Kapitel 10 - Sich öffnen.

7.4K 597 22
                                    

Oh scheiße.

Ich biss die Zähne zusammen und spannte mein Unterkiefer dadurch an, während mein Blick immer noch auf Katherine hing. Ihre Augen beobachteten Kyle’s Hand wie irgendeine komische Spezies und sie fing an langsam zu zittern, worauf ich die Tür öffnete und aus dem Auto stieg. Mit schnellen Schritten ging ich auf’s Restaurant zu und stürmte rein, mein ganzer Körper steif vor Aufregung. Wenn sie hier ausrastet, wird man sie für verrückt erklären… Als ich bei ihrem Tisch ankam, bemerkte mich nur Kyle und sah verwirrt zu mir rauf, während er meinen Namen aussprach. Jedoch Katherine schien meine Anwesenheit gar nicht zu bemerken und war wie in ihren eigenen Albträumen gefangen. Sie begann schwerer zu atmen und Kyle fiel das auch auf, denn er beugte sich rüber und fragte sie was los war, selbst wenn ich wusste sie würde nicht drauf reagieren. 

Wütend -aus irgendeinem Grund- nahm ich Kyle’s Hand und die Salvierte neben seinem Teller, bevor ich sein Finger einwickelte um das Blut zu verstecken.“Geh ins Bad und wasch das Blut von deiner Hand. Jetzt.“ Kyle’s Gesichtsausdruck war voller Fragen und ich verstand das, jedoch war ich froh, als er einfach auf mich hörte und etwas unsicher aufstand um rüber auf die Toilette zu gehen. Langsam kniete ich mich hin vor Katherine und sah ihr dabei zu wie sie gegen ihren Tränen kämpfte, ihre Augen immer noch voller Schock und Panik.“Katherine…“ sie reagierte nicht.“Katherine…“ sie reagierte immer noch nicht, also entschied ich mich andere Mittel zu benutzen. Mit einem Seufzen stand ich auf und guckte mich auf dem Tisch um. Dann nahm ich ein Gals Wasser und schüttelte es ihr direkt ins Gesicht, worauf sie laut nach Luft schnappte, als wäre sie grade aufgewacht. Verwirrt sah sie mich an und ihre Tränen entwischten ihr.“Jay?…“ war das letzte das sie sagte, bevor sie ohnmächtig wurde und direkt in meine Arme flog. 

—∞— 

Wir saßen in meinem Auto vor unseren Häuser. David ist bereits reingegangen und Kyle ist gegangen nachdem ich ihm gesagt habe, dass ich Katherine Nachhause fahre. Im Auto war es still, das Radio war aus und da es schon ziemlich spät war, hörten wir auch draußen weder Vögel noch sonst was. Nur Stille. Aber was mich wunderte war, dass es keine unangenehme Stille war. Wir waren beide in Gedanken versunken, dachten wahrscheinlich über Dinge nach die der andere gar nicht vorstellen könnte und so verging die Zeit. Einerseits saßen wir noch im Auto, weil sich Katherine am Anfang noch beruhigen wollte und sich tausend Mal bedankt/entschuldigt hatte, jedoch vielleicht 20 oder 30 Minuten später, saßen wir nur mehr im Auto weil es sich…gut anfühlte. 

“Denkst du…,“ begann sie plötzlich und ich guckte zu ihr rüber, ihr Gesicht voller Verwirrung und Angst. Sie spielte mit einer Locke zwischen in ihren Fingern und mied mein Blick, was mir zeigte, dass sie nervös war.“Denkst du, ich bin verrückt…oder sowas?“ selbst wenn ich es mit allen Mitteln versucht habe, ich wusste, ich konnte mich nicht länger von ihr fernhalten. All die Geheimnisse die sie in sich verborgt, ich wollte sie alle wissen und wenn mich jemand darin hindert, würde es ihm schlechter ergehen am Ende als mir. Es interessierte mich nicht mehr, ob es einen Sinn ergibt wenn ich mich hier reinsteigere oder was passiert nachdem ich alles über sie rausgefunden habe, ich wollte wissen warum sie die Dinge tat, die sie tat. Warum sie Nachts schreit, warum sie Tags lächelt und jedem so sehr hilft, praktisch nie nein sagt. Ich wollte alles erfahren.“Nein. Das denke ich nicht.“ antwortete ich auf ihre Frage und sofort schossen ihre blauen Augen zu mir rauf. Sie war überrascht, wenn nicht schon geschockt über die Aussage und sah mich verwirrt an. Ihre Augen musterten mein Gesicht und ich erwischte mich selber dabei, wie ich ihr Gesicht musterte. 

Ihre leicht sichtbaren Wangenknochen. Ihre herzförmige, pinke Lippen. Diese kleine Stupsnase mitten in ihrem Gesicht und natürlich diese wunderschöne, aber leere blaue Augen. Warum konnte ich mein Blick nicht von ihr abwenden? Warum hatte ich das Bedürfnis sie anschauen oder so oft an ihr denken zu müssen? Und wieso, wieso um aller Welt konnte ich mich nicht von ihr fernhalten?“Ich denke nicht, dass du verrückt bist. Aber, ich will mehr über dich erfahren. Und nicht über Katherine Moore das perfekte Mädchen aus der Schule, die einfach jeden Tag lächelt, selbst wenn ihr Lächeln nicht echt ist. Und auch nicht das Mädchen das Nachts weint und sich die Seele aus dem Leib schreit. Ich will dich kennen lernen.“ sie starrte mich unwissend an. Als würde sie nicht glauben was ich sage und ehrlich gesagt, konnte ich es selbst kaum fassen. Sowas war nicht üblich bei mir, einfach so etwas zu sagen, generell was zu sagen war nicht üblich bei mir. 

“Glaub mir…“ sie öffnete die Autotür und ließ die kalte Luft herein, worauf ich gleich eine Gänsehaut bekam und sie nahm ihre Tasche,“Das willst du nicht.“ sie stieg aus und ging vor dem Auto auf die andere Seite, also auf meine Seite um zu ihrem Haus zu gehen und ich stieg auch aus. Mit einem Schwung zog ich sie an ihr Arm zu mir zurück und sah ihr direkt in die Augen.“Doch. Ich will es. Ich will es so sehr, ich will dich kennen lernen. Lass mich dich kennen lernen.“ ich hielt immer noch ihr Arm und starrte ihr zum ersten Mal nicht gefühllos in die Augen. Sie schien überrumpelt zu sein, als wüsste sie nicht genau was sie antworten soll und das verstand ich. Aber sie hatte keine Ahnung, wie sehr ich sie näher kennen lernen wollte. Sie riss plötzlich ihr Arm aus meinem Griff und fuhr sich panisch durch die Haare, bevor sie sagte.“W-was soll das überhaupt? Warum willst mich plötzlich kennen lernen, wenn du doch nie mit jemanden redest und ungefähr so viel Gefühl in dir hast wie ein Stein! Willst du mich bloßstellen wenn du alles über mich erfahren hast? Damit du dich über mich lustig machen kannst, ich versteh nicht—“ 

“Nein. Nein, das will ich nicht. Du hast Recht, ich war so, ich wollte mich nie mit jemanden unterhalten. Menschen waren mir völlig unnötig, sind sie noch jetzt, Gefühle hatte ich kaum und das fand ich auch gut so!“ ich weiß nicht so Recht wie das zu einem Streit geführt hat, aber ich würde jetzt nicht aufhören. Ich musste alles über sie wissen.“Doch dann kamst du in mein Leben und brachtest mich dazu, wieder zu fühlen.“ 

“Was meinst du damit? Ich versteh nicht..“ 

“Nicht nur du bist verkokst im Inneren, Katherine. Jeder von uns hat Geheimnisse.“ ihre Augen durchbohrten mich, sie suchten nach einem Zeichen von Unehrlichkeit, irgendwas das ihr zeigen könnte das ich lüge, doch das war nicht so. Um genau zu sein, war ich noch nie so ehrlich gegenüber jemanden wie jetzt. Seit sie ohnmächtig wurde in meinen Armen an diesem Tag, hatte sie etwas in mir bewirkt und brachte mich dazu wieder Dinge zu fühlen. Eigentlich hätte ich schon da wissen müssen, dass ich ihr nicht so einfach aus dem Weg kann und wie es das Schicksal so will, zog sie genau mir gegenüber. Und ich durfte Seiten an ihr entdecken, die noch keiner gesehen hat, Seiten an ihr sehen, die mich selber zum Nachdenken erregt haben und eher ich mich versah, hatte ich wieder Gefühle.“Du willst mich, also kennen lernen?“ fragte sie, ihre Stimme sanft und verunsichert, worauf ich nickte.“Dann lass mich dich auch kennen lernen.“ 

Re-feelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt