Kapitel 21

1.8K 124 85
                                    

»We cannot all be artists
and I must admit I do not know how to paint.
But if I were to take a palette
All my clours would be of you.«

Courtney Peppernell

Nova

»Du hast Adrien geküsst?!«

»Und du hast Leo schon zwei Mal fast geküsst!«

»Moment«, sagte Lou gedehnt, »wer hat hier wen, wie oft, fast oder ganz geküsst? Was hab ich denn bitte verpasst? Ich komme nicht mehr mit.« Sie hatte die Stirn in Falten gelegt und blickte ungläubig zu uns auf, während sie ihr Duschzeug in ihrer Tasche zusammensuchte.

»Leo und ich haben im Phil's nachts Eis gegessen, weil ich Lust darauf hatte. Er war der einzige, der noch wach war«, sagte ich und glättete meine mittelbraunen Haare weiter, vernahm Chloés skeptischen Blick über den Spiegel, der im Flur unserer Wohnung hing.

»Da lässt jemand aber ein entscheidendes Detail aus.«

Chloé war die Einzige gewesen, die unseren zweiten beinahe Kuss miterlebt hatte und davon wusste. Normalerweise hasste ich es, dass ich ein so geräuschempfindlicher Mensch war, es war einfach nur furchtbar nervig. Letztes Wochenende war ich allerdings mehr als nur glücklich darüber, mit diesem Fluch gesegnet worden zu sein, da ich dadurch verhindern konnte, dass die anderen Leo und mich morgens schlafend auf der Couch entdecken würden. Wir hatten auf den Barhockern gesessen und ein bisschen gequatscht, als die anderen wachwurden. So, als seien wir erst kurz vor den anderen aufgewacht.

»Ich bin ja wohl nicht die Einzige, die entscheidende Details in ihrem Leben auslässt.« Wenn Chloé das Spiel spielen konnte, dann konnte ich das auch. Und ich schien gut zu sein, denn Chloé sagte gar nichts mehr.

»Wie dem auch sei, ich springe schnell unter die Dusche. Meine Haare habe ich gestern schon gewaschen. Ihr müsst mir gleich nur helfen, die Flechtfrisur auseinander zu friemeln. Ich will heute gut aussehen!«

Als ich nur noch die vorderen Haarsträhnen glätten musste, meinte meine Mitbewohnerin beiläufig: »Lou hat wirklich Lust auf die Party« und suchte in der Kosmetiktasche auf der Ablage nach dem roten Lippenstift, allerdings wurde sie nicht fündig, da ich ihn die ganze Zeit in der Hand und als sie hochschaute, schließlich vor ihre Nase hielt.

»Oh du hast-«

Entrüstet blickte ich sie an, Chloé sprach den Satz nicht mal zu Ende, presste nur die Lippen aufeinander. Sie wusste genau, worauf ich hinaus wollte.

Hörbar laut atmete sie aus. »Ist ja gut, aber erst, wenn du mir erzählst, was ich verpasst habe.«

Widerwillen erzählte ich Chloé also von dem Tag, als ich bei Leo und Adrien in der Wohnung gewesen bin, als Leo krank war und ließ dabei kein Detail aus und stockte besonders bei unserem ersten Beinahe-Kuss.

»Warte, warte, damit ich das richtig verstehe: Er war doch krank ... und-und das war dir scheinbar total egal, auch wenn du damit riskiert hättest, selbst krank zu werden?«

Ich zuckte nur nichtssagend mit den Schultern. Mir war in dem Moment sowieso alles egal gewesen.

»Darüber habe ich-, habe ich gar nicht nachgedacht. Aber genug von mir, jetzt du bist dran.«

»Ist ja gut«, sagte sie kleinmütig, »nur Leo wusste davon, okay? Niemand anderes und das war der Plan – das hätte so bleiben sollen. Und er hat das verdammt nochmal extra gefragt letztes Wochenende!«

Ich legte schmunzelnd das Glatteisen zur Seite, schnappte mir meine Bürste und kämmte mir abschließend noch einmal durch die Haare. »Hast du es denn bereut?«, fragte ich, ohne zu wissen, dass diese Frage völlig unangemessen war, ich wusste es ja so halb vom letzten Wochenende. Hätte ich doch lieber eine Sekunde länger nachgedacht und meinen Mund gehalten.

The Dark in our StarsWhere stories live. Discover now