Kapitel 25

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Cara

Ich will es mir nicht eingestehen, aber die Zeit ohne Jake ist grauenvoll. Ich denke jede Sekunde an ihn, rieche jeden Abend an meinem Bett und heule dann nur noch mehr, wenn ich merke, dass sein Geruch langsam aber sicher aus meinen Kissen verschwindet und alles was mir bleibt bedeutungslose Erinnerungen sind.

In der ersten Woche lenke ich mich mit allem möglichen ab, ich putze mein Haus und räume den Keller auf, ich pflanze das aller erste mal Blumen in meinen trostlos kahlen Garten und gehe viel joggen, um den Kopf frei zu kriegen. Doch es hilft alles nichts.

Deswegen heule ich die ganze zweite Woche auch pausenlos. Überwiegend deshalb, weil ich es einfach nicht schaffe, diesen schrägen Typen aus meinem Gehirn zu verbannen. Egal was ich tue, egal wo ich bin, ich muss pausenlos an ihn denken, bis der Schmerz über die räumliche Trennung und den Streit immer größer wird und ich aus Verzweiflung drei Stunden lang baden gehe, weil ich irgendwo mal gehört habe, dass das entspannen soll, obwohl ich es eigentlich hasse, da ich finde dass man bei dieser Aktivität in seinem eigenen Dreck schwimmt. Doch wie erwartet bringt es nicht sonderlich viel und ich fühle mich nach dem Bad genau wie vorher. Mit dem einzigen Unterschied, dass ich aussehe wie ein verheulter Elefant, da meine Haut an allen möglichen Stellen verschrumpelt ist.

In der dritten Woche kommt Kate oft vorbei um mich abzulenken und aufzumuntern, sie geht mit mir einkaufen und spendiert mir sogar ein Eis, doch es hilft alles nichts.

In der vierten Woche sehe ich ein, dass Verdrängen keine Dauerlösung ist, denn als ich eines Abends allein in meinem Bett liege, die Zimmerdecke ansehe und mir nichts sehnlicher wünsche, als dass Jake an meiner Seite ist und mit mir zusammen Löcher in die Luft starrt, hageln die ganzen Geschehnisse, die am Fluss passiert sind, auf mich ein. Ich schreibe mitten in der Nacht eine pro und kontra Liste, da ich sowieso nicht schlafen kann, aber zu meinem Leidwesen fallen mir zu beiden Seiten gleich viele Argumente ein.

Die vierte Woche ist die Woche der Unentschiedenheit, da ich wirklich hin- und her gerissen bin, ob ich das richtige getan habe.

Die fünfte Woche wird dann etwas ruhiger, als ich meinen Bettbezug wasche und alle Dinge, die mich an Jake erinnern aus meiner Sichtweite verbanne.

Doch in der sechsten Woche geht es mir trotzdem noch immer nicht wieder gut und die bevorstehende Matheklausur, die wir bei einem der strengsten Lehrer, Mr. Donovan schreiben, macht das ganze nicht gerade leichter. Ich habe zwar mein bestes gegeben und wirklich versucht, die ganzen Formeln, Zahlen und Fragezeichen in meinem Kopf zu einer Antwort zu verbinden, aber genau wie bei Jake, funktioniert das in der Mathematik nicht so einfach. Wann immer ich versucht habe, aus ein paar gegebenen Beträgen eine Funktionsgleichung zu erstellen, ist mir nur eine einzige eingefallen:

Cara - Jake = :-(

Und ich habe sie unbewusst so umgestellt, wie es mir gerade gepasst hat.

Jake - Cara = :-)

Dann habe ich wieder geheult, wie eigentlich jede verdammte Sekunde ohne diesen bescheuerten Vollidioten der mich angelogen und verletzt hat.

Und nun ist der Tag der Arbeit, ich sitze auf meinem Stuhl, mit einem komplett leeren Blatt vor mir und Dünnschiss im Gehirn. Wie zum Teufel soll ich nur diesen verdammten Test überleben? Ich sehe mich um. Alle schreiben bereits fleißig irgendwelche Sachen auf ihre Zettel, während ich weiterhin vollkommen nervös und ratlos auf die Uhr starre und dabei zu sehe, wie mir die Zeit wegrennt.

Stirb Mit MirWhere stories live. Discover now