Kapitel 2

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Schweigend liefen sie dann wieder nebeneinander her und Yvonne überlegte angestrengt was sie sagen konnte. Er hatte das vorherige Gespräch angefangen, hatte keine böse oder miese Absicht, so konnte sie vielleicht einfach ganz normal mit ihm reden und so gab sie sich einen Ruck.
„Kannst du mir etwas über Finnland erzählen?", ihre Stimme war zaghaft, jedoch keinesfalls ängstlich und überrascht sah er sie an. „About Finnland?", sie nickte. „Du wohnst doch in Helsinki, oder?", jetzt nickte er und legte nachdenklich den Kopf schief. Laut ihres Blickes schien sie wirklich interessiert und so überlegte er, wo genau er anfangen sollte, denn Finnland war facettenreich. Stundenlang konnte er darüber reden und so fing er an. „In the Summer es ist not so warm wie here, but I love it! In Winter wir haben so much Snow and diese Nordlicht...", er seufzte verträumt und sein Blick richtete sich in die Ferne. „You have to see that one Time in your Life!", meinte er dann wieder zu ihr und sie lächelte leicht. Es klang schön, wenn er über etwas schwärmte und seine Augen so leuchteten.

Mittlerweile waren sie bei einem Italiener angekommen und höflich hielt Samu ihr die Tür auf. Erneut wurden ihre Wangen etwas heiß und schüchtern bedankte sie sich dafür. Diese neue Seite an ihm war ihr völlig fremd. Er verhielt sich unfassbar nett, zuvorkommend, so süß. Sie fand Gefallen daran und das Lächeln wollte gar nicht mehr von ihrem Gesicht weichen, immer noch hatte sie keine Ahnung was hier vorging, doch wenn es weiter so ablaufen würde, wollte sie das gar nicht wissen und einfach hierbleiben. Sein Lächeln schien alles andere so einfach, so leicht erscheinen und in seiner Gegenwart waren ihr die spöttischen Blicke Andreas' auch total egal. Doch die Tatsache, dass er immer nur ignorierend danebengestanden hatte, war in ihren Hinterkopf gerutscht.

„Why wolltest du so much über Finnland wissen?", die beiden saßen sich gegenüber und Yvonne hielt kurz inne. So genau wollte sie diese Frage eigentlich nicht beantworten, doch sie wusste, dass eben durch dieses Verhalten sie den richtigen Samu erst so spät kennenlernte und so gab sie sich einen leichten Ruck. Schließlich musste sie ja nicht ihre komplette Lebensgeschichte erläutern und bestärkt legte sie ihre Gabel beiseite. „Also- Als Kind war ich mit meinen Eltern öfter in Finnland...", gab sie dann zu und auf dem Gesicht des blonden Sängers erschien ein überraschtes Lächeln. „Oh really?", sie nickte zaghaft. „Jahrelang waren wir jeden Sommer da, ich habe es geliebt, denn es war nicht so heiß und trotzdem wunderschön! Die Felsen, die Berge, die Landschaft...", sie sah verträumt ins Leere. „Es war das Highlight jeden Jahres, bis...", sie brach ab und Samu erkannte, wie das glückliche Strahlen ihrer Augen auf einen Schlag verschwand. An dessen Stelle trat Schmerz, Verlust, Angst, etwas, was ihn tief in sich drin erschütterte und unwillkürlich legte er eine Hand auf ihre. Etwas war vorgefallen, sie wirkte auf einmal genauso, wie wenn Smudo sich mit seinen höhnischen Kommentaren über sie hermachte und er begann sich Sorgen zu machen...

„Alles okay?", fragte er leise und schnell sah die Sängerin hoch. Sie war in eine Starre gefallen gewesen und als sie jetzt seine Hand auf ihrer spürte, setzte sie automatisch ein Lächeln auf. Sie musste einfach ihre Maske aufsetzten, genau wie im Studio, niemand würde merken, dass sie das nur spielte und so versuchte sie ihm ein überzeugendes Lächeln zu schenken. „Jaja... Alles gut! Ich war nur kurz in Gedanken, aber Finnland ist schön und deshalb wollte ich das alles wissen und du scheinst das Land ja auch zu lieben und so...", hektisch versuchte sie irgendwie abzulenken. Umso mehr sie darüber nachdachte, desto mehr tat es weh und ihr wurde klar, dass sie einfach nicht hätte anfangen sollen zu erzählen. Es ging niemanden etwas an, was und wie sie es herumtrug und so sah sie auf sein leeres Glas.

„Willst du noch was trinken?", verdattert starrte der Finne sie an. Von einem auf den anderen Moment wirkte sie so extrem anders und verwirrt schüttelte er langsam den Kopf. Dieses Lächeln welches nun auf ihrem Gesicht lag, das war nicht echt. Es war nicht das umwerfende Lächeln, welches ihm vorher Herzklopfen bereitet hatte, nicht das wozu ihre Augen so wunderbar strahlten. Das Blau wirkte auf einmal so unglaublich matt und wie ausgestanzt, dieser Gesichtsausdruck war wieder diese Maske, die Wand die sie um sich herum errichtete um sich zu schützen, und ein Stoß fuhr ihm durchs Herz. Wie oft hatte sie dieses leere Lächeln schon wegen ihm aufgesetzt? Weil er nicht besser war als die anderen und mitgemacht hatte, sie verletzt, erniedrigt. Er gehörte zu den Gründen wieso sie diese Mauer überhaupt aufbaute, sich selbst ausschloss und zurückzog. Sich schützen wollte, sich versteckte.

I've been trying to be strongWo Geschichten leben. Entdecke jetzt