Kapitel 28

103 6 0
                                    

"Wenn einer von euch gleich weint, dann werdet ihr von mir noch eine letzte Ansage bekommen.", sagte ich und machte meinen Koffer endgültig zu. Als ich kurz durch den Raum schaute, hatten alle drei Tränen in den Augen.

"Wir haben das doch schon gestern Abend mit den tränenreichen Abschied gemacht. Wie könnt ihr immernoch Tränen übrig haben?", sagte ich und brachte sie zum lachen.

Abschiede waren für mich noch nie einfach. Vorallem aber Abschiede von Menschen, die ich in mein Herz geschlossen habe waren am schwierigsten. Nach den Abschied von meiner Mom ist das wohl der schwierigste den ich habe.

Ich kramte etwas in meiner kleinen Tasche herum und fand die kleine Box, die ich suchte. Ich stellte sie auf den Tisch und schaute in die verwirrten Blicke der drei. Nicht nur die drei hatten ein Abschiedsgeschenk für mich. Ich hatte auch eins für sie.

"Irgendjemand von euch muss es auf machen. Olivia, mach es auf.", forderte ich sie auf und lächelte sie an, als sie mir einen verwirrten Blick zu warf. Ich war genauso aufgeregt wie gestern bei Caleb, nur hier wusste ich, dass mindestens Beth vor Freude weinen wird.

Olivia hob den Deckel der Box und machte das kleine dünne Papier weg. Sie fing direkt an zu lächeln und schaute mich kurz an, bevor sie die vier farbähnlichen Armbänder heraus holte und auch für Beth und Fiona das Geheimnis lüftete.

"Ich hab sie gesehen, als ich Calebs Geschenk machen gelassen habe. Er ist heute früh hingefahren und hat sie für mich besorgt. Wir werden zwar nicht mehr zusammen hier zur Schule gehen, aber wir werden immer durch unsere Freundschaft verbunden bleiben. Wir brauchen zwar keine Armbänder aber ich fand diesen Apricot Ton sehr schön.", sagte ich und spürte im nächsten Moment sechs Arme um mich.

"Sorry Lou, ich muss einfach weinen.", sagte Beth und brachte mich etwas zum lachen. Das dachte ich mir schon.

*

Als wir die letzten Treppenstufen nach unten ging, schaute ich mich nochmal um und sah Olivia Lächeln. Ich machte die Tür nach draußen auf und sah Dad zusammen mit Miss Kingston am Auto stehen. Als er mich sah, fing er an zu lächeln.

"Das ist es jetzt also?", sagte Fiona und lief langsam mit mir und den anderen zum Auto. Olivia legte ihren Arm um sie und zog sie lächelnd an sich.
"Wo ist Caleb? Ist er nicht hier um sich zu verabschieden?", fragte Beth und schaute etwas verwirrt um sich. Einige Schülerinnen standen aus purer Neugier an den Fenster und auf dem Schulhof. Die wichtigsten waren bei mir.

"Wir haben uns gestern Abend schon voneinander verabschiedet. Er musste in die Schule. Er wollte zwar schwänzen, aber ich war dagegen.", sagte ich und sah Olivias lächeln.
"Warst du deswegen gestern so lange weg?", sagte sie und brachte Beth und Fiona dazu komische Geräusche zu machen.

"Okay reden wir bitte nicht in der Anwesenheit von meinem Vater über Caleb.", sagte ich und spürte im nächsten Moment die Arme von meinen Vater um mir. Ich erwiderte seine Umarmung und spürte einen zarten Kuss in meine Haare.

Unsere Blicke trafen sich und wir beide schauten uns lächelnd an. Ich war froh ihn zu sehen und ihn wieder in meinen Armen zu haben. Sein Blick traf im nächsten Moment auf die leicht weinenden Augen von Olivia,Beth und Fiona.

"Dad, das sind Olivia, Fiona und Beth. Meine Zimmerbewohnerinnen und besten Freunde.", stellte ich die drei lächelnd vor, aber als sein Blick auf meine Haare fiel, blendete er alles um sich herum aus.
"Du siehst genauso aus wie deine Mutter. War das deine Idee?", sagte Dad und richtete sich mit seiner Frage an Miss Kingston. Diese lächelte ihn kurz an und schaute mich daraufhin leicht lächelnd an.

"Wir haben viel miteinander geredet.", sagte sie und umarmte mich, als es Zeit war Abschied zu nehmen. Dass sich unser Verhältnis so verbessert hat, hätte ich nicht für möglich gehalten. Am Ende kommt doch alles besser.

Mein Blick schweifte zu Beth, die schon wieder am weinen war. Ich zog Olivia und Fiona mit in die Umarnung und so standen wir für einige Momente, Arm im Arm, auf dem Schulhof und mussten Abschied nehmen. Mein Vater packte meine Sachen ins Auto und gerade wo ich einsteigen wollte, fiel mir noch etwas ein. Ich kramte hektisch in meiner Tasche herum und fand den Brief mit der Aufschrift Caleb.

"Es wird möglich sein, dass Caleb zu geben oder?"

*

Die Fahrt nach Hause kam mir nicht so lang vor wie die anderen Male. Vielleicht lag es daran, dass ich die ganze Zeit an die Momente denken musste, die ich erlebt habe.

Von meinem ersten Aufeinandertreffen mit Clarissa, zu meiner Nachtwanderung um Empfang zu suchen, bis zum gezwungenen Nachmittag Club, hinzu den zwei Parties außerhalb des Internats.

Auch wenn viele es nicht glaubten: Ich hatte mich geändert. Nicht nur vom äußeren, sondern vorallem im Inneren hatte ich Fortschritte gemacht. Selbst wenn es andere nicht sehen: ich sah es und dies war die Hauptsache.

Als Dad in unsere Straße einbog und dann auch noch in unsere Einfahrt, wartete dort Abby auf mich. Sie sprang von den Treppen auf und selbst wenn das Fenster oben war, konnte ich sie schreien hören. Ohne irgendwas mit zu nehmen, machte ich die Tür auf und sprang ihr leicht schreiend in ihre Arme. Sie wollte mich garnicht mehr loslassen. So froh war sie mich zu sehen.

"Bist du das echt oder bilde ich es mir ein?", sagte sie und schaute mich kurz an, bevor sie mich wieder umarmte. Ich bin es wirklich Abby. Ich bin zurück. Ich antwortete auf ihre Aussage nicht, sondern drückte sie näher an mich.

"Du hast mir so viel zu erzählen, aber ich muss dir auch so viel erzählen. Hallo Mister Harrison, es tut mir sehr leid, aber ich muss Louisa entführen, wir haben uns viel zu lange nicht mehr gesehen und ich muss ihr so viel erzählen.", sagte Abby und ohne auf eine Antwort von meinem Vater zu warten, holte sie meine kleine Tasche von der Rückbank und zog mich mit sich die Straße hinunter.

The night we met ✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt