Kapitel 6

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Meine Füße vergruben sich tief im Gras und ich versuchte mich innerlich auf den heutigen Sonntag vorzubereiten

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Meine Füße vergruben sich tief im Gras und ich versuchte mich innerlich auf den heutigen Sonntag vorzubereiten. Wir befanden uns gerade auf neutralem Territorium. Das schmale Grundstück zwischen den Albrechts und den Wilchows bot nicht viel- außer man suchte morsche Obstbäume.

Unsere beiden Familien standen sich an einer unsichtbaren Linie gegenüber. Beide Seiten wollten diese Linie nicht übertreten, doch zu unseren Familienwandertagen galten andere Regeln.

Ich hatte meine Erzfeindin persönlich vor mir stehen und natürlich hielt ich die unsichtbare Linie ein. Ich hatte Monica seit der Feier nicht gesehen und vermisste ihren kühlen Blick ein wenig zu sehr. Dieser traf mich jetzt mit voller Wucht und konnte beinahe die warme Septembersonne verdrängen.

„Alle bereit?", fragte Monicas Vater und schaute auf seine Landkarte. Er sah wie ein verrückter Wissenschaftler eines Abenteuerfilms aus. Sein Kopf wurde von einem komischen Hut bedeckt, um seinen Hals hing ein Fernglas und ein Kompass. Außerdem hatte er diverse Beutel um den Gürtel geschnallt, wahrscheinlich für biologische Funde.

„Familie Albrecht ist wie immer startklar", beteuerte meine Ma.
Sie hatte teure Sportsachen und ihre Walking-Stöcke dabei. Mein Vater trug nur sein lässiges Holzfällerhemd. Beinah hätte man sie für normale Vierzigjährige halten können.

„Bringen wir es hinter uns", hörte ich Monica aufstöhnen.

Sie hatte ihre hellen Haare in einen Dutt gebunden. Ihre Haarspitzen standen nach oben in alle Richtungen ab, in Kombination mit diesen komischen reißverschlusslastigen Hosen und dem Multifunktions-Oberteil brachte sie mich zum Grinsen. Niemand von meinen Freunden würde so eine Kombination freiwillig anziehen, aber Monica Wilchow wollte und konnte es auch tragen.

„Das Wandern ist des Müllers Lust...", stimmte Rebeka im nächsten Moment an und marschierte ihrem Vater hinterher.

Herr Wilchow übernahm immer die Führung bei unseren Familienwanderungen. Wir setzten uns nacheinander in Bewegung.

„Wie geht es den Gartenzwergen?", rief mein Vater provokant Thorsten zu. Meine Familie hatte sie beinah alle zerstört und ich warf ihm deshalb einen warnenden Blick zu.

Herr Wilchow überraschte mich jedoch, als er sagte: „Alle repariert und neu aufgestellt."

Er überspielte die Sticheleien einfach und vertiefte sich wieder in die Landkarte. Wir schritten im Gänsemarsch durch das wilde Grundstück zwischen unseren Häusern, man konnte es beinah als Streuobstwiese bezeichnen. Einige Meter liefen wir friedlich den Weg bergauf. Die Streuobstwiese wurde jedoch bald vom Mischwald verdrängt und wir folgten einem von uns getrampelten Weg den Hügel hinauf.

Monica und Rebeka plauderten weiter vorn über etwas. Dabei nahm Rebeka die Hand ihrer großen Schwester und schaute bewundernd zu ihr auf. Ich runzelte meine Stirn, das würde Florian nie mit mir machen.

FederfreiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt