10. Kapitel

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Der Vater des Jungen gehörte zur „Schwarzen Front", dem besonders in Nordwest-Deutschland starken Flügel der NSDAP. Hitler wurde hier als Führer-Marionette betrachtet, in deren Windschatten und mit Hilfe der SA,  endlich Antikapitalismus und Nationaler Sozialismus verwirklicht werden konnten.

Die beherrschenden Gestalten dieser mächtigen Bewegung innerhalb der Partei waren Gregor Strasser als Reichorganisationsleiter und sein jüngerer Bruder Otto, der als Zeitungsverleger und Journalist eine Art publizistischer Vordenker war. Damals wurden die Brüder noch vom smarten, karrieregeilen Joseph Goebbels umschwärmt, der sich dann aber rechtzeitig  zum langfristig offensichtlich mehr Erfolg versprechenden Hitler absetzte.

Otto wurde von Hitler bereits 1930 abserviert und emigrierte vor den tödlichen Machtinstinkten des braunschweigischen Regierungsrates Hitler vernünftigerweise 1933 sofort nach Prag und später nach Kanada.

Gregor war als Reichorganisationsleiter lange einer der mächtigsten Parteiführer. Obwohl er sich von seinem Bruder Otto losgesagt hatte und eine Unterwerfungserklärung an Hitler geschickt hatte, wurde er 1932 unter der Regie von Goebbels aus allen Parteiämtern entfernt. Der studierte Apotheker durfte 1933 noch Vorstandsmitglied des Pharma-Unternehmens Schering und Vorsitzender der Reichsfachschaft der Pharmazeutischen Industrie werden.

Am 30. Juni 1934 wurde Strasser dann im Ablauf der oft „Röhm-Putsch" genannten, von Adolf Hitler beauftragten Mord- und Terror-Aktion in Berlin verhaftet und im Gestapo-Hauptquartier von mehreren SS-Mördern erschossen, darunter SS-Brigadeführer Theodor Eicke, Kommandant des gerade erfolgreich aufblühenden Konzentrationslagers in Dachau.

Offiziell wurde bekanntgegeben, der Kummer um seinen Verrat an Adolf Hitler habe Gregor Strasser in den Selbstmord getrieben. Die Lebensversicherung verweigerte daraufhin der Witwe die Auszahlung der Police.

Der Vater des Jungen wurde am morgen des 1. Juli 1934 von zwei SS-Angehörigen während eines Mahlgangs verhaftet und mit anderen Festgenommenen im Polizeirevier der nahen Kleinstadt eingesperrt, dann aber offensichtlich vergessen. Einige der Festgenommenen monierten, dass sie dringend die Kühe melken müssten oder andere volksernährungswichtige Aufgaben zu erledigen hätten und bekamen eine Art Ausgang auf Ehrenwort. Haftbefehle gab es ja keine. Telefon hatte auch kaum jemand. Und so blieben die Verhafteten dann einfach zuhause. 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 18, 2022 ⏰

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