10 - Dann fange ich mal ganz von vorne an

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Donnerstag30

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Donnerstag
30.03.1916

Ich wache auf. Glücklich von dem Moment an, in dem mir einfällt, dass ich wahrscheinlich eines der Rätsel gelöst habe.

Ich will noch nicht mit Willi reden. Ich hatte ihn ganz anders eingeschätzt, eher hilfsbereit und freundlich, anstatt vorurteilvoll und cholerisch. Also beschließe ich mir unbemerkt Zugang zum Schlafzimmer zu beschaffen. Auf dem Weg durch den Flur schleiche ich auf Zehenspitzen, immer noch in meinem Nachthemd. Ich laufe schnell um die Ecke, weil ich die Stimmen der beiden höre. Na super, sonst sind Willi und Katharina doch auch immer so früh wach. Das heißt dann wohl warten, bis die beiden beschließen, zu frühstücken.

Als ich endlich höre, wie sie das Zimmer verlassen bin ich ziemlich aufgekratzt. Das könnte ein erster kleiner Schritt auf meinem Weg nach Hause sein. Hoffnung macht sich in mir breit. Ihre Stimmen und die Geräusche ihrer Schuhe werden immer leiser. Endlich ist die Luft rein und ich schlüpfe durch die Tür.

Genauso wie der Rest des Hauses wird sich dieser Raum die nächsten Jahre nicht wirklich verändern.

„Sophie. Kommst du bitte nach unten! Wo bist du denn?"

Mist

Sieht so aus als würde ich unten erwartet werden. Ich gehe sicher, dass niemand im Flur steht. Dann verlasse ich das Zimmer. Auf der Treppe rufe ich, dass ich schon unterwegs bin.

„Da bist du ja. Wo warst du denn?"

„Im Bad", antworte ich wortkarg, weil ich absolut keine Lust habe lange mit den beiden zu plaudern. Die Ungeduld lastet auf mir, sodass ich beginne mich an der Narbe an der Unterseite meines Ellenbogens zu kratzen. Außerdem will ich das letzte Gespräch ungern fortsetzen.

Wegen vorgestern-", beginnt Willi, doch ich halte ihn vom Weiterreden ab. Es interessiert mich zwar, was er im Nachhinein dazu zu sagen hat, aber vielmehr kreisen meine Gedanken jetzt um das Rätsel.

„Reden wir später drüber? Bitte. Ich habe leichte Kopfschmerzen und möchte mich nach einmal Hinlegen.", lüge ich ihm ins Gesicht.

„Gut, reden wir später. Brauchst du denn irgendetwas?"

Ich sehe ihn fragend an „wegen deiner Schmerzen, meine ich."

„Ach so, nein. Ich hoffe, das legt sich gleich wieder. Trotzdem danke."

„Möchtest du denn gar nichts essen?", fragt Katharina und hebt dabei ihren Kaffee hoch, als könnte der mich überzeugen. Normalerweise ja, jetzt nein.

„Nein, danke. Dann kann ich nicht mehr einschlafen.", antworte ich Katharina etwas zu eilig. Ich verlasse langsam den Raum, schließe die Tür und sprinte anschließend nach oben. Scheint so, als wäre gerade niemand da. Ich höre ein Geräusch. Nicht schon wieder. Ich setze mich auf einen der Sessel im Flur und schnappe mir eine der Zeitungen, die auf dem Tischchen daneben liegen. Ein Mann, voraussichtlich der Butler, kommt auf mich zu. Dabei bin ich stolz, dass ich die Zeitung richtig herum halte und mir nicht das passiert, was irgendwie allen Filmfiguren passiert, weil die Filmemacher es für lustig halten.

Hundred years back ||✔Where stories live. Discover now