31 - Lies immer das Kleingedruckte

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Als ich aufwache, geht gerade die Sonne auf

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Als ich aufwache, geht gerade die Sonne auf. Das motiviert gleich. Denn ich bin ein richtiger Sommer Mensch - mir ist auch bewusst, dass es gerade mal April ist. Eng umschlungen liege ich mit Max in dem schmalen Bett. Heute kann ich schon entlassen werden. Ist das möglich? Und die Taschenuhr ist auch da. Apropos... Das bedeutet, dass ich wieder nach Hause kann. Was das Größte für mich ist, wenn man außer Acht lässt, dass ich damit Willi, Katharina und den Mann, in den ich mich dermaßen verliebt habe, verlassen muss. Allein der Klang von seinem gleichmäßigen Herzschlag beruhigt mich. Ich frage mich, wie ich ohne Max leben soll, denn ich habe das Gefühl er ist „the one and only" und meine Großtante, welche Dauersingle ist, hat mir mal gesagt, dass man diese Person mit viel Glück einmal in seinem Leben findet. Klar, wo findest du sie? Natürlich ganz in deiner Nähe, ist nur mies, dass er hundert Jahre vor deiner Zeit lebt.

Ich runzle die Stirn. Meine innere Stimme geht heute mal wieder sehr behutsam mit dem Thema um, welches wir immer wieder schlaflose Nächte bringt. Doch ehe ich mir weiter den Kopf darüber zerbrechen kann, bewegt sich Max.

„Guten Morgen", flüstert er sanft in mein Ohr. Seine Stimme hat diesen rauen Morgenton und in Verbindung mit seinen verwuschelten Haaren ist das geradezu der Inbegriff von heiß.

„Morgen... und danke, dass du geblieben bist."

„Ist doch selbstverständlich", was es meiner Meinung nach ganz und gar nicht ist, wenn man bedenkt, dass ich ihn bald verlassen werde. Und das wissen wir beide. Er wahrscheinlich noch sicherer als ich.

„Geht es dir besser?"

„Ja, ich glaube meine Chancen auf Entlassung stehen gut."

Um zu zeigen, wie groß seine Erleichterung ist, drück Max mir einen Kuss auf die Wange. Er sieht mir tief in die Augen. Und für einen Moment habe ich das Gefühl die Zeit steht still - jedes Mal drohe ich in den Tiefen seiner Augen zu versinken - doch dann kommt die Schwester rein, um sich nach meinem Zustand zu erkundigen. Der Moment ist vorbei und es scheint sie auch nicht groß zu interessieren. Sie straft Max mit einem missbilligenden Blick, als hätte er eine Strafe verdient. Max gibt mir noch einen Abschiedskuss auf die Wange und haucht mir anschließend ins Ohr, dass er dringend eine Dusche brauche, aber so schnell es geht zurückkäme, um nach mir zu sehen. Er wolle bevor er geht, noch schnell nach Willi sehen.

„Lass dir ruhig Zeit und komm einfach später zu Hause vorbei." schlage ich vor und reibe mir versucht beiläufig über die Stelle am Hals, wo sein heißer Atem eine Gänsehaut hinterlassen hat.

Erst zögert er, wobei er kurz darauf zustimmt.

„Gut, dann bis später."

Ich bin nicht ganz sicher, was ich davon halten soll, dass ich das Haus meiner Vorfahren jetzt schon seit einiger Zeit als mein Zuhause ansehe. Die Verbindung zu diesem Ort hat sich geändert und ich schätze, ich werde meine Großeltern sehr oft zu Hause besuchen, wenn ich zurück im 21. Jahrhundert bin. Und das allein schon deshalb, weil nun so viele Erinnerungen in den Räumen und der Umgebung stecken.

Hundred years back ||✔Where stories live. Discover now