26.Kapitel

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Lachend warf ich Mehl auf Malena, die das selbe bei mir tat.

»Jetzt lass doch das arme Mehl in Ruhe. Das brauchen wir noch für die Cookies. Gib mir lieber die Schokolade«, forderte Malena mich auf und zog einen Schmollmund. Ich lächelte, warf eine weitere Prise Mehl auf sie und reichte ihr schließlich die Packung mit den Schokodrops.

»Perfekt. Dann müssen wir die jetzt irgendwie in den Teig bekommen.« Malena legte den Kopf schief und ich nickte. Ein paar Sekunden später war die Schokolade im Teig, die Cookies geformt und im vorgeheizten Ofen. Zusammen mit Malena saß ich auf unserer Hängematte, von der ich gar nicht wusste, dass ich sie besaß. Lächelnd betrachtete ich Malena. Sie hatte noch Mehl in ihren Haaren, genauso wie ich wahrscheinlich auch.

Gerade erzählte sie mir irgendeine Geschichte und lachte dabei. Glücklich lehnte ich mich an sie und wir aßen unsere Cookies, die noch warm waren. Bei Malena fühlte ich mich geborgen.

Ich gähnte und schlug meine Augen auf. Es war noch dunkel in meinem Zimmer. Wie viel Uhr war es? Grummelnd drehte ich mich auf die andere Seite und prüfte die Uhrzeit auf dem Wecker auf meinem Nachttisch. Halb zwei. Ich stöhnte und vergrub mein Gesicht in das Kissen. Warum war ich jetzt schon wach? Ich schloss wieder meine Augen und meine Gedanken schweiften ab. Malena und ich beim Backen von Cookies. Hatte ich das gerade eben wirklich geträumt? Schlagartig wechselte meine morgenmuffelige Stimmung zu einer niedergeschlagenen, aber gleichzeitig auch leicht glücklichen Stimmung. Malena fehlte mir. In letzter Zeit nahm sie viel Abstand von mir und unser Kontakt beschränkte sich auf das Notwendigste. Das kam aber nicht von mir aus. Im Gegenteil, ich hatte mehrmals allen Mut zusammengenommen und versucht, wieder mehr mit Malena zu machen, doch sie blockte jeden meiner Versuche ab. Ich wusste nicht, wieso sie so reagierte. Hatte ich etwas falsch gemacht? Ich wusste es nicht, traute mich aber auch nicht, sie zu fragen. Ich seufzte. Es tat weh, sie so zu verlieren. Ich vermisste sie. Tränen stiegen mir in die Augen und ich blinzelte sie weg. Wenn ich jetzt anfing zu heulen, konnte ich gar nicht mehr einschlafen. Apropos schlafen, warum hatte ich überhaupt von Malena geträumt? Ich dachte oft an sie, ja, aber beschäftigte es mich wirklich so sehr, dass ich davon sogar träumte? Diese Tatsache erschütterte mich. Ich wusste zwar, dass ich Malena wirklich mochte, aber sie schien mir nie so wichtig zu sein, dass die Sehnsucht nach ihr so groß war, um das in einem Traum zu verarbeiten. Ich schluckte. Diese Erkenntnis machte mich nachdenklich. Vermisste Malena mich auch so sehr wie ich sie? Oder war sie erleichtert, dass wir kaum noch etwas gemeinsam machten? Das konnte gut sein, schließlich hatte sie auch noch Cara und die beiden waren so glücklich miteinander.

Ich starrte ins Leere. Mein Herz schmerzte. Wie konnte ich nur zulassen, dass es so weit kam? Ich wollte das doch nicht. Einsamkeit kam langsam in mir auf und zog über mich. Ich fühlte mich nicht gut, Alles war so erdrückend. Die Fröhlichkeit vom Traum war vollkommen verschwunden. Sie hatte sich wie in Luft aufgelöst. Stattdessen war hier nur noch diese Leere, die ich nicht besser beschreiben konnte. Die ganzen Ferien über war ich schon alleine zuhause. Mit Markus war ich nicht mehr zusammen und er zeigte auch keinerlei Interesse trotzdem, als Freunde, etwas miteinander zu machen. Mit Malena war es dasselbe. Nur Lienchen opferte ihre Zeit für mich, wofür ich ihr wirklich dankbar war. Das heiterte mich ein wenig auf. Lienchen war immer für mich da. Das schätzte ich sehr.

»Natalie, lass es gut sein. Ich habe mich entschieden. Es ist wirklich am besten so«, sagte mein Vater zwar laut, aber sichtlich entkräftet und ich versteifte mich sofort. Das hörte sich nicht gut an. Bis jetzt hatte ich meine Eltern nur murmeln gehört. Ich richtete meine ganze Aufmerksamkeit auf ihr Gespräch.

»Aber wie stellst du dir das vor? Was ist mit Katharina? Was ist mit deinem Leben hier?« Meine Mutter machte eine Pause. »Was ist mit mir?« Ihre Stimme brach und ich setzte mich aufrecht auf mein Bett. Von was sprachen die beiden? Was verheimlichten sie mir?

Mehr als nur extrem schüchtern | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt