23 - Scheiß Krieg, scheiß Frankreich, scheiß Deutschland!

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Erleichtert verlasse ich Willis Büro

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Erleichtert verlasse ich Willis Büro. Wir haben uns ausgesprochen. Dazu mussten wir sehr lange reden, aber letztendlich hat er mir verziehen. Höchstwahrscheinlich mit dem Hintergedanken, dass ich nicht im Streit abreisen soll. Klar nimmt Willi mir die Sache immer noch übel, aber die Umstände sind alles andere als normal. Er hat mir noch erklärt, was er über die Rückreise weiß. Er selbst ist nie in der Zeit gereist, daher basiert sein Wissen wie meines hauptsächlich auf dem Tagebuch, doch hat er ja auch teilweise etwas von den Reisen seines Vaters mitbekommen. Willi meint, wie ich es mir schon gedacht hatte, dass man die Aufzugswelle drücken muss und dabei fest an das gewünschte Datum denken muss. Andernfalls landet man irgendwo und findet womöglich gar keinen Weg mehr zurück. Sehr beruhigend, wenn ich weiß, dass ich auch irgendwo anders landen kann. Das ist wie die Nebenwirkungen von Tabletten durchzulesen. Niemand macht das, wieso auch? Damit man sich den Kopf zerbricht, bevor man letztendlich doch genau dieselbe Entscheidung trifft. Schwachsinn.

„Vielleicht wird niemand wissen, wo du gewesen bist. Du solltest schnell herausfinden, ob deine Großeltern eingeweiht sind. Allen anderen musst du etwas vorspielen. Denk dir was aus. Es ist nicht einfach, denn die Geschichte muss unanfechtbar sein. Alle müssen es glauben und es darf keine Widersprüche geben.", hat Willi mir eingeschärft. Aber wie soll das gehen? Was soll ich denn allen erzählen? Es werden ja nicht nur meine Eltern und Freunde sein, auch Lehrer und die Polizei.

Ich wurde entführt. Irgendwie betäubt, mit irgendetwas, einem Mittel, das man nicht nachweisen kann, dann wurde ich zehn Tage festgehalten und schließlich wieder freigelassen, da ich meinen Entführern nutzlos erschien. Ich wachte auf einer Parkwiese auf und konnte mich an nichts erinnern. Da ist noch viel Spielraum, aber grob passt meine Story.

Auf die Frage, was mit der Taschenuhr passieren wird, hat Willi mir erklärt, dass diese immer den ältesten eingeweihten de Lacys gehört, also je nachdem meinen Großeltern oder mir, denn meine Eltern wissen definitiv nichts von der Sache, das hätte ich bemerkt. Oder? Opa wahrscheinlich schon, sonst hätte er damals an Katharinas Hochzeit anders reagiert. Scheinbar habe ich jetzt auch eine Aufgabe, denn, da ich die erste de Lacy bin, die seit Jahren wieder in der Zeit gereist ist, muss ich die Historiker in unserer Zeit über die Vergangenheit informieren. Wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass die mehr wissen als ich. Aber Willi kann ja nicht mal erahnen wie weit der technische und gesellschaftliche Fortschritt in meiner Zeit ist. Tatsächlich ist es bald so weit. Nichts spricht mehr dagegen, dass ich nach Hause reise. Jetzt liegt es nur noch an mir, mich von Allen zu verabschieden und dann den entscheidenden Schritt zu wagen.

Da es noch nicht so spät ist, mache ich mich mit einem vollgeladenen Korb auf den Weg zu Frieda. Ich klopfe an ihre Tür und versuche mir schon verzweifelt die richtigen Worte zurechtzulegen. Doch es kommt anders als erwartet: „Oh, Sophie. Du musst es gelesen haben. Ich danke dir, dass du gekommen bist." Fällt sie mir schluchzend um den Hals. Perplex stehe ich eine Weile da, bis ich sie in den Arm nehme und ihr über den Rücken streiche. „Tot, tot..." Flüstert sie und mein Kleid saugt sich an meiner Schulter mit Tränenflüssigkeit voll. Wenn ich nur eine Ahnung hätte, wovon sie redet.

Hundred years back ||✔Where stories live. Discover now