Kapitel 18

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Cara

Ich stolpere einige Schritte zurück, bis mein Rücken vollständig gegen die Wand gepresst ist. Das was er sagt ist nicht gerade einfach zu verarbeiten. Irgendwie kommt gerade alles auf einmal, türmt sich wie eine riesige Regenwolke über mir auf und prasselt mit einer Menge Hagel auf mich nieder, erbarmungslos und heftig.

Ich hasse diesen Streit. Ich hasse es, mit ihm über schlechte Dinge zu reden, genau so wie ich es liebe, über die wichtigen Dinge im Leben mit ihm zu diskutieren. Ich will mich nicht mit ihm streiten. Es engt mich ein und es macht mich kaputt.

,,Das was ich zu Danny gesagt habe.." fängt Jake an, während er langsam aber sicher auf mich zu kommt, ,,das bin nicht ich gewesen."

,,Wer denn sonst, dein geheimnisvoller Zwilling?" frage ich und lache bitter. Ich stehe bereits mit dem Rücken zur Wand doch Jake geht weiter vorwärts, bleibt nicht stehen. Stattdessen platziert er seine Hände rechts und links neben meinem Kopf und sieht mir direkt in die Augen. ,,Jetzt hör mir doch mal zu.." ruft er, als alles in ihm für einen kurzen Moment komplett aussetzt und er ein mal mit seiner Faust direkt neben meinem Kopf gegen die Wand schlägt. Ich zucke erschrocken zusammen.

Er fährt sich zum tausendsten Mal in dieser Nacht mit der Hand, die eben noch mit meiner Wand kollidiert ist, durch die Locken und versucht wieder runter zu kommen.

,,Was Jake? Ich höre dich reden aber nichts sagen! Erkläre dich doch endlich!"

,,Hör auf, Cara!" schreit er, wobei eine große Ader an seiner Stirn zum Vorschein kommt, ,,ich war nicht ich selbst, besoffen nennt sich so was. Ich hab das nicht so gemeint, ich wollte meinen Bruder beruhigen und da ist mir das halt so rausgerutscht, es tut mir verdammt noch mal leid, okay? Ich habe dich verstanden," den letzten Satz flüstert er, ,,die Geste mit der Vase. Ich weiß nicht wer oder was dich gebrochen hat, aber eins weiß ich: Das ich dir helfen kann und helfen will. Vielleicht werde ich das nicht für immer können, aber jetzt, in diesem Moment werde ich für dich da sein. Ob du es willst, oder nicht." schreit er wieder, dieses Mal noch lauter als ich.

Es ist als würden wir einen Kampf austragen, wer am lautesten brüllen kann.

Er lässt mich los und läuft zurück zum Fenster, wo er vorhin schon einmal gestanden hat, dreht mir den Rücken zu und starrt still in den Himmel.

,,Warum sollte ich dir das glauben?" frage ich leise, während ich schon wieder die Tränen spüre, die sich bereit machen, meine Wangen herunter zu laufen.

,,Weil jeder eine dunkle Seite hat. Das ist meine gewesen. Ich habe viele Tattoos, Narben, Piercings und vielleicht auch ein schräges Weltbild, aber das Ganze hat einen Grund. Es liegt an meiner Vergangenheit, eben an dieser besagten dunklen Seite."

Ich beiße mir auf die Unterlippe. Wie immer weiß ich genau wovon er spricht. ,,Deine dunkle Seite," wiederhole ich noch einmal seine Worte und lasse sie mir geduldig auf der Zunge zergehen, wie Schokolade.

,,Jeder hat ein Monster in sich," fährt Jake fort, ,,Alle Monster sind menschlich."

,,Ich kenne viele Leute die nicht das kleinste bisschen gruselig sind oder wie du zu sagen pflegst, Monster!" stelle ich mich mit Absicht doof.

,,Du verstehst das nicht," bellt er, dreht sich um und sieht mich eindringlich an. Oh, und wie ich ihn verstehe. Jedes einzelne Wort, jeder Satz aus seinem Mund ergibt einen Sinn für mich. Ich will es nur nicht wahrhaben.

Ich schlucke als ich sehe wie sich seine weichen Locken auf und ab bewegen, wenn er geht. Er ist mir schon wieder so nah wie vorhin. Mit dem Unterschied, dass er jetzt nicht nur seine Hände direkt neben meinem Kopf platziert sondern auch noch seinen gesamten Körper vorsichtig gegen mich drückt, sodass sich meine und seine Stirn berühren.

Stirb Mit MirWhere stories live. Discover now