„Guten Morgen, Iwa-chan!" Wie erwartet stand mein bester Freund vor meinem Haus. Sein mürrischer Blick verriet mir schon, dass er keine Lust hatte. Er fuhr sich bedenkenlos durch die dichten, braunen Haare und seine Uniform saß locker an seinem Körper, sogar die weinrote Krawatte hing schlecht gebunden. Er war nicht das, was meiner Erscheinung guttat, doch er tat mir seelisch gut, denn wir sind Kindheitsfreunde. Ohne ihn wäre ich nie so weit gekommen. Egal, wie wichtig mir mein Eindruck ist, ihn könnte ich nie von mir stoßen. Er ist mir wichtig. „Morgen, Ishikawa", zischte er mir zu, als ich zu ihm rüberkam und wir losliefen. Ach, immer diese dämlichen Spitznamen. „Iwalein, nenn mich gefälligst nicht so!" Ich störte mich eigentlich nicht daran, aber es macht Spaß, zu sehen, wie er sich jedes Mal darüber aufregt, wenn ich ihn darauf anspreche. Es macht Spaß mit ihm Zeit zu verbringen. „Hör auf dich so zu benehmen, wenn wir alleine sind. Du weißt, du musst diese Fassade nicht aufrechterhalten", gab er mir mit einem ernsten Ton zu verstehen. Er kannte mich besser, als ich mich selbst. Er wusste, wer ich wirklich bin und wie ich mich eigentlich verhalte, aber ich selbst bin nicht perfekt. Gibt es Fehler, muss man sie überdecken, so ist es bei mir. Ich darf nicht scheitern! Aber bei ihm brauche ich eigentlich keine Angst zu haben. Ja, er ist manchmal grob und wie eine Bestie, doch ich kenne sein Kern. Eine harte Schale, aber ein weicher Kern. Er will nicht, dass ich mich verstelle, tut es aber selber mit seiner Art. Oder er kann einfach nicht zu seinen Gefühlen stehen. „Ich weiß, Hajime. Doch du kennst meine Absichten", sagte ich mit einem genauso kühlen Unterton. Bei ihm brachte Verstellen nie etwas, doch am Ende, wird die Maske ein Teil meiner Haut. Ab einem bestimmten Punkt im Leben, vergisst man sein wahres Gesicht, jedoch habe ich Iwalein, er erinnert mich immer daran, wer ich bin. Ich bin nur ein Jugendlicher, noch. Irgendwann wird jeder meinen Namen kennen und Iwa kann stolz auf mich sein. Das will ich unbedingt. Ich will sein stolzes Grinsen erleben, wenn ich als japanischer Nationalspieler mit ihm auf dem Feld stehe und ihm die beste Vorlage liefere. „Genau das hasse ich auch so sehr, Shittykawa!" Du meinst es doch nur gut, Iwa-chan! Ich hoffe doch einfach so sehr, dass du mir beistehst. Er wollte grade ausholen, um mir eine zu verpassen, doch dann ertönte schon die hohe Stimme meiner Freundin. Ich habe gar nicht bemerkt, dass wir schon an der Kreuzung angekommen sind, wo wir sie immer abholen. Ich war so sehr auf meinen besten Freund fokussiert, dass ich sie vergaß. Aber sie kommt gerade richtig. Noch gerade so seinen Angriff überlebt! „Guten Morgen." Eine sanfte und elegante Stimme, passend zu ihrer Trägerin. Porzellan ähnliche Haut, strahlend grüne Augen, volle, rosane Lippen und ein Lächeln, welches alle blendet. Ihre dunkelblonden Haare waren schulterlang und ansehnlich gestylt. Alles an ihr war stimmig. Kazumi ist genau das, was zu meinem Ziel, der Perfektion, passt. Sie ist die ideale Freundin. Das klang wieder ziemlich krank. „Guten Morgen, mein Schatz. Gut geschlafen?" Ich nahm die ein Meter sechzig Zentimeter große Zweitklässlerin in den Arm. Sie ist wunderschön. „Kommt schon, ich will jetzt nicht zu spät kommen", fauchte Iwa und ich beendete sofort die Umarmung mit Kazumi. Hajimes Stimme ließ immer und immer wieder ein Schauer auf meiner Haut los. Der bringt mich um meinen Verstand! Ich klatschte einmal in die Hände und legte dann ein Arm um meine Freundin. An ihrer Seite muss ich auch scheinen, dass sogar heller als die Sonne. „Ab zur Schule!" Meine Begleiter stimmten augenblicklich zu, weshalb wir den Weg weitergingen. An den Straßen reihen sich Familienhäuser, sowie Kirschblütenbäume, die aber noch nicht in ihrer Blüte stehen. „Habt ihr heute Training?" Selbstverständlich! „Ja, was denn sonst? Wir müssen die Erstklässler foltern. Du hast doch heute selbst AG", antwortete mein bester Freund auf die Frage meiner Freundin. Sie ist doch jetzt in der Musik-AG. Ich finde den Klub sinnlos, was bringt es, etwas zu machen, indem man keine Erfolge erzielen kann. Klar, sie kann wunderschön singen, doch für ihre Zukunft bringt es nichts. Ich weiß doch, dass sie ein durchschnittlicher Job haben will, mit zu vorherigem Studium, da braucht sie die Musik nicht. Das ist Zeitverschwendung! Ein Leben ohne ein Ziel ist nicht lebenswert, nur unnötig. Aber ich respektiere ihre Entscheidung und das sollte sie bei mir auch.

AdiósWhere stories live. Discover now