Kapitel 22

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Cara

,,Hose?!" brülle ich durch das ganze Haus, während ich damit beschäftigt bin, mir ein weinrotes, schlichtes T - Shirt über zu streifen. Ich verfange mich jedoch vor lauter Hektik in den Ärmeln und betrete als menschlicher Knoten den Flur.

,,Kommt sofort!" schreit Kate aufgebracht zurück, die seit heute Mittag als moralische Unterstützung bei mir zu Besuch ist.

Nachdem ich mich gestern wohl oder übel dazu zwingen musste ohne Jake einzuschlafen, bin ich am nächsten morgen reichlich müde, verwirrt und verschlafen erwacht. Allerdings nur für drei Sekunden. Danach habe ich nämlich seine SMS auf meinem Handy entdeckt und seit dem bin ich in heller Aufregung.

Eigentlich ist nur ein ganz normales, alltägliches Treffen am Fluss geplant, aber da wir vorgestern Abend beschlossen haben uns nun offiziell zu Daten, bin ich um einiges aufgeregter und will um jeden Preis alles richtig machen. Doch jetzt gerade bin ich dabei, alles falsch zu machen.

Um mein Problem noch einmal zu verdeutlichen:

Ich habe noch eine viertel Stunde Zeit, bin nur halb fertig und dafür drei Mal so nervös wie sonst. Es ist also eine sehr gute Idee von Kate gewesen, sich mir für den gesamten Tag als Gehilfin aufzuzwingen. Wahrscheinlich wäre ich ohne sie total aufgeschmissen...

,,Du bist ein Engel!" keuche ich erleichtert, entreiße ihr die frisch gebügelte, dunkle Jeans und sprinte zurück in mein Zimmer, wo ich mich fertig anziehe, einen letzten Blick in den Spiegel werfe und dann doch noch rechtzeitig startklar bin.

,,Meinst du nicht, dass es so ein bisschen frisch wird?" erkundigt sich meine beste Freundin und legt mir ihre Hand auf die Schulter, als ich gerade halb zur Tür draußen bin. Ich sehe sie fragend an.

,,Es wird langsam wärmer und außerdem habe ich eine Jacke in meiner Tasche." verteidige ich mein Outfit.

,,Das meine ich nicht," erwidert sie lachend und schüttelt den Kopf, ,,man, dich hat's echt schwer erwischt!"

Ich habe immer noch keinen blassen Schimmer wovon sie spricht, also starren wir uns einfach nur an.

Eine Minute vergeht.

Zwei Minuten.

Drei Minuten.

In der vierten Minute bricht sie in schallendes Gelächter aus und deutet auf meine Füße, ,,es sei denn du bist zum Barfußfreak geworden oder es ist ohnehin dein Plan gewesen, ohne Schuhe zu deinem ersten richtigen Date zu gehen!"

Meine Wangen färben sich rot, als auch ich endlich begreife, worauf sie hinaus will. Ich stehe mit nackten Füßen vor meinem Haus und wäre wahrscheinlich auch so zur Brücke gegangen ohne es zu merken, so durch bin ich.

Kate liegt goldrichtig. Jake hat mir gehörig den Kopf verdreht!

Jake

Zu sagen ich wäre nervös ist eine glatte Untertreibung. Ich scheiße mir praktisch in die Hose!

Heute ist Caras und mein erstes, richtiges, offizielles Date und man kann mich wirklich komplett in die Tonne treten. Ich habe keine Ahnung wieso ich mich so verrückt mache, da wir uns ja mittlerweile oft gesehen haben und uns sehr nahe stehen. Wahrscheinlich liegt es einfach nur an diesem einen, doofen Begriff.

Date.

Nie haben wir unsere Treffen als Dates bezeichnet. Nie haben wir uns auch nur Gedanken darüber gemacht, was wir sind. Ob Freunde oder mehr als das. Aber nun ist alles anders.

Unser Verhältnis entwickelt sich langsam, genau wie unser Vertrauen und bald werden wir mit Sicherheit nicht mehr von einander los kommen. Nicht dass es vorher anders gewesen ist. Ich kann mir kein Leben ohne sie vorstellen, seit unserem ersten Gespräch hier an der Brücke, an der wir uns in wenigen Minuten treffen.

Stirb Mit MirWhere stories live. Discover now