1. Leonie

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Leonie, gerade einmal süße 18 1/2 Jahre alt und schon jetzt mit dem Leben komplett am Ende. Sie war eins dieser Mädchen denen man schon früher immer gesagt hatte „Du wirst niemals etwas erreichen" und es schien so als hätte sie sich diesen Satz zu ihrer persönlichen Lebensaufgabe gemacht.
Der Schmerz in ihre blauen Engelsgleichen Augen geschrieben und die dunklen Schatten unter ihren Augen spiegelten die Dunkelheit der Nacht wieder. Denn die Nacht war ihr zu Hause und der Tag ihr größer Feind. Denn er erinnerte sie jedes Mal an alles was sie mal war, was sein wollte und jetzt doch alles nicht ist.
„In der Sonne glänzt das Elend dreckiger als im Mondlicht.", sagte sie immer leicht melancholisch, wenn man sie auf ihren doch so offensichtlich kaputten Schlafrhythmus ansprach. Doch der kaputte Schlafrhythmus war noch eins ihrer kleinsten Probleme. Ihr Leben war ein einziger großer Trümmerhaufen, der von Tag zu Tag immer größer wurde. Denn die Scherben häuften sich auf ihrem Weg, auf dem jeder Schritt so schwer war und man nie wusste welche dunkle Überraschung das Leben für sie hinter der nächsten Ecke bereit hielt.
In ihren 18 Jahren hatte sie vermutlich schon mehr Schmerz erlebt und mehr Dunkelheit gesehen als es die meisten Menschen im gesamten Leben tun. Und trotz der kaputten Hülle schlummert in diesem kleinen zarten sehr nieder gekommenen Körper doch noch ein wacher lebhafter Geist. Eigentlich unvorstellbar. Doch mit jedem Sonnenuntergang verschwand dieser Geist immer mehr aus ihren Augen, denn die Drogen beherrschten schon lange ihr Inneres.
Man hatte sie oft gefragt wie sie ihren Verstand noch nicht hatte verloren. „Das ist alles was mir bleibt.", sagte sie immer.
Leonie war wie ein Buch. Ein Buch voller Lebensweisheiten, denn sie hatte das Schlimmste erlebt und das Grausamste gesehen dass dieses Leben zu bieten hatte.
Oma Lisa sagt immer: „Wenn Leonie ein Sprichwort wäre dann würde ich ihr Da sein mit dem Spruch zur falschen Zeit am falschen Ort beschreiben." Oma Lisa war nicht wirklich Leonies Oma. Sie war lediglich eine alte sehr dünne und rätselhafte Dame die schon seit Jahrzehnten am Hauptbahnhof ihre Tage und Nächte verbrachte. Sie kannte alles und jeden und jeder kannte sie. Sie hatte Leonie mit der Zeit lieb gewonnen und hatte immer ein Auge auf das junge Mädchen geworfen, wenn sie mal wieder ihre „rote Runde" machte, wie Oma Lisa es gerne nannte. Die rote Runde war eine von vielen Routen, auf denen Leonie verschiedene Schattenfiguren mit Drogen versorgte, eine war düsterer und verängstigender als die nächste. Leonie sagte immer sie würde Visionen und Träume verkaufen. Eine schöne Umschreibung für Crack und den ganzen anderen Scheiß, der dem Leben in der Dunkelheit ein bisschen Glanz verliehen sollte. Keine von diesen Routen war safe, doch die rote Runde war mit Abstand Leonies gefährlichste und das wusste auch Oma Lisa. Sie hatte immer Angst wenn Leonie auf diese Runde aufbrach, denn sie wusste genau so gut wie Leonie selber dass die Straße früher oder später jede Seele  komplett verschlingen würde.
Doch Leonie hatte so viele Probleme im hier und jetzt das sie keine Zeit für irgendwelche Zukunftsgedanken hatte. Und das war vielleicht das was sie am Leben hielt und ihr gleichzeitig zum Verhängnis wurde.
Doch das war keines Wegs immer immer so gewesen und es gab Zeiten in ihrem Leben, da hatte sie eigentlich ein sehr schönes Leben. Eine Zukunft die nicht aus Dreck und Dunkelheit bestanden hatte. Sie hatte ein gutes durchschnittliches Leben geführt. Nichts außergewöhnliches oder dramatisches, worüber man Bücher schreiben würde oder was man in den Filmem sehen würde aber alles in allem eigentlich ein gutes Leben. Sie war ein ganz normales Mädchen. Durchschnittlich, nichts besonderes. Mit ihren 1,65 m und einem Körpergewicht von 55 kg wirkte sie eher unscheinbar. Ja, sogar so wie jedes dritte Mädchen wirkte. Und am Anfang war sie das wahrscheinlich auch noch. Jedenfalls bist zu ihrem 14. Lebensjahr und einem tragischen Schicksalsschlag der alles veränderte.
Doch auf den Straßen, die Leonie inzwischen schon ihr Zuhause nannte war nichts und niemand sicher. Jeder war Jäger und Gejagter zugleich und jede Nacht ging das Spiel von vorne los. Doch wehe man macht auch nur einen Fehler. Denn selbst der kleinste Fehler konnte einem hier zum Verhängnis werden. Und das wussten alle. Jeder kämpfte hier für sich alleine und jede traurige Seele, die so verloren durch die Dunkelheit der Nacht wanderte versuchte einfach nur ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Denn diese Welt, in der Leonie inzwischen zuhause war war dunkle und düster. Diese Welt wollte keiner sehen. Selbst Leonie nicht.

Ich hoffe euch gefällt dieses neue Buch und ihr seid gespannt wie es weiter geht. Vergesst nicht für mich abzustimmen und ich freu mich über jeden Kommentar von euch. 💜💜💜

World of shadows On viuen les histories. Descobreix ara