Kapitel 9 - Timing.

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Dr.Reynolds’s Sicht. (Der Arzt/Therapist von Jay und Katherine).

“Noch nie habe ich mehr Mitleid mit Menschen gehabt, als mit diesen beiden. Die haben so viel Schlimmes erlebt und so viel Pech im Leben gehabt, während sie beide noch nicht erwachen waren, das ist unglaublich.“ ich setzte mich zum Esstisch und lockerte meine Krawatte um mein Hals, während Jade auf mich zu kam. Sie küsste meine Wange und begann leicht meine Schulter zu massieren, worauf ich mich automatisch entspannter fühlte.“Schatz, deshalb liebe ich dich ja so sehr. Deine Patienten gehen dir wirklich ans Herz. Aber weißt du,“ sie setzte sich in mein Schoss und ich legte eine Hand auf ihrer Taille, während ich mit der anderen einer ihrer Strähnen hinter ihr Ohr steckte.“du erzählst mir immer wieder wie schlimm diese zwei es hatten, erwähnst aber nie Namen oder was denen genau zugestoßen ist.“ seufzend legte ich mein Kopf auf ihre Schulter und atmete ihr neues Parfüm ein, welches ich ihr grade erst zum Geburtstag geschenkt hatte.“Du weißt doch, ich stehe unter Schweigepflicht.“ 

“Ich weiß, ich weiß.“ als sie aufstand schlug ich ihr spielerisch auf ihr Hintern, worauf sie nur lachend rüber in die Küche ging.“Manchmal habe ich das Gefühl deine Arbeit liebst du mehr, als mich.“ scherzte sie und ich ließ mein Kopf nach hinten fallen, damit ich sie in der Küche beobachten kann. Das kleine Radio war an und sie summte leicht mit, während sie ihre Hüfte hin und her wackelte, gemeinsam mit ihrem tollen Hintern. Lachend stand ich auf und ging zu ihr rüber, bevor ich meine Arme von hinten um ihre Taille wickelte.“Das geht doch gar nicht. Aber, ich kann einfach nicht aufhören daran zu denken was diese Kinder wohl durchmachen mussten. Und das verrückteste ist, sie scheinen ziemlich normal zu sein, wie ein Teenager mit ein paar Komplexen. Jedoch wenn man genauer hinschaut, merkt man wie verloren sie eigentlich sind.“ 

Jay’s Sicht. 

Nachdem mich David den ganzen Tag über damit nervte, dass wir unbedingt dort hingehen müssen und wenn ich nicht mitgehe, wird er mich für die restliche Zeit die er hier ist, auch nerven willigte ich schließlich ein und zog mich an. Es war lange her seitdem ich aus dem Haus ging um auf ein Konzert zu gehen oder mich zu ‚amüsieren‘, aber das fand ich gut so. Keine Ahnung warum, aber ich wollte es nicht ändern, selbst wenn ich wusste, dass ich nun sowieso gehen muss.“Hey, Jay?“ ich drehte mich zu David und weitete meine Augen, als ich bemerkte, dass er nichts anhatte. Rein gar nichts. 

Schnell drehte ich mich in die andere Richtung und rollte genervt mit meinen Augen.“Zieh dir was an wenn du mit mir redest. Ich habe keine Lust dein Schwanz zu sehen, während du redest.“ ein paar Sekunden vergingen ohne das er was sagte und ich verzog in Ekel mein Gesicht, als wieder das Bild kam wie er nackt beim Türrahmen steht.“Okay, kannst gucken.“ ich drehte mich um und bemerkte, dass er sich zumindest Boxer angezogen hatte, worauf ich ihn seufzend ansah.“Also, was ist?“ ich zog mir ein anderes T-shirt an und richtete ihn, damit er auch richtig sitzt und setzte mich dann auf’s Bett.“Können wir auch noch was essen nach dem Konzert? Wir könnten ja zu diesem Chinesischen Restaurant, ich will dort wirklich essen gehen.“ ich seufzte nur und nahm einer meiner Schuhe um ihn an zu ziehen.“Dann geh doch alleine hin, wenn du so sehr gehen willst.“ antwortete ich und machte mir die Schnürsenkel zu, bevor ich mir auch den zweiten Schuh nahm und ich ihn seufzen hörte.“Komm schon. Wir können es uns auch zum Mitnehmen nehmen.“ 

“Ich habe nein gesagt.“ ich stand auf und ging rüber zu ihm, meine Schulter leicht gegen seine geschubst während ich neben ihm ein Schritt vorbei ging.“Und dabei bleibt es auch.“ 

—∞— 

Während der Fahrt zwang mich David irgendwelche Lieder anzuhören die total schwachsinnig und nervig waren. Irgendwie hatte ich so lange kein Radio mehr gehört, dass ich nicht mitbekam wie schwachsinnig die Texte von den Liedern waren die heutzutage gemacht worden. Nach 20 Minuten Fahrt und mehreren idiotischen Liedern, kamen wir schließlich an einer riesigen Wieso an, Autos überall in der Nähe geparkt ohne einen wirklichen Parkplatz und eine riesige Bühne am Ende der Wiese, drauf ein paar Menschen die Instrumente aufstellten. Seufzend stiegen wir aus und ich sperrte mein Wagen, bevor wir nach vorne gingen zu den anderen Menschen die überall herumstanden.“Wann fängt die Band an?“ fragte ich David und bemerkte, dass er gar nicht neben mir war. Verwirrt guckte ich mich herum und sah, dass er bereits ganz vorne stand und durch alle Menschen gedrängelt ist. Seufzend kratzte ich mich am Hinterkopf und drängelte mich ebenso durch, worauf mich ein paar Menschen wütenden schubsten. Als ich endlich bei ihm ankam, grinste er mich groß an und ich warf ihm nur ein genervten Blick zu, bevor ich mich zur Bühne drehte. 

Die Band stellte sich langsam auf und ungefähr 5 Minuten später begrüßten sie uns. Die Band bestand aus einem schwarz haarigem Typen mit vielen Tattoos in der Mitte, also der Liedsänger. Aus einem Drummer da hinter und zwei Gitarristen auf beiden Seiten, einer Bass und einer E-Gitarre.“Ich lege jetzt keine Rede hin, lass uns einfach diese scheiße starten, hab ich Recht!?“ schrie er und jeder -vor allem David- begannen laut zu jubeln, worauf die Band auch gleich anfing zu spielen.“1! 2! 1, 2, 3, 4!“ und alles ging los. Die E-Gitarre war so stark zu hören, dass ich selbst meine eigene Gedanken kaum richtig fassen konnte. Die Menschen um uns herum gemeinsam mit David begannen rauf und ab zu springen über den Bass, während der Drummer so schnell auf den Schlagzeug zu schlug, dass ich es nicht einmal richtig sehen konnte. Zu all dem passte die Stimme von dem Typen richtig gut, sie waren zusammen eine richtige Band, eine Band die man gerne hört. 

David schrie mich grinsend an und sang die Zeilen mit, während er sein Arm um meine Schulter legte und mich somit zwang auch auf die Musik herum zu springen. Die Menschen drängelten weiter, die Musik wurde lauter und die Luft dünner. Vier Songs später hielt ich es nicht mehr aus, selbst wenn die Musik mir gefiel und entschied mich ein wenig zurück zu ziehen. Schwer atmend setzte ich mich wieder in mein Auto und kurbelte mit einem Knopfdruck alle Fenster wieder hoch um die Musik zu dämmern. Als mein Puls sich wieder begann zu beruhigen, schloss ich die Augen und ließ mein Kopf nach hinten fallen, die Erinnerungen mal wieder einmal anwesend. 

“Ich will das nicht hören…mach das es aufhört…“ flüsterte ich und hielt meine Hände an meine Ohren. Hin und her schaukelnd flüsterte ich mir weiterhin Wörter zu um ein wenig alles auszublenden und machte dann die Musik an. Die Melodie überfüllte alles und dämmerte die Schreie meiner Mutter. Die Kopfhörer in meinen Ohren taten weh, aber ich hielt es aus und weinte mich in den Schlaf. 

Durch ein Klopfen an dem Fenster schrak ich wieder aus meinen Erinnerungen heraus und sah David mich verwirrt anstarren, worauf ich die Sperrung von der Tür aufhob. Er stieg ein und machte die Tür laut wieder zu, worauf wieder ganz nach vorne sah.“Gehts dir gut?“ ich hörte die Sorge aus seiner Stimme raus und rollte die Augen.“Klar. Will einfach Nachhause.“ ich startete den Motor und hörte ihn seufzen, doch war erleichtert als er nichts dazu sagte und zuließ, dass wir Nachhause fahren. Bei dem chinesichen Restaurant mussten wir anhalten, da David keine Ruhe gab und ich blieb daweil im Auto. Doch als ich raussah aus dem Fenster, sah ich wie Katherine gemeinsam mit Kyle im Restaurant sitzt beim Fenster und sie lächelte. Obwohl ihr Lächeln so wie immer nicht wirklich echt war, schien sie Spaß zu haben und sich wohl zu fühlen. 

Das bis Kyle plötzlich mit dem Messer auf seinem Teller beim Schneiden wegrutschte und sich voller Wucht ins Finger schnitt. Blut tropfte langsam aus seinem Finger und ich erinnerte mich an dem Vorfall in Katherine’s Zimmer, als sie sich die Hand geschnitten hatte. Mein Blick flog direkt zu ihr rüber und ich war genau so wie schon damals, erschrocken über ihr Gesichtsausdruck. Panik, Furcht und Hilflosigkeit stand ihr alles ins Gesicht geschrieben, ihre Hände fest an die Tischkanten gekrallt und ihre Augen nie weg von der schon blutüberfüllten Hand von Kyle. 

Oh scheiße.

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