Kapitel 11

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Da stand ich am Dienstag mit verschwitzten Händen und in meiner besten förmlichen Bluse vor dem Raum 003

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Da stand ich am Dienstag mit verschwitzten Händen und in meiner besten förmlichen Bluse vor dem Raum 003. Rebeka hatte meine Haare heute Morgen in einen ordentlichen Dutt gebunden und hochgesteckt. Jess stattete mich in der Hofpause mit Eyeliner und Mascara aus. Ich war äußerlich bereit. -Bereit für meinen ersten Auftritt vor dem Schülerrat.

Die Kandidaten trugen ihre Wahlreden nacheinander vor, sodass wir uns nicht gegenseitig beeinflussen konnten. Der Schülerrat, bestehenden aus den jeweiligen Klassensprechern, mussten sich innerhalb der nächsten drei Tage auf einen Schülersprecher und einen Stellvertreter einigen. Ich hielt meine Karteikarten fest und ging gedanklich nochmal meine Rede durch.

Ich stand seit zehn Minuten vor der Bibliothek, die als provisorischer Tagungsraum diente und wartete, bis Elias seine Rede beendete.

Ich konnte mir vorstellen, wie er seine Grübchen einsetzte, um die weiblichen Klassensprecherinnen auf seine Seite zu ziehen. Elias wusste, wie man andere Menschen manipulieren konnte, genau wie seine Eltern.

Ich hingegen wusste immer noch nicht, wer der Investor für die Fabrik war. Ich hatte dem Tölpel nicht auf seine Nachricht geantwortet, weil ich unnötige Kommunikation vermeiden wollte. Ich kratzte mich grübelnd am Nacken. Genau in diesem Moment öffnete sich die Tür und Elias kam im schicken Hemd und Anzughose aus dem Raum spaziert.

Er trug sein lässiges Grinsen und nickte mir zu.

„Bereit für deine Niederlage?", spielte er mit meiner Nervosität.

Dann schloss er die Tür hinter sich. Der Schülerrat musste sich erst kurz beraten.

Ich wurde blass. Jetzt war ich an der Reihe. Ich verfluchte Jess, wieso ließ ich mich von ihr immer zu solchen Dingen überreden?

Meine Finger verkrampften um meine Karteikarten und ich starrte auf die Türklinke. Jeden Moment musste ich mich mit meiner Rede vor die Jury stellen.

Ich zuckte heftig zusammen, als mich plötzlich eine kühle Hand berührte und nach meiner freie Hand fasste. Ich wollte Elias direkt meine Hand entziehen und ihm erklären, dass er das gefälligst lassen sollte. Das war wahrscheinlich nur ein Ablenkungsmanöver meines Erzfeindes.

Als ich jedoch in seine grünen Augen schaute, erkannte ich da pure Ernsthaftigkeit.

„Ich habe dir deinen Glücksschnipsel mitgebracht. Hals und Beinbruch, du bekommst das schon hin, Grünschnabel", sagte Elias beinah flüsternd und entfernte seine Hand wieder von meiner.

Ich erkannte in meiner Hand den Glitzerschnipsel von der Bar am Wochenende wieder. Elias sagte nichts weiter, sondern ließ mich einfach vor der Tür stehen. Trotzdem bedeute mir diese Geste etwas und das schnürte mir beinah mehr die Luft zum Atmen ab als die bevorstehende Rede. Es bedeutete, dass Elias seine Feindschaft zu mir abbaute und sich... ja was? Um mich sorgte? An mich dachte?

FederfreiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt