Kapitel 24

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"Aufgrund der Suspendierung von Clarissa, müssen wir ohne sie an diesen Tag spielen. Louisa, du wirst Kapitän sein.", sagte Miss Reyna und schmiss mir die Kapitänsbinde in die Hände. Im ersten Moment konnte ich es nicht realisieren, erst als alle anderen um mich herum klatschten wurde es Realität.

Ich schaute in die Runde und fing an zu lächeln. Ich bekam nicht nur die Ehre, weil es mein letztes Spiel ist sondern auch weil ich oft mehr Autorität als Clarissa hatte. Dass sie nun wegen ihrem Fehlverhalten fehlte, hatte sie verdient.

"Bis jetzt hat es immer gut geklappt. Wir dürfen nicht nachlässig werden und sollten uns nicht einschüchtern lassen. Wir schaffen das. Wir sind gut.", sagte ich und lächelte in die Runde. Die anderen schrien einige Sachen durch die Luft und nachdem sich unsere Hände in der Mitte trafen,  teilten wir uns auf dem Spielfeld auf.

Mein Blick streifte die Masse an Menschen, die am Seitenrand standen. Ich sah Clarissa, wie sie genervt eingemurmelt in ihrem Pullover auf einer der vorderen Bänke Platz nahm. Miss Kingston saß zusammen mit Miss Reyna auf der Trainerbank und mein Blick traf den von Caleb, der zusammen mit Mason etwas weiter weg stand. Lass dich bloß nicht ablenken.

Ich lief in die Mitte und stellte mich vor meine Gegenspielerin. Wir beide schauten uns kurz an und schlugen mit unseren Schläger ein. Es geht jetzt also echt um alles.

*

"Es war schön am Turnier teilgenommen zu haben, aber weiter werden wir nicht kommen.", sagte Olivia und lehnte sich etwas mehr in die Badewanne hinein. Mein Blick schweifte zu Beth, die auf der anderen Seite von mir in der Badewanne saß.

"Glaube doch etwas an uns. Clarissa wird immernoch suspendiert sein. Wir haben gute Chancen zu gewinnen.", sagte Beth und schloss ihre Augen um sich zu entspannen. Ich setzte mich von der kleinen Bank auf den Fußboden und lehnte mich mit meinen Rücken an den Kopf.

Ich wusste nicht mal, dass wir Badewannen im Internat hatten. Man bekommt wohl immer alles zum Schluss mit. Zwischen den beiden Badewannen war etwas Platz und ich nutzte den Platz um mich dort hinzusetzen.

"Willst du nicht doch noch bleiben um das Halbfinale und das Finale zu spielen? In 1 ½ Wochen könnten wir mit dem Pokal durch die Schule laufen?", fragte Beth und war etwas enttäuscht, als ich mit meinen Kopf schüttelte.

Meine Entscheidung steht dieses Mal fest. Ich werde sie nicht ändern. Es ist das beste für alle, wenn ich endlich von hier gehe.

"Ihr werdet das packen. Ich bin mir sicher.", sagte ich und setzte mich wieder auf die kleine Bank.
"Bevor ich aber gehe, muss ich euch allen was zeigen. Kennt ihr die alte Eiche auf dem Schulhof?"

*

Ruhe kehrte langsam im Internat ein und die meisten waren gerade auf dem Weg zum Abendessen. Ich lief nicht wie die meisten gerade aus weiter, sondern bog in den kleinen Flur ab. Ich wollte nicht gehen ohne das Caleb die ganze Wahrheit weiß. Ich würde viel zu viel darüber nachdenken, wenn ich es nicht mache.

Ich lief den kleinen Gang entlang und klopfte an seiner Tür ohne um mich zu schauen. Ich hatte keine Angst mehr vor möglichen Konsequenzen. Miss Kingston wusste von allem, was wollte sie also noch machen? Meine Entscheidung stand fest.

Die Tür öffnete sich im nächsten Moment, aber anstatt Caleb öffnete Mason die Tür. Unsere Blicke trafen sich und er wusste genau was er machen musste.

"Ich wollte sowieso gerade gehen. Wir sehen uns morgen in der Schule.", sagte Mason und nahm zügig seine Sachen um zu gehen. Caleb hatte mich wohl am Anfang nicht gesehen, denn er war etwas verwirrt warum Mason plötzlich ging. Als er mich vor seiner Tür sah, wurde es ihm klar.

"Hey.", sagte er und lehnte sich etwas an den Türrahmen. Ich schaute ihn an und lächelte ihn leicht an.
"Hey. Darf ich rein kommen?", fragte ich ihn und ohne zu zögern nickte er mir zu und ging zur Seite, sodass ich rein kommen konnte. Als die Tür ins Schloss fiel drehte ich mich um und fing direkt an zu reden. Ich hatte viel zu sagen. Ich wollte viel sagen.

"Ich wollte nochmal vorbei kommen, bevor ich gehe.", fing ich an und schaute zu Calebs Gesicht. Er nickte mir zu und lehnte sich etwas an seine Tür.

"Ich will nicht, dass wir im Bösen auseinander gehen, obwohl du nicht den Anschein machst, dass du böse auf mich bist. Das mit den Briefen ist einfach dumm gelaufen und obwohl ich es dir schon gesagt habe, will ich es dir trotzdem sagen: Es war am Anfang mein Plan, aber ich habe mich echt in dich verliebt und nichts war mehr gespielt. Ich weiß, dass es schwer zu glauben ist, immerhin meintest du selber, dass ich meine manipulative Seite nicht ablegen kann, aber ich mei-"

"Olivia hat mir schon alles erzählt.", unterbrach er mich. Ich schaute ihn etwas verwirrt an. Olivia hat was?
"Was?", fragte ich ihn verwirrt und wusste nicht genau, was Olivia ihn erzählt hatte.

"Als du nach dem Streit mit Clarissa weg gegangen bist, saßen Olivia und Ich zusammen und haben auf dich gewartet. Wir sind irgendwie aufs Thema gekommen und sie hat mir alles erzählt. Sie hat mir erzählt, dass du mich nur ausnutzen wolltest, dass du irgendwann gemerkt hast, dass ich wohl doch nicht so schlimm bin und dass du es bereust.", sagte er und machte mich etwas sprachlos.

Er wusste wohl viel mehr als ich dachte.

"Aber ehrlich Louisa, ich weiß nicht was ich über das alles denken soll. Ich dachte, dass seit langen mal wieder jemand was von mir will, ohne direkt irgendwelche Gründe dafür zu haben. Aber am Ende hast du mich genauso enttäuscht wie der Rest. Du kannst froh sein, dass du mich so um den Winkel gewickelt hast, dass meine Liebe für dich größer ist, als der Hass den ich haben sollte.", sagte er und schaute mir in meine Augen.

Es ist nicht selbstverständlich, dass er mir meine Fehler verzeiht. Ich kann ihn seine Gefühle nicht übel nehmen.

"Ich erwarte auch nicht, dass du mir vergibst, weil das kann ich nicht von dir erwarten. Ich will einfach nur nicht mit einem schlechten Gewissen nach Hause gehen. Ich will nicht gehen, wenn ich weiß, dass du meine Sichtweise nicht kennst.", sagte ich und ging wieder einen Schritt näher auf ihn zu. Er schaute mir immernoch in meine Augen und atmete etwas auf.

"Hoffentlich werde ich das nicht noch bereuen.", sagte er und zog mich die letzten Zentimeter zu sich um mich zu küssen.

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