#30 Pappmaché

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Am Sonntag war Claire fast den ganzen Tag draußen. So war es nicht so wichtig, was für eine Sauerei sie anstellen würde. Zum Glück fragte ihre Mutter nicht, als Claire einen Haufen alter Zeitungen aus dem Müll fischte. Im Keller fand sie noch Kleister und schwarze Farbe. Schließlich zerriss sie das Papier zu kleinen Stückchen und warf sie in einen großen Eimer. Sie mischte gemäß der Packungserklärung den Kleister an und kippte ihn dazu. Ohne vorher durchzumischen gab sie gleich Farbe rein und sah kritisch in den Eimer, in welchem der Kleister langsam die Zeitung aufweichte und sich teilweise färbte. Als sie sich überwand mit ihrer Hand durchzumischen verzog sie angeekelt von der Konsistenz das Gesicht. Claire zog eine Hand voll halb vermengter Masse heraus und schloss ihre Hand zu einer festen Faust. Dabei quoll das noch nicht fertige Pappmaché zwischen ihren Fingern hervor. Die 15-Jährige lachte über sich selbst und fand gefallen daran, das schmierige Zeug durchzukneten. Ist wohl ne Bäckerkrankheit oder einfach nur Kindheit, welche noch nicht verloren gegangen ist. 

Irgendwann begann sie mehr mit Farben zu spielen. Beziehungsweise mit Grautönen, denn sie müsste die Farbe der Türklinken treffen. Sie hatte extra ein Foto gemacht, aber durch die Belichtung ist es trotzdem kompliziert. Doch die Vorstellung, wie wütend Blake sein würde ließ sie Grinsen. Er sieht süß dabei aus. Abrupt hielt sie inne und hätte sich für den Gedanken am liebsten selbst eine Ohrfeige verpasst. Mit dem schmierigen Zeug in der Hand wäre dass aber dann doch zu viel des Guten. 

Nach einer gefühlten Ewigkeit und schmerzenden Fingern hatte sie dann eine stimmige Konsistenz mit passender Farbe. Claire lief ins Haus und wusch erstmal ihre Hände. Würde nicht viel bringen, da sie noch nicht fertig war, aber für den Moment war es ganz angenehm. Sie hatte schon im Vorfeld eine Plastikdose gefunden. Es war ein kleiner Farbtopf, den man bekommt, wenn man Wände streichen möchte und die Farbe in einem Fachmarkt anrühren lässt. Sie musste dafür echt lange suchen, aber letztendlich hat es sich gelohnt, denn das Eimerchen war perfekt. 

Beim Befüllen gab Claire sich Mühe, große Stückchen zu vermeiden, sodass die Masse umso glitschiger wurde. Als der Becher schließlich randvoll gefüllt mit grauem Pappmaché war, drückte sie zufrieden den Deckel drauf. Sie räumte schnell alles weg und stellte den Eimer zu ihrem Rucksack für die Schule morgen.

-nächster Tag-

Claire hatte Jacksons momentanes Mitleid etwas ausgenutzt und dafür gesorgt, dass sie zuhause bleiben durfte. So konnte sie noch lange bevor die erste Stunde anfangen würde zur Schule. Unauffällig trug sie eine dunkle Jeans und einen schwarzen Kapuzenpulli. Eine Jacke hatte sie nicht, was angesichts der Temperaturen echt dumm war, aber es würde sie sofort verraten. Es war alles ruhig, dennoch duckte Claire sich und zog die Kapuze tiefer ins Gesicht, als sie zu einem Schacht lief, der runter in den Flur des Kunstkellers führte. Die waren meistens nicht verschlossen und die Schülerin hatte Glück. Ihre Kleidung war verdreckt, aber das Übel nahm sie auf sich, als sie schließlich im Gebäude war. Sie wusste nicht, ob schon Lehrer da waren, deshalb unternahm sie eine kleine Schulwanderung unbemerkt zum Klassenraum. Dort angekommen legte sie vorsichtig ihren Rucksack ab und nahm den Eimer heraus. Wäre mies gewesen, wenn er ausgelaufen wäre, aber zum Glück ging alles gut. Claire begann die dickflüssige Masse unter die Türklinke zu schmieren und ans Schlüsselloch. Dabei achtete sie darauf, dass nichts reinlief. Zwar hatte sie sich extra für Pappmaché entschieden, da dies mindestens 12 Stunden zum Trocknen braucht, aber trotzdem hatte sie kein Bock, dass Schloss ersetzen zu müssen. Was den Farbton anging war Claire auch zufrieden. Es war unmöglich den Gleichen zu erreichen, aber er war so ähnlich, dass es nicht auffiel, wenn man nicht darauf achtete. Amüsiert ging Claire im Kopf das Szenario durch, wenn die Schule beginnt und Blake nichts ahnend den Klassenraum aufschloss. Er würde total überrascht auf ihre Falle reinfallen und eine Sauerei an den Fingern haben. Total genervt würde er sie sofort dafür verantwortlich machen, aber sie selbst würde zu diesem Zeitpunkt nur grinsend einen Lolli im Mund zerkauen. 

Frech lächelnd beendete Claire ihr Werk und machte den Becher wieder zu. Sie betrachtete das Ergebnis und dann ihre eigenen Finger, welche sie unbedingt noch waschen müsste. Das war's ihr aber wert für diesen Streich. Doch da hatte sie die Rechnung ohne ihren Lehrer gemacht...

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I know das ist ein relativ anstrengendes Kapitel, aber dafür wird das nächste umso lustiger. Naja für Claire eher weniger, aber das werden wir noch früh genug erfahren~

Danke fürs Lesen ❤️

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