#53 Sweet Chaos

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Sie wusste gar nicht, wie ihr geschah, als sich die 5-Jährige Claire auf einmal im Wasser befand. Panisch strampelte sie, um oben zu bleiben. Zwar hatte sie schon das Seepferdchen, aber in so einer Situation und in dem Alter hat man keinen Kopf dafür, wie ein richtiger Schwimmzug aussehen soll. Verzweifelt drehte sie sich im Wasser und rief nach Linda und ihrer Mum. Ein Rettungsboot konnte aufgerichtet werden und die beiden Anderen konnten sich hochretten. Das war sehr weit weg und selbst wenn sie es gewollt hätte, Claire hätte nicht so weit schwimmen können aus eigener Kraft durch die aufgebrachte See. Da entdeckte auch Lindas Mutter das kleine Mädchen. "Omg dahinten schwimmt Claire. Linda Schatz, bleib hier ich werde sie holen. Du weißt, ich liebe dich sehr, also halt durch", damit sprang die Frau wieder ins Wasser. Sie war teilweise geschockt und aufgewühlt von der Situation. Tränen aus Verzweiflung füllten ihre Augen, welche schon von dem vielen Salzwasser brannten. Sie wusste, sie würde es nicht mehr zurück auf das Boot schaffen. Auch ihre Kraft wäre am Ende und außerdem gibt es keinen Patz mehr, denn alle versuchten sich auf biegen und brechen zu retten. Mit ein paar nicht sehr professionellen Schwimmzügen erreichte die Frau die 5-Jährige, welche nun wirklich panisch mit geschlossenen Augen nach Hilfe schrie. Die Mutter nahm Claire erstmal auf den Arm und hielt sich selbst mit Beinbewegungen oben, damit die Kleine nach Luft schnappen konnte und sich etwas beruhigte. Danach schwamm sie zurück zum Rettungsboot, welches drauf und dran war, zurück zu fahren, bevor sie erneut kenterten. Irgendwie schaffte sie es aber, Claire in sichere Hände zu überreichen, bis ihr endgültig die Kräfte versagen. Wenn selbst professionelle Schwimmer in Strömungen Schwierigkeiten bekommen können, wie soll dann eine durchschnittliche Person zurechtkommen? Die kleine Linda schrie und beugte sich über Bord, um ihre Mutter zu erreichen, wurde aber wissend zurückgehalten, nicht wieder ins Wasser zu fallen. Die beiden Mädchen verstanden noch nicht wirklich, was passiert war, aber es war schrecklich...

"Claire", Blakes Stimme klang wie durch Watte, "Claire komm zu dir". Ganz langsam öffnete die 15-Jährige ihre Augen. Blake war über sie gebeugt und fühlte ihren Puls. Noch bevor sie wirklich realisierte, wo sie war, begann sie stark zu husten, durch das ganze Wasser, was sie in ihrer Panik geschluckt hatte. Ihre Klasse war neugierig am Beckenrand und teilweise um sie herum. "Okay, hier gibt es nichts zu gucken, Claire ist wieder wach, also schwimmt weiter und zwar so lange, bis ich wieder da bin. Und wehe, ich sehe dann irgendjemanden in einer Ecke quatschen". Damit scheuchte er die Kinder zurück ins Wasser, nahm Claire im Brautstyle hoch und managte den Weg zur Trainerumkleide. 

Er legte Claire auf eine nicht sehr bequem aussehende Bank in der Mitte und stellte ihre Füße auf. Die Schülerin starrte jedoch nur an die Decke und versuchte sich zu beruhigen. Blake holte sein Handtuch aus seiner Tasche und legte es auf Claire. Es war zumindest der versuch, sie zuzudecken. "Es tut mir leid", flüsterte die Jüngere schließlich. Verwirrt runzelte Blake die Stirn und kniete sich neben sie. Er strich ihr eine nasse Haarsträhne aus der Stirn und erwiderte: "Du musst nicht entschuldigen, wofür solltest du?". "Deine Klamotten sind jetzt ganz nass", sie lächelte schwach, "Außerdem habe ich deinen ganzen Unterricht durcheinander gebracht". "Claire ich habe gesagt, ich passe auf dich auf und dann mache ich das auch. Die Anderen müssen jetzt halt mit dem eigentlichen Bademeister vorlieb nehmen und langweilige Bahnen schwimmen. Das kann sowohl dir, als auch mir egal sein", sagte er beruhigend und sah sie eindringlich an. Claire erwiderte den Blick, aber wurde erneut sentimental. "Ich habe dich angelogen", gab sie kleinlaut zu, obwohl Blake das offensichtlich schon mitbekommen hat, "es lag nicht nur an meinem Körper. Es ist komplizierter". "Das ist okay Claire. Vielleicht erzählst du mir ja nochmal die ganze Geschichte, aber mach dir keinen Vorwurf". Die Schülerin setzte sich langsam auf, obwohl Blake das noch etwas zu früh fand, angesichts ihres Kreislaufs. "Ich dachte nicht, dass das passiert", gab sie zu, "Eigentlich kann ich schwimmen. In der Theorie. Als Schwimmtrainerin habe ich versucht, meine Angst zu bekämpfen und dem Wasser wieder näher zu kommen, aber gerade kam total der Flashback und...". Claire stockte. Ihr Lehrer kniete immer noch vor ihr und stützte sie. "Es ist okay. Bei einem so heftigen Schreck ist es normal, dass man bewusstlos werden kann. Ruh dich aus, du kannst mir wann anders davon erzählen. Wenn es dir lieber ist, bleib einfach hier, auch wenn es nicht sonderlich gemütlich aussieht, aber das sind die Steine dahinten bestimmt auch nicht". "Blake", Claire hielt ihn fest, "Bitte bleib bei mir". Überrascht von der informellen Ausdrucksweise hielt er inne und sah sie an. Doch augenblicklich wurden seine Gesichtszüge weich und er setzte sich neben sie. Claire legte ihren Kopf an seine Schulter, er seinen Arm um sie und ebenfalls seinen Kopf leicht an ihren. Sie brauchte gerade jemanden bei sich. Einfach nur, um nicht alleine zu sein, jetzt, wo ihre traumatische Erinnerung so präsent war. In der langen Zeit hat sie es noch nicht geschafft, es wirklich zu verarbeiten, aber außer Linda wusste auch niemand so genau davon. Mit ihrer Mutter hat sie nie wirklich darüber geredet, was aber häufig ihre eigene Entscheidung war. Jetzt jedoch in diesem Moment war es gut, jemanden zu haben. 

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Danke fürs Lesen ❤️

I love you | SchülerxLehrerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt