Kapitel 4

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"Ich würde die Drohungen von Miss Kingston ernst nehmen. Wenn sie meint, dass du nur noch eine Chance hast, dann meint sie es auch so.", sagte Olivia und setzte sich auf ihr Bett. Ich setzte mich auf meines, was gegenüber von ihrem stand und schaute sie an.

Das klingt doch perfekt. Ich muss also noch einmal Dreck auf Clarissa schmeißen und dann darf ich wieder Nachhause? Was besseres gibt es nicht.

"Weißt du wie gut das ist? Dann sitze ich morgen schon wieder im Flieger Nachhause.", sagte ich und lächelte etwas. Olivia fand es nicht witzig. Sie atmete einmal auf und stand dann von ihrem Platz auf um sich neben mich auf mein Bett zu setzten.

"Du willst echt von hier abhauen?", fragte sie mich und verwirrte mich etwas mit ihrer Frage. Seit meiner Ankunft rede ich darüber? Wieso sollte ich es nicht wollen?
"Wer will es nicht?", sagte ich und brachte Olivia wieder dazu mit ihren Augen zu rollen. Sie lehnte sich etwas  nach hinten und schaute mich an der Seite an.

"Miss Kingston ist nicht dumm. Sie hat dir nicht umsonst gesagt, dass sie dich bei deinen nächsten Fehler heraus schmeißt. Sie wird es nicht machen, wenn du das gleiche wie sonst machst. Du musst zu härteren Mitteln greifen.", fing Olivia an an und weckte meine Neugier. Härtere Mittel?

Olivia ist schon seit einigen Jahren hier. Sie muss am besten wissen, was man machen muss um Miss Kingston so richtig auf die Palme zu bringen.

"Spuck schon aus. Was wird Miss Kingston so richtig aufregen?", fragte ich sie und stupste sie etwas an, sodass sie mit der Sprache heraus rückte. Olivia wusste wohl, dass ich keine Scheu haben werde es durchzuziehen. Wollte sie nicht, dass ich gehe?

"Es ist bis jetzt nur einmal passiert und seitdem geht Miss Kingston noch viel strenger damit um.", fing sie an und drehte sich zu mich um. Sie schaute mir kurz in meine Augen und fing daraufhin an zu reden.
"Vor drei Jahren wurde einer der älteren Schülerinnen mit Caleb zusammen erwischt und seitdem ist Caleb ein totales No-Go Thema hier. Wir dürfen eigentlich nicht mal mit ihm reden und auch nichts mit ihm unternehmen. Miss Kingston hat uns allen mit einen sofortigen Rauswurf gedroht.", erzählte Olivia.

Ich muss also nur mit Caleb erwischt werden und sofort bin ich raus? Easy Task. Wieso bin ich nicht selber darauf gekommen?

"Du kannst dich schonmal mentalisch darauf vorbereiten ein freies Bett hier zu haben."

*

Ich stellte mich hinter die Ecke und schaute immer wieder auf die dunkle Tür. Es liefen immer wieder einige kleine Schülerinnen an mir vorbei, die mich durch ihre Gespräche garnicht bemerkten. Ich schaute zwei jungen Mädchen kurz nach, aber schaute dann zur Tür die sich öffnete.

Caleb kam aus dem Zimmer heraus und war an sein Handy beschäftigt. Er zog die Tür hinter sich zu und lief immernoch unkonzentriert in meine Richtung. Perfektes Timing. Ich hielt die Bücher in meiner Hand nicht mehr straff an meinen Körper und kam aus der Ecke heraus, als Caleb genau vor mir stand.

Ohne überhaupt zu wissen in wen er hinein lief, kniete er sich im gleichen Moment wie ich zu Boden um meine Bücher aufzuheben. Als er seinen Kopf hob und mich ansah, verdrehte er leicht seine Augen.
"Du schon wieder?", sagte er und stand im gleichen Moment wie ich auf. Ich nahm mir dankend meine Bücher entgegen und schaute ihn an.

"Dieses Mal bist du aber in mich gelaufen.", sagte ich und machte meinen Kopf etwas schräg. Er zuckte mit seinen Schultern und wollte gerade an mir vorbei gehen.
"Wie heißt du eigentlich?", fragte ich ihn und brachte ihn durch meine Worte kurz zum stehen. Er schaute mich leicht verwirrt an und schüttelte leicht mit seinen Kopf.

"Caleb.", antwortete er knapp und lief weiter den Gang entlang. So schnell lasse ich mich nicht abhängen. Ich lief ihn langsam nach und als er durch seinen Blickwinkel sah, dass sich ihn verfolgte, blieb er wieder stehen.

"Was willst du Louisa?", fragte er mich wieder etwas genervt und verschränkte leicht seine Arme. Vielleicht wird es doch etwas schwerer als ich dachte. Caleb ist kein einfacher Mensch und hat irgendwie durchgehend schlechte Laune.

"Ich war eigentlich auf dem Weg zur Bibliothek. Du weißt aber, dass ich neu bin. Kannst du mir den Weg zeigen?", fragte ich ihn und lächelte ihn etwas an. Jeder sagte mir immer, dass mein Lächeln selbst die härtesten Kerne weich machen ließ, aber bei Caleb war ich mir immernoch nicht so sicher.

"Sehe ich so aus wie eine Auskunft? Wie wäre es, wenn du Olivia oder irgendjemand anderes aus deinen Zimmer fragst?", sagte er und schaute mich leicht irritiert an. Wie kann man so unfreundlich sein?

"Wow, super nett von dir. Ich weiß garnicht wie ich mich für so viel Nettigkeit bedanken kann.", sagte ich und lächelte ihn kurz übertrieben an, bevor ich ihn meinen Mittelfinger zeigte und ihn noch an der Schulter streifte, bevor ich genervt ging.

*

"Ich habe es echt geschafft mit zwei Schritten weniger gegen Maria zu gewinnen. Ich steigere mich echt gut.", sagte Fiona und bekam von Beth ein glückliches High-Five. Reden die beiden gerade ernsthaft über ihre Erfolge in Schach?

"Das freut mich für dich Fiona. Du kannst dich ja für die Meisterschaft eintragen.", sagte Olivia und schaute zu mir, sodass ich genauso was positives Sagen konnte. Ich schüttelte leicht mit meinen Kopf, aber als Olivia mich penetrant anschaute, musste ich wohl doch was sagen.

"Super gemacht Fiona.", sagte ich und  brachte sie wieder zum lächeln. Mein Blick schweifte im nächsten Moment aber wieder hinter her, wo Caleb zusammen mit Clarissa zum Tisch lief.  Was hat Clarissa mit Caleb zu tun?

"Wieso hängt Clarissa so an Caleb?", fragte ich die drei und brachte die drei dazu Caleb anzuschauen, der sich zusammen mit Clarissa an den kleinen Tisch setzte. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass Clarissa Calebs Typ ist.

"Clarissa darf mit am Tisch sitzen, weil sie Schulsprecherin ist. Sie macht sich auch oft an Caleb ran, aber sie bleibt in der Grauzone und macht es nicht zu offensichtlich. Man merkt aber oft, dass Caleb darauf keine Lust hat.", sagte Beth und schaute Caleb an. Mich wunderte das nicht. Clarissa ist echt extrem nervig.

Ich schaute die beiden noch etwas an und nach einiger Zeit drehte sich Clarissa um. Als sich unsere Blicke trafen, schaute sie mich etwas genervt an. Ich dagegen lächelte sie einfach nur an und nervte sie damit. Sie drehte sich kurz darauf wieder an und fing bei jeden Wort von Caleb an zu lachen.

"Meine Idee mit Caleb stellt sich schwerer heraus als ich dachte. Er ist ziemlich unfreundlich. Habt ihr irgendwelche Tipps?", fragte ich und lenkte die Blicke von den dreien wieder auf mich. Währendessen Beth und Fiona mit ihren Schultern zuckte, schaute Olivia die beiden nochmal kurz an und antwortete auf meine Frage.

"Caleb mag Fußball und Surfen. Hier am Meer ist es zwar etwas schwer, aber er fährt oft mit der Fähre rüber aufs Festland. Außerdem spielt er Gitarre.", sagte Olivia und trank einen Schluck aus ihren Glas. Nicht Calebs Vorlieben verwirrten mich, sondern eher der Fakt, dass Olivia so viel über Caleb wusste. Woher wusste sie so viel über ihn.

"Wieso weißt du so viel über Caleb?", fragte ich sie und schaute sie verwirrt an. Ich wusste, dass da noch irgendwas war. Es wunderte mich warum Olivia so ungern über Caleb sprach. Hatten die beiden mal was miteinander?

"Caleb und Ich sind zusammen aufgewachsen, daher kenne ich ihn. Seit einigen Jahren begrüßen wir uns aber nur noch wenn wir uns sehen. Wir führen keine Freundschaft mehr, aber ich weiß trotzdem noch viel über ihn.", sagte sie und schaute in mein lächelndes Gesicht.

"Denk garnicht daran mich zu benutzen um an Caleb zu kommen.", sagte sie und schüttelte mit ihren Kopf. Ich hatte doch garnichts gesagt. Wie kommt sie darauf?
"Keine Sorge. Dich brauche ich nicht."

The night we met ✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt