Verstehend nickte ich. »Das ist wirklich cool.«

Malou spazierte einmal um den Tresen herum und wärmte das von ihr mitgebrachte Essen auf, als ich in diesem Moment ein weiteres Mal das mir bekannte, sanfte Klingeln durch das Café hörte und mich augenblicklich umdrehte. Leo und Adrien steuerten geradewegs lachend auf uns zu.

»Na, was geht bei euch so?«, fragte Adrien, als er und Leo die Jacken auszogen und die beiden sich rechts und links neben Chloé und mir auf die Barhocker fallen ließen.

»Lou meckert uns an, weil wir vor dem »vernünftigen« Essen schon Cookies verputzt haben«, erklärte meine Mitbewohnerin, worauf besagte Freundin mit den Augen rollte, Phil lachte und mit ihr zusammen das Essen auf die Teller verteilte.

»Ist ja nicht ungewöhnlich«, meinte Adrien.

»Das ist eben Cornetto, wie wir sie kennen«, kam es dann von Phil.

»Ich habe doch gesagt, du sollst mich nicht so nennen!«

»Wie seid ihr überhaupt auf diesen Namen gekommen?« Ich lachte, während ich etwas Kräuterbutter auf eins der Pizzabrötchen strich.

»Also, das war folgendermaßen«, fing Phil an und erzählte, wie sie zu fünft im April mit dem Zug nach Berlin gefahren sind, um dort ein paar Tage ihrer Semesterferien zu verbringen. Phil und die anderen waren kurz in einem Supermarkt gewesen und er hatte ein Eis gefunden, das dem Nachnamen von Lou ähnelte. Es hieß Cornetto und Phil fand den Namen so lustig, dass er Lou wohl den ganzen restlichen Tag mit diesem Namen angesprochen hatte, was sie scheinbar nicht einmal halb so lustig fand wie er.

»Er hat sich den ganzen Tag lang so kaputtgelacht, wirklich.« Das war Leo, der sich heute zum ersten Mal ins Gespräch einmischte und mich für eine kurze Sekunde ansah.

Kennt ihr diese Sekunde, in der euch jemand einen Augenblick zu lang ansieht? Genauso ein Moment war das gerade gewesen. Kleine, kurze Momente, deren Wichtigkeit nur mein Herz verstand.

Ein unverschämtes Grinsen zierte Phils Gesicht. »Hallo? Das war lustig. Ich finde es nur noch witziger, dass Cornetto jedes Mal so wunderbar darauf anspringt.«

Ich liebte einfach die Atmosphäre, die das Phil's ausstrahlte. Es war ganz anders als das Les Deux Margots heute Morgen, viel ruhiger, wärmer und friedlicher, die Kerzen und das schwache Licht warfen Schatten auf die schönen Gemälde, die Preistafeln und die hellgestrichenen Wände, während leise Musik in meine Ohren drang. Wir saßen auf den Barhockern; Lou, Phil und Leo hatten es sich irgendwann hinter der Theke bequem gemacht.
Mir entging nicht, wie Leo mich die ganze Zeit ansah, als Phil uns die Cornetto-Geschichte erzählte. Ich erwiderte seinen Blick immer erst einen Wimpernschlag später und das Kribbeln in meiner Magengrube verstärkte sich, ich hatte Mühe, dem Gespräch zu folgen. Nicht an seine tiefe Stimme zu denken; an sein wunderschönes, raues Lachen; an die tiefen Ozeane in seinen Augen, in denen ich mich viel zu lang und gern verlor.

»Wir müssen mal ein bisschen Stimmung reinbringen, wie wäre es mit einer entspannten Runde Never have I ever?«, fragte Phil amüsiert in die Runde und tischte mit einem breiten Schmunzeln auf dem Gesicht zwei Flaschen Wein auf den Tresen.

»Das Spiel ist nie entspannt, Dupont«, sagte Chloé missmutig, stimmte allerdings – genau wie wir alle – zu. Nach dem Essen setzten wir uns für das Spiel in unsere Lieblingsecke. Adrien und Leo bereiteten das Spiel vor, in dem sie jedes unserer Gläser mit Wein und anderen alkoholischen Getränken befüllten.

»Also, das Spiel ist ganz einfach«, begann Phil, »reihum stellt jeder von uns eine Behauptung auf. Jeder, der die Frage nicht mit »Ja« beantworten kann, erklärt sich schuldig im Sinne der Anklage und muss einen Schluck seines alkoholischen Getränks nehmen.«

The Dark in our StarsWhere stories live. Discover now