Kapitel 4

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Samu hingegen stand nach wie vor geschockt im Gang und starrte ihr hinterher. Erst das laute Knallen der ersten Tür, welche sie zu geschmissen hatte, holte ihn in die Realität zurück und er fuhr zu Andreas rum, welchen er erst einmal kräftig zurückschubste. „Ihr habt doch alle no idea!", rief er aufgebracht und sah sich hilflos um. Das war doch für ihn gar keine Wette mehr, er wollte diese Frau doch einfach bei sich haben! Sie lieben dürfen! An die verdammte Wette hatte er doch schon seit Stunden nicht mehr gedacht und wollte das auch gar nicht! Sie hatte ihm ihre Geschichte anvertraut! Sie hatte sich ihm geöffnet und gezeigt und er liebte diese offene, fröhliche und zugleich verletzliche Seite an ihr. Das war die echte Yvonne Catterfeld, die die gerne redete und lachte, die so unfassbar süß war und gleichzeitig bildschön! Das war die Yvonne, in die er sich verliebt hatte und nicht etwa diese zurückhaltende, unsichere und etwas kalt wirkende Frau! Das war doch einfach nur eine Maske, mit der sie sich schützen wollte! Wie musste sie sich denn jetzt fühlen? Ihm war diese idiotische Wette doch von jetzt auf gleich so scheißegal gewesen!

Noch während der ganze Gedankenstrom durch seinen Kopf rauschte, spürte der Finne, wie er ebenfalls angefangen hatte zu rennen und beschleunigte zusätzlich noch einmal, bis er im Treppenhaus ankam. Das letzte, was er von der hübschen Sängerin noch gesehen hatte, war gewesen, dass sie nach rechts gerannt war und ohne groß nachzudenken lief er die Stufen nach oben ins nächste Stockwerk. Die Tür dorthin war jedoch verschlossen und so sprintete er eine weitere Etage nach oben. In diesem Teil des Gebäudes war das Treppenhaus nur mit den ersten drei Stockwerken verbunden und so lief der hektisch durch die Gänge, bis er schier in einen Tontechniker hineinlief. „Tom!", sprach er diesen sofort panisch an und sah sich hilflos um. „Hast du seen Yvonne? Sie muss here gerannt sein!" Seine Stimme überschlug sich fast und dankbar klopfte er dem Mann auf die Schulter, als dieser nickte und durch den Gang zum nächsten Treppenhaus zeigte.
Hektisch hastete der Blonde weiter durch das Studio und erklomm auch die nächsten Treppen. Sein rasselnder Atem machte ihm zwar klar, dass er völlig aus der Puste war, doch hatte er stetig das Bild von Yvonnes blauen mit tränengefüllten Augen vor sich, welches ihn nochmal beschleunigte. Er musste das doch aufklären! Sie wieder beruhigen, in den Arm nehmen und diesmal richtig küssen!

Atemlos sah er sich um, stand er doch jetzt im wirklich obersten Stockwerk und versuchte sich zu orientieren. Aus dem Fenster erkannte er, dass es bereits dunkel geworden war und blinkend strahlte die Berliner Innenstadt zu ihm nach oben. Samu schluckte und fuhr sich nervös durchs Haar. Wo war sie denn nur? Was wollte sie überhaupt hier oben? Er selbst war erst einmal oben gewesen und das war bei seiner allerersten Staffel gewesen, halb angetrunken waren er und Max damals hier hoch getorkelt, doch seine Erinnerung war nur schwach und panisch lief er durch den Gang, bis er auf eine junge Frau traf, welche mit einem Klemmbrett an der Wand lehnte und telefonierte. Sofort war er wieder fokussiert, lief zielstrebig auf sie zu und sprach sie an. Sie war hier oben seine einzige Hoffnung Yvonne zu finden und schnell versuchte er ihr seine Lage grob zu schildern. Sein Gegenüber überlegte kurz, bevor sie nickte und weiter den Gang hinauf zeigte. „Ich glaube sie wollte aufs Dach...", fügte sie dann noch hinzu und Samu gefror das Blut in den Adern. Was um alles in der Welt wollte sie so spät im Dunkeln alleine da oben?! Das war doch ein schlechter Scherz! Wollte sie etwa-

Doch bevor er sich überhaupt erlaubte diesen schlimmen Gedanken zu Ende zu bringen, stürzte er auch schon los und rannte die letzten Meter zur letzten Treppe so schnell es nur ging. Er wollte sich nicht vorstellen, was alles passieren konnte und er spürte, wie sein Herz raste, als er die Glastür vor sich sah, welche ihn noch vom Dach trennte. Das man darauf gehen konnte, hatte er so grob schon gewusst, schließlich hatte das Studio ein Flachdach, doch wusste er auch, dass es keine großen Geländer gab und während der Dreharbeiten im Sommer lediglich eine gepolterte Sitzmöglichkeit. Ohne zu zögern riss er also die Tür auf, stürmte hinaus auf die freie Fläche und erstarrte fast im selben Moment wieder. Sein Herz zog sich zusammen, Panik brach mit ihm los und sein Hals war staubtrocken, denn auf einmal erblickte er Yvonne vor sich. Und zwar am Rand der Dachkante.

I've been trying to be strongWhere stories live. Discover now