Kapitel 18

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"Olivia etwas schneller!", schrie Miss Reyna und erschreckte Olivia etwas. Man war es nicht gewöhnt, dass sie so schrie, aber immerhin ging es gerade um den Einzug ins Viertelfinale.

Clarissa nahm ihre Drohungen ernst und ließ mich bis zu dem Moment auf der Bank. Selbst als jemand aufgrund einer Verletzung raus musste, nahm sie eine jüngere Schülerin, die nicht mal ansatzweise so viel Erfahrung hatte wie ich. Ich musste mich wohl damit abfinden, dass Clarissa bis zum Ende so zu mir sein wird.

Sie würde schon die Konsequenzen davon tragen. Immerhin lagen wir gerade mit zwei Toren Unterschied hinten. So langsam reflektierte die Unzufriedenheit sich wieder.

"Ganz ehrlich Clarissa, hol endlich Lou rein!", schrie Beth in ihre Richtung und setzte sich demonstrativ auf den Boden. Clarissa lachte Beth kurz etwas aus und spielte einfach weiter. Fiona wollte das Spiel wohl so schnell wie möglich zu Ende bringen und zog Beth wieder auf ihre Beine.

"Es ist echt sehr traurig, dass wir hinter liegen. Woran liegt das?", ertönte die Stimme von Miss Kingston, die mich dieses Mal etwas zum zucken brachte. Wo kam sie plötzlich her? Als ich mich umdrehte stand auch Caleb hinter mir. Wir beide lächelten uns kurz an, aber ich richtete mich im nächsten Moment mit meinen Worten an Miss Kingston.

"Ohne natürlich arrogant herüber zu kommen liegt es daran, dass ich seit Beginn hier sitze und Clarissa einfach eine Egospielerin ist, die nicht abspielen will.", sagte ich offen heraus und lächelte sie etwas an. Als Miss Kingston zu Miss Reyna schaute und sie mit einem einfachen Blick meine Aussage bestätigte, atmete sie auf.

"Beth!", schrie Miss Kingston auf das Feld und lenkte von allen die Aufmerksamkeit auf sich. Beth joggte etwas zu uns und hielt sich schweratmend ihre Hüften. Sie konnte echt nicht mehr. Sie hatte noch nie durchgespielt.

"Tausche mit Louisa. Du kannst dich ausruhen.", sagte Beth und wollte sich schon voller Freude hinsetzen, als sich Clarissa in die Konversation ein mischte. Hatte sie jemand eingeladen? Ich glaube eher nicht.

"Miss Kingston, ich glaube es ist keine gute Idee, dass-"
"Oh doch, ich glaube sogar, dass es eine sehr gute Idee ist. Louisa ist eine gute Spielerin und außerdem kann Beth gar nicht mehr. Keine weiteren Diskussionen, sonst haben wir keine Zeit mehr", sagte Miss Kingston und drückte mir meinen Schläger in die Hand, bevor sie sich mit Caleb auf die Bank setzte. Ich lächelte sie nochmal kurz an und lief aufs Spielfeld.

*

"Clarissa!", schrie ich über das Feld, aber sie wollte den Ball unbedingt behalten. Ihre egoistische Art brachte die Gegnerin dazu ihr wieder den Ball weg zu nehmen. Sie fing an zu fluchen und sah meine verständnislosen Handbewegungen.

Schon und gut, wenn sie mich nicht mag, aber sie verursachte gerade eine Niederlage für uns. Eine bittere. Ich schüttelte meinen Kopf und lief auf sie zu, als durch einen Kontakt zwischen Olivia und einer Gegenspielerin ein Pfiff kam.

"Ganz ehrlich, mir ist es echt egal, dass du mich nicht magst, aber ich bin vorne deine einzige gute Möglichkeit um als Sieger hier heraus zu gehen.", sagte ich, als sie in Hörweite war. Sie drehte sich genervt zu mich um und schüttelte ihren Kopf.
"Ich brauche dich nicht um zu gewinnen.", sagte sie und dachte, dass sie recht hatte, aber sie hatte Unrecht. Sie brauchte mich.

"Kannst du dein Ego nicht einmal zur Seite legen!", schrie ich sie etwas an und traf wohl einen wunden Punkt bei ihr. Sie war eigentlich schon dabei weg zu gehen, aber durch meine Aussage kam sie wieder zurück.

"Ich bin die egoistische hier? Schau dich an! Du hast alles von mir an dich gerissen!", schrie sie mich zurück an. Es ging schon lange nicht mehr um Hockey. Es ging um die Eifersucht von Clarissa. Das war ihr größtes Problem.

"Wie kann man nur so viel Eifersucht in sich haben? Checke es endlich Clarissa: Du bist nicht mehr die beste, du warst nie die beliebteste und Caleb wollte noch nie was von dir. Wie kann man sich so viel einbilden?", sagte ich und lachte etwas über ihre Lächerlichkeit. Vielleicht war mein Lachen das was ihre nächste Reaktion auslöste.

Clarissa schaute mich einfach nur geschockt an und wusste im ersten Moment nicht was sie sagen sollte. Im nächsten Moment drehte sie sich zur Bank um und schaute Miss Kingston an.

"Miss Kingston.", fing sie an und lenkte nicht nur ihre Aufmerksamkeit auf sich. Sie schaute mich nochmal kurz an und schaute dann zu Caleb, bevor sie wieder Miss Kingston anschaute, die etwas verwirrt von der ganzen Situation war.

"Caleb und Louisa haben was miteinander."

*

Es machte mich etwas nervös, dass Miss Kingston so lange hin und her lief. Ich schaute zu Caleb, der etwas gechillter im Stuhl saß und mit seinem Fuß tippte. Sein Blick war auf den Boden gerichtet und er wollte seiner Mutter nicht in die Augen schauen. Ich fühlte mich etwas fehl am Platz. Wieso fühlte ich mich nicht so schlecht wie Caleb? Wieso hatte ich nicht diese Aufregung von Miss Kingston in mir?

"Es sollte mich nicht mal überraschen, da ich es schon geahnt habe, aber ich kann es echt nicht glauben. Was dachtet ihr euch beide dabei?", meckerte sie uns beide gleichzeitig an. Sie wusste nicht auf wen sie mehr wütender sein sollte.

"Um es nochmal klarzustellen: Es ist nicht so wie Clarissa es dargestellt hat. Sie hat es ja so dargestellt ob wir täglich miteinander schlafen, aber das ist ja nicht mal pas-"
"Lou.", unterbrach mich Caleb und schaute mich an. Anhand seines Blickes konnte ich sehen, dass ich meine Klappe halten sollte. Vielleicht war es auch besser so.

"Sie hat aber recht. Wir haben uns nur geküsst. Mehr war da nicht.", sagte Caleb und wollte seine Mutter immernoch nicht anschauen. Diese setzte sich auf ihren Stuhl und schaute mich an. Ich schaute sie mit einem schuldvollen Blick an, obwohl ich nicht mal so viele Schuldgefühle hatte. Das musste sie ja nicht wissen.

"Es ist auch nicht so passiert wie du denkst. Wir beide waren einfach etwas angetrunken und haben nicht über die Konsequenzen nachgedacht.", sagte er und schaute mich an, sodass ich nickte.

Caleb war genauso pfiffig und wollte wohl nur das eine Mal erzählen, wo wir echt angetrunken waren. Sie würde 100% nochmal Clarissa fragen, also sollte er bei dem Kuss auf dem Schulhof bleiben und weder den von der Party erwähnen, noch die aus seinem Zimmer.

"Wenn du jemanden bestrafen willst, dann bestrafen mich. Ich kenne die Regeln und Louisa ist erst neu. Sie kann dafür nichts.", sagte er und wollte die ganze Schuld auf sich schieben, aber das wollte ich nicht. Ich hatte genauso dazu beigetragen. Vorallem ging das erste Mal total auf meine Kappe.

"Naja zu sowas gehören immer zwei Leute, aber es war echt nur eine einmalige Sache. Es war sogar so unnötig und falsch, dass wir davon niemand erzählt haben. Clarissa muss uns wohl gesehen habe, wobei man da auch nochmal sagen muss, dass Clarissa die Nachtsperre gebrochen hat. Naja wir eigentlich auch, aber da-"

"Louisa, halt einfach deine Klappe.", unterbrach mich Caleb wieder und fasste sich durch sein Gesicht. Ich nickte ihn zu und versuchte einige Tränen heraus zu drücken. Als ich spürte, dass die erste kam, schaute ich wieder zu Miss Kingston.

"Bitte schicken Sie mich nicht nach Hause. Ich kann nicht nach Hause. Ich kann meinen Vater nicht sehen. Ich will ihn nicht im Krankenhaus sehen.", sagte ich und verstellte meine Stimme etwas, sodass es glaubwürdiger herüber kam.

Wenn die Reue Karte nicht zieht, muss die Familien Karte heran.

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