Kapitel 34

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Cara

,,Bereit?" erkundigt sich unser "Tourführer", und gibt seinem Kollegen am Beckenrand ein Zeichen.

Wir befinden uns in einem der größten Haiaquarien der Welt, wo wir nun für eine unmenschliche Summe an Geld, die uns Jakes Tante Ella glücklicherweise zur Verfügung gestellt hat, weil sie anscheinend immer noch ein schlechtes Gewissen hat, da sie ja immerhin jahrelang rein gar nichts von ihren Verwandten in England gewusst hat, tauchen gehen.

Jake und ich mussten seinen Arzt mehrmals anrufen und auch persönlich überzeugen, bevor er uns dann schließlich das Okay gegeben hat, unter der Voraussetzung, dass uns medizinische Fachleute auf unserem Tauchgang begleiten, falls doch etwas passieren sollte. Aber daran will ich lieber gar nicht denken.

Es hat auch einige Wochen gedauert bis wir unsere Reise nach Deutschland antreten konnten - wir konnten nicht sofort, wie eigentlich von mir geplant und erhofft aufbrechen und wieder einmal ist sehr viel kostbare Zeit verstrichen, bis wir endlich unsere Einwilligung erhalten haben.

Doch diese verlorene Zeit ignoriere ich, denn ich verdränge mittlerweile alles, was mit Jakes Krankheit und seinem immer näher rückenden Tod zutun hat.

Jetzt gerade will ich nur diese komischen, gruseligen Haie streicheln und so schnell wie möglich wieder an den Rand des Beckens schwimmen, da ich zugegeben ziemlichen Schiss vor diesen Viechern habe, die Jake so faszinierend findet.

Keine Ahnung, was ihn daran so interessiert. Diese Tiere sind glitschig, furchteinflößend groß, besitzen spitze, messerscharfe Zähne und sehen auch sonst nicht unbedingt niedlich aus. Kleine Kaninchen mit flauschigem Fell und einem kleinen süßen Köpfchen sprechen mich persönlich viel mehr an als diese, von Jake als gigantische Könige der Meere bezeichneten Ungetüme.

Aber aufgrund seiner riesigen Freude und der Tatsache, dass es hier nicht um mich, sondern um ihn geht, habe ich mich nach einem langen Kampf mit mir selbst dann doch noch dazu durchgerungen, dieses Experiment zu wagen.

Und nun schwimme ich ziellos und unbeholfen in diesem Gewässer umher, mein Kopf ist bereits unter Wasser und ich muss mich erst einmal daran gewöhnen, Luft durch eine Sauerstoffflasche, die mit meinem Mund verbunden ist zu bekommen und nicht durch die Nase zu atmen, auf der eine fette Taucherbrille thront.

Jake neben mir tippt mir auf die Schulter und gibt mir mit den Händen zu verstehen, dass ich noch einmal auftauchen soll.

Genervt paddele ich zurück zur Oberfläche und warte geduldig auf ihn. Zwei Sekunden nach mir schießt sein Körper aus dem Wasser, er nimmt sich sein Mundstück heraus und zwinkert mir zu, ,,wer nicht wagt, der..." - ,,oh nein, du kommst mir jetzt nicht mit diesem Spruch!" zische ich erbost und hebe drohend den Zeigefinger, woraufhin er mir nur die Zunge rausstreckt, mich etwas mit Wasser bespritzt und danach unbeirrt fortfährt: ,,wer nicht..." - ,,ne, is' nicht!" unterbreche ich ihn erneut, weshalb er den Kopf schief legt und mich schmollend ansieht: ,,der," - ,,nein, Jake!" ,,nicht..." - ,,ich warne dich!" ,,gewinnt," vollendet er doch noch seinen Satz, bevor er sich rücklings zurück ins blaue Wasser schmeißt, ich seufzend den Kopf schüttele und es ihm gleich tue.

Als wir wieder auf der gleichen Höhe sind, nickt er mir aufmunternd zu und zeigt mir einen Daumen nach oben, woraufhin ich nur die Augen verdrehe. Schön dass er seinen Spaß hat.

Jake

Das ist unglaublich. Dieses Becken ist unglaublich, die Haie, obwohl ich sie noch nicht direkt gesehen habe und dieses Mädchen. Dieses Mädchen ist unglaublich. Cara, meine Cara hat mir tatsächlich fast alle Wünsche von der Liste erfüllt. Bis auf einen, aber der wird mit Sicherheit bald schon folgen.

Stirb Mit MirWhere stories live. Discover now