Kapitel 1

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„Leute ich hab ne Idee!", grinsend ließ sich Smudo neben seinen besten Freund fallen und grinste seine Mitcoaches an. Diese sahen neugierig zu ihm und schnell steckte der blonde Finne sein Handy ein. Auch Andreas Aufmerksamkeit bekam der Rapper und so erläuterte dieser seinen Plan. „Derjenige, der heute die Eiskönigin als erstes auf die Palme, oder irgendwie aus dem Konzept bringt, muss sie heute Nachmittag in der Drehpause auf ein Date einladen!", stolz sah er sich in der Runde um und bekam ein zustimmendes Grinsen zurück. Auch wenn das des Finnen etwas verspätet und eher nachdenklich kam, wollte er nicht als einziger aus der Reihe tanzen und schlug dann ein. Andreas schien Feuer und Flamme für diese Idee und auch Michi klopfte Smudo anerkennend auf die Schulter.

„Achtung!", zischte dieser dann plötzlich und horchte auf. „Eiskönigin auf Vormarsch!", sofort verstummten die vier und nervös sah Samu zu der Tür, durchwelche nur ein paar Sekunden später die Eiskönigin, alias Yvonne Catterfeld persönlich, schritt. Sie wirkte etwas unsicher, wie immer eigentlich und doch versuchte sie ihr Pokerface zu wahren. Vielleicht war sie am Anfang, vor knappen vier Wochen, wirklich etwas zurückhaltend gewesen, wieso auch Leuten vertrauen, die sie nicht gut kannte und so war sie auf Abstand gegangen. Sich eher im Hintergrund gehalten und nicht sofort jedes Detail ihres Privatlebens verraten. Allerdings bekam sie genau mit, wen die Musiker mit Eiskönigin meinten und jedes Mal tat es ihr ein Stückchen mehr weh. Schließlich war sie kein Mensch mit einem Herz aus Eis, sie war einfach nur vorsichtig, zurückhaltend, hatte schlechte Erfahrungen gemacht und so schluckte sie schnell alle Tränen hinunter.

„Weiß jemand, wann der Dreh losgeht?", zum Glück zitterte ihre Stimme nicht, doch eben deshalb kam sie auch etwas kalt rüber und aus dem Augenwinkel erkannte sie den bedeutungsvollen Blick, welcher quer durch den Raum fiel. Sie machten sich nicht mal groß Mühe diesen zu verstecken und sie nickte nur. „Dann geh ich mal fragen...", diese Aussage kam fast schon zickig aus ihrem Mund, doch was sollte sie tun? In Tränen ausbrechen und sich lächerlich machen? Sodass die anderen nur noch mehr einen Grund hatten auf ihr rumzuhacken?

Während sie also verletzt aus dem Raum ging, merkte sie nicht, wie Samus Blick auf ihr lag und nachdenklich seufzte er. In irgendeiner Weise tat sie ihm schon leid, schließlich mieden sie sie wirklich immer, doch sie war auch immer so arrogant und mies drauf und auch wenn sie es nicht wusste, der Spitzname Eiskönigin kam sogar von ihm. Es war das erste was ihm zu ihr eingefallen war und so machte er einfach mit, wenn die anderen diesen Namen mit Spott benutzten. Klar, während den Aufnahmen, im Studio, immer wenn die Außenwelt mit dabei war, taten sie zwar so als wäre nichts, doch diese Ablehnung war immer spürbar.

Was die vier allerdings nicht wussten, war, dass Yvonne mitnichten zum Team gegangen war und nachgefragt hatte, sondern schluchzend in ihrer Garderobe lag und ihre Arme um sich geschlungen hatte. Vielleicht war sie irgendwie auch selber schuld, doch es tat einfach nur weh und während die anderen immer zusammen Essen gingen oder sich schon vor Drehbeginn trafen, saß sie alleine hier. Am Anfang war sie noch hoffnungsvoll gewesen, vor allem Samu war ihr sehr nett und sympathisch rübergekommen, sie war kurz davor gewesen ihm zu vertrauen oder ihn wenigstens ein Stück näher an sich heranzulassen, doch dann war dieser verdammte Spitzname aufgetaucht. Auf einmal hatte sie ihn mit den anderen lästern, witzeln und lachen hören und so hatte sie sich verletzt wieder zurückgezogen. Sie hätte es von Anfang an wissen müssen und nun versuchte sie, Drehtag für Drehtag, diesen Höllentrip hinter sich zu bringen.

Schnell wischte sie sich über die Augen, als sie auf die Uhr sah und setzte sich auf. Das vorher war nicht eine ernstgemeinte Frage gewesen, ein letztes Mal hatte sie noch versuchen wollen irgendwie ein Gespräch oder etwas dergleichen anzufangen, doch das ihn niemand geantwortet hatte, hatte ihr wirklich den Rest gegeben. Allerdings sollte sie sich wirklich langsam fertig machen und seufzend ließ sie sich vor ihrem Spiegel nieder. Die geröteten und geschwollenen Augenränder und Ringe waren aus Gewohnheit schnell entfernt und so machte sie sich daran sich umzuziehen. Sie wollte den anderen nicht noch einen Grund geben über sie herzufallen und so war sie meistens, trotz des Schminkens, eine der ersten bei den Coach Stühlen. Wie sonst kamen ihre Kollegen alle zusammen einige Minuten nach ihr und ohne auf die feixenden Blicke zu achten nahm sie einfach Platz. Sie hatte es endgültig aufgegeben noch groß irgendwas zu probieren und so versuchte sie einfach ihre Tränen, Wut und den ganzen Rest hinunter zu schlucken.

I've been trying to be strongWhere stories live. Discover now