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Egal wie schlecht ich mich gestern auch gefühlt hatte, heute schien es mir noch seeehr viel schlechter zu gehen.

Es war beinahe ironisch, denn obwohl ich nicht zum ersten Mal in meinem Leben einen Kater hatte, fühlte es sich doch wie das erste Mal aber an.

Die Wirkung von hohem Alkoholkonsum blieb leider immer die Gleiche und das änderte sich auch nicht, egal wie oft ich sinnlos trank und feierte. An meinem Zustand war ich ganz allein Schuld, und während man meinem vierzehnjährigen Ich dieses Verhalten vielleicht noch entschuldigen konnte, gab es schon lange keinen Grund mehr, von den Folgen überrascht zu sein. Ich war alt genug und Magenschmerzen, Kopfschmerzen, oder auch fehlendes Erinnerungsvermögen waren keine Symptome, die mir nicht schon bekannt waren und wie es Gott so wollte, mir auch heute leider nicht erspart blieben.

Es war grausam, aber um nicht weiter in Selbstmitleid zu baden und einem guten Zustand nachzutrauern, versuchte ich den dumpfen Schmerz in meinem Kopf möglichst zu ignorieren und mich mühsam aufzusetzen.

Viel geschlafen hatte ich bisher bestimmt noch nicht - wenn ich aus dem Fenster schaute, war es draußen auch noch immer dunkel - und mit zusammengekniffenen Augen versuchte ich mich im Raum zurecht zu finden. Ich wusste aber leider nicht wo ich war, nur wage konnte ich mich an gestern Nacht noch erinnern und bevor ich Zeit hatte das Zimmer als Alicias zu erkennen, war ich bereits aufgestanden und suchte hastig das nächste Badezimmer.

Es war beinahe ein Wunder, dass ich es ohne große Probleme auch fand und mit dem Versprechen, es nicht noch einmal dermaßen bei einer Party zu übertreiben, stolperte ich zurück in Alicias Zimmer und legte mich auf ihr Sofa.

Es war nicht besonders bequem, aber das bemerkte ich in meinem Zustand ohnehin nicht, und anstatt auf dem Boden nach der herunter gefallenen Decke zu suchen und sie auch zu benutzen, versuchte ich, eine angenehme Position zu finden und schlief wenige Sekunden später auch wieder ein.

Besonders gut und erholsam war dieser Schlaf nur leider nicht. Ich war unruhig, träumte einige wirklich seltsame Dinge und hatte ständig das Gefühl, von jedem kleinen Geräusch geweckt zu werden. Sehr wahrscheinlich war das aber eine Lüge, wirklich Aufwachen tat ich erst, als es mehrmals laut an der Tür klopfte und dementsprechend verwirrt öffnete ich langsam meine Augen.

Mehrfach blinzelnd versuchte ich mich in dem jetzt verdunkelten Zimmer zurecht zu finden und anstatt mich über die zugezogen Gardinen oder auch meinem wieder zugedeckten Körper zu wundern, rieb ich mir nur müde über die Augen. Ich fühlte mich noch lange nicht fähig dazu, überhaupt irgendetwas an meiner Situation zu verstehen, und bevor ich Zeit hatte mich zu fragen, wer noch immer an der Tür klopfte, wurde diese bereits geöffnet.

Ich konnte meinen Augen kaum glauben, es war, als spielte ich die Hauptrolle in einem schlechten Film, und ich wünschte, nur das wäre es auch gewesen. Vielleicht hätte ich über meine Situation dann sogar lachen können und würde mich nicht - wie ich es gerade tat - in Grund und Boden schämen, aber leider befand ich mich in keinem dieser schlechten Filme. Es war die Realität und feige wie ich war, schloss ich in dieser meine Augen und legte mich wieder schlafen, auch wenn es dafür bereits viel zu spät war.

,,Elian, ich weiß du bist wach", behauptete eine dunkle Stimme und resigniert öffnete ich meine Augen, nur um denen von Luke zu begegnen.

Mit verkreuzten Armen stand er wenige Meter von mir entfernt und während ich verwirrt zu verstehen versuchte, was ausgerechnet er hier machte, blickte Luke mich einfach nur an.

Sein Gesichtsausdruck war schwer zu deuten und während ich peinlich berührt, mich langsam vom Sofa aufsetzte, öffnete Luke die Gardinen und schaute kurz aus dem Fenster. Er sagte kein Wort, ließ mir Zeit, mich an die plötzliche Helligkeit zu gewöhnen, und bevor ich mich unter seinem musternden Blick unwohl zu fühlen beginnen konnte, deutete er auf den runden Ikea Tisch neben dem Sofa.

Verflucht HeißWo Geschichten leben. Entdecke jetzt