Chapter X

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Denn Hoffnung bedeutet trotz aller Dunkelheit zu glauben, dass es einen Lichtblick gibt.

Cinnamon nahm Levi den Kampf nicht übel. Sie spürte keinen Zorn in sich, weil er sie körperlich verletzt  hatte. Sie hatten beide einen Kampf bestritten, bei dem es um Leben und Tod gegangen war. Sie hatten die Identität des jeweils anderen nicht gewusst und so auch keine Hemmungen gezeigt, die man in einem Übungskampf durchaus hätte.

Trotzdem brodelte es in ihr, als sie sich mit den anderen in dem kleinen Raum wiederfand, in dem Auruo im Bett lag und der Fremde gefesselt an der Wand. Sie wusste, dass ihr Zorn gerade fehl am Platz war und sie gar keine Zeit hatte sich ihrer Wut zu stellen oder sie zu hinterfragen. Mit geballten, zitternden Fäusten, stellte sie sich neben ihre Kameraden und wartete auf Instruktionen von ihrem Hauptgefreiten. Doch es kamen keine.

Keiner von ihnen verstand die Situation, aber es lag nicht an ihr für Klarheit zu sorgen. Diese Aufgabe sollte Daniel übernehmen als Truppenführer, jedoch kratzte sich dieser nur verwundert am Hinterkopf und verzog die Mundwinkel.

"Das Fenster ist kaputt. Es regnet rein. Das ist nicht gut. Der Boden geht dadurch kaputt", erläuterte er und fing an das Fenster zu vermessen. Die Weißhaarige biss sich in die Innenseiten ihrer Wangen und schluckte einen missbilligenden Kommentar herunter. Daniel war keine Führungsperson und würde es wahrscheinlich nie werden. Er hatte nicht das Zeug dazu, weder diese autoritäre Ausstrahlung, noch den Willen Verantwortung für Entscheidungen zu übernehmen. Was ihn sehr wahrscheinlich zu Hanjis rechter Hand gemacht hatte, war sein Wissensdurst, die Neugierde und ein Funken Verrücktheit, denn ohne diesen konnte man wohl nur schwer mit einer Person wie Hanji zusammenarbeiten.

Während Daniel das Fenster mit einer Tagesdecke provisorisch abdichtete, hatte der Hauptgefreite damit begonnen Gaslaternen im Raum zu entzünden, wodurch sich Auruos desolater Zustand zeigte.  

Sein Gesicht hatte dieselbe bleiche Farbe wie das durchgeschwitzte Bettlaken unter ihm. Schweißperlen ronnen über seine Stirn. Hin und wieder öffneten sich seine Lider, nur um Augen zu offenbaren, die weit nach hinten verdreht waren. 

"Schweben wir in akuter Gefahr, Ackermann?", fragte sie gerade heraus und hob störrisch das Kinn. Er stellte eine Gaslaterne ab und sie sah das Zucken an seinem Kiefer, als sie ihn beim Nachnamen nannte.

"Ich gehe nicht davon aus, aber Eld und Petra halten trotzdem Wache", erklärte er leise. Die Weißhaarige neigte den Kopf. Sie hatte den Hauptgefreiten noch nie so erschöpft erlebt.

"Sind die beiden wohl auf?", hakte sie nach. "Einige Blessuren mussten sie einstecken. Aber ja. Ral ist im Raum gegenüber und Jinn draußen vor dem Gasthaus." Aus den Augenwinkeln betrachtete sie ihre Kameraden. Daniel und Thomas waren am Fenster zugange, Friedrich und Helmuth beäugelten kritisch den Gefesselten und Arnold betrachtete besorgt Auruo. Keiner von ihnen machte Anstalten die Situation zu regeln. Cinnamons Faust knackte, da sie sie vor Zorn zusammen drückte. Inkompetente Idioten.

"Wenn uns zur Zeit keine Gefahr droht, schlage ich vor, dass wir die offenen Fragen später klären. Thomas!", rief sie nach ihrem ersten Kameraden. "Du bist verdammt noch mal ein Sanitätssoldat und kein Zimmermann. Dort liegt ein Verwundeter! Also mach dich nützlich, du Idiot! Ich seh von hier aus, dass er hohes Fieber hat und im Delirium ist!", schimpfte sie los und es fühlte sich ausgesprochen gut an ihre Wut an ihren Kameraden auszulassen.

"Aber was soll ich denn da machen? Ich mein, ich kann Gliedmaßen amputieren, Wunden zusammennähen und naja. Das reicht doch für den Kampf?", piepste er und starrte sie aus großen Augen an. Schwester Maria hatte Recht, er war ein Taugenichts, aber das half ihr gerade auch nicht weiter. Dieses Problem würde sie vertagen.

Pure Souls (Attack on Titan FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt