Wo die Liebe hinfällt

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Wo die Liebe hinfällt.

Ich habe das oft gehört.

Ich habe das oft gedacht, wenn das Geräusch von Haut auf Haut durch die dünnen Wände in Spinners End drang. Das gierige Becken meines Vaters das sich nahm, was es glaubte zu besitzen oder seine flache Hand energiegeladen auf der zarten Wange meiner Mutter.

Ich habe es gedacht, als ich mich gedankenverloren in verlassenen Korridoren fand, keine fünf Schritte vor mir ein Ravenclaw der sich an einer Hufflepuff zu schaffen machte.

Ich habe es gedacht, als ich glaubte fünfhundert Meter über dem Erdboden zu schweben.

Zu der Zeit habe ich es lächelnd vor mich her geflüstert.

Wo die Liebe hinfällt.

Das waren die Worte, die mich an jemanden gebunden haben, die mich vertrauen lassen haben.

Witzig, denn egal wohin die Liebe fällt und wem sie zusteht, es ändert nichts an dem noch außergewöhnlicherem Phänomen.

Einsamkeit.

Irgendwer ist dazu bestimmt leer auszugehen.

Und vermutlich ist es einzig und allein meine Schuld, jedes mal aufs neue den Fehler zu begehen, an leere Worte zu glauben, mich an ihnen fest zu krallen, meine Existenz an sie zu binden.

Damals lag ich taub auf dem Boden, die kälte der teuren Fließen fraß sich durch meinen blauen, viel zu großen Samt Pyjama, der seinen herben Geruch aufgesaugte hatte und mir irgendwie Schutz gab. Ich versuchte angestrengt auf die Füße zu kommen, aber ich bekam nur Kopfschmerzen, abgesehen von dem Zittern meiner Muskeln, bewegte sich nichts.

Man hatte mir schnell beigebracht, dass ich keine Zeit zum liegen hatte, kein Anrecht darauf, mich auszuruhen. Immer griffbereit, immer mit aufrechter Haltung und verführerischem Lächeln.

Und da lag ich, ein häufchen Elend, blasser und schmaler als je zuvor.

Hoch mit dir! habe ich mir st#ndig entgegen gebrüllt. Was, wenn er jetzt rein kommt?

Ich schaffte es den Kopf zu heben, aber ich wurde sanft zurück gedrückt, ein kräftiges Paar Hände auf meiner Brust, meiner Stirn.

Schwarz traf auf azurblau. Ein trübes schwarz, ein belustigtes azurblau.

Die geschwungenen roten Lippen zogen sich sanft in die Höhe, da war ein jungenhaftes Zwinkern in seinen Augen.

Er wischte mir ein paar loser Strähnen aus dem Gesicht.

"Ich habe dir doch gesagt, dass du im Bett bleiben sollst." Man konnte ihm anhören, dass er bis noch vor kurzem friedlich geschlummert hatte. Die schon so tiefe, männliche Stimme, war ein ganzes Stück rauer.

"Ich wollte Frühstück machen." flüsterte ich leise.

"Du sollst dich ausruhen und kein Frühstück machen, Sevy." entgegnete er, bevor er sanft meinen Hinterkopf anhob und ihn auf seinem muskulösen Oberschenkel platzierte. "Denkst du, du kannst aufstehen?"

Ich nickte.

Ich werde niemals seine Hände vergessen. Die schwieligen Fingerkuppen, die etwas länger gehaltenen, manchmal schwarzlackierten Fingernägel. Ganz besonders nicht, wie sie sich angefühlt haben, an meiner Haut, an jeden Stelle meines Körpers. Fest, meistens ein Stück zu fest, dominant und kräftig.

Mit diesen Händen berührte er mich schon damals so, als sei ich mehr als nur ein Stück Fleisch, das man zurecht rücken und gefällig machen konnte. Er ging vorsichtig mit ihnen um, obwohl ich bereits wusste, dass er auch anders konnte.

Weil ich zwar stehen konnte, aber immer zu schwankte, schlang er seinen Arm um meine Taille.

"Wie ein Mädchen." murmelte er, zog sanfte Kreise über mein Becken, die Hüfte, bis er meine Verspannung bemerkte.

Dann hörte er auf.

Und das war es, denke ich. Der Moment, als seine Augen, sein wunderschönes Gesicht zu mehr als nur Faszination heranwuchsen.

Ich verliebte mich, weil er aufgehört hatte mich anzufassen, als er sah, dass ich es nicht wollte. Das hatte bis dahin kein anderer für mich getan.

Als er seine Worte sprach, die mir bis heute im Kopf nachhallen, waren zwei Wochen vergangen seitdem er mich auf dem Küchenboden gefunden hatte. WIr kannten uns zu dem Zeitpunkt einen Monat.

Er hat mich auf den Arm genommen und mir einen Kuss auf die Nasenspitze gegeben.

"Du bist schön, Severus." hat er geschnurrt und wir haben uns tief, tief in die Augen geblickt.

Ich konnte nicht weiter warten. Die Frage brannte in mir, wartete wie eine Bombe auf ihren großen Auftritt.

Und als er mich auf das Bett legte, mich wieder mit seiner langen gespaltenen Zunge küsste, mir Luft und Verstand raubte, sah ich ihn an. Ich glaube, ich habe geweint. Er hat mit seinen Daumen meine Wangen gestreichelt.

"Wieso?" krächzte ich. "Wieso tust du das alles für mich, Tom?"

Und wieder das Funkeln, wieder der rote Glanz in seinen Augen.

"Wo die Liebe hinfällt."

Jetzt bin ich wieder gefallen, nicht auf die schwarzen Fließen seines Manors oder in die weichen Laken seines Himmelbettes. ich falle noch immer.

Nichts ist mehr klar oder versprochen. Alles was ich weiß ist, dass wenn ich lande, es keinen Tom Riddle gibt, der meinen Kopf auf seinen Schoß bettet.

DER STERNENHIMMEL GEGENÜBERWhere stories live. Discover now