlossen zu werden, aber was interessiert es mich, wenn andere mich deshalb nicht leiden können? Dennoch sträube ich mich dagegen es auszusprechen. Ich will nicht, dass sie etwas Falsches sagen oder er mich für seltsam hält. Aber ich glaube er hat es schon bemerkt, denn ich verhalte mich merkwürdig. Ich suche ständig seine Nähe oder versuche krampfhaft mit ihm Zeit zu verbringen, weil ich ihn brauche. Es tut so höllisch weh, dass er mich nur als seinen besten Freund ansieht, was eigentlich reichen sollte. Alle erwarten, dass ich irgendwann ein Mädchen mit nach Hause bringe und sie meine Freundin nenne, doch das wird nie passieren, weil er da ist. Mein bester Freund ist atemberaubend, aber genauso sollte ich nicht fühlen. Tooru, ich bin dir so nah, dass ich dein Herzschlag hören kann. Deine Wärme erreicht die hintersten Ecken meines Körpers. Deine Anwesenheit lässt mich den Blick von den Sternen lösen, denn du bist präsenter. Ich wollte immer, dass du mich so anschaust, wie du es bei Kazumi gemacht hast, doch du sagst, es sei nicht echt. Aber dennoch will ich diesen Blick auf meiner Haut spüren. Ich will kein normaler Freund sein!

Ich will deine Lippen küssen bis ich keine Luft mehr bekomme.
Immer, wenn deine Haut meine berührt, will ich mehr.
Ich will dich nicht nur so im Arm halten, aber mehr als nur das ist pure Fantasie.
Du bringst mich durcheinander, weil ich dich liebe, Tooru!

Die Stille beherrschte die Situation, doch diese war auf keinen Fall unangenehm, sondern befreiend. Ihn bei mir zu haben ist befreiend. „Wie sieht die Zukunft aus?" Oikawa Stimme glich einem Flüstern, doch ich verstand es klar und deutlich. Ich könnte kein einziges Wort von ihm verpassen, denn mein Verstand nahm nur ihn war. Aber wie die Zukunft ist, weiß ich nicht, aber ich hoffe auf das Beste. Ich hoffe, dass er bei mir bleibt und wir uns nicht entfernen. Das schönste wäre, würden wir mehr als nur Freunde sein. Vielleicht, in einer weitentfernten Zukunft werden wir verheiratet sein oder das bleibt einfach mein Wunschdenken, denn mehr ist es jetzt noch nicht und Anzeichen erkenne ich auch keine. „Was willst du nach der Schule machen?", konkretisierte er seine Frage. Volleyball oder allgemein Sport, solange ich dich unterstütze. „Keine Ahnung, möglicherweise Studiere ich etwas im Bereich Sport oder werde Volleyballer, allerdings ist das Erste wahrscheinlicher, da ich nie irgendwelche herausragenden Werte hervorbrachte." Leider ist das die Wahrheit. Bei der Randliste für die besten Asse Japans bin ich nicht weit oben, weil ich dafür nicht ausreiche. Ich brenne nicht für diesen Sport, sondern dafür anderen beizustehen. Es begann doch alles mit ihm, weshalb ich es auch so gern weiterführen will. „Du hast eine stabile Spielweise, Hajime." Du musst es nicht schönreden, Tooru. „Wir wissen doch beide, was meine Bestwerte sind. Vielleicht werde ich Trainer einer starken Mannschaft", sprach ich meinen Gedanken aus. „Dann will ich Teil dieser starken Mannschaft werden!"

„Dann werden unsere Wege weiter gleich verlaufen, Shittykawa."
„Sag das nicht so abwertend! Natürlich werden sich unsere Wege nicht trennen!"

(Wörteranzahl: 1777)

AdiósWo Geschichten leben. Entdecke jetzt