26 - Später wirst du dich bei mir bedanken

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„...wahrhaftig ein erfolgreicher Abend.",

gedämpft drängen die wirren Stimmen zu mir. Ich bin mir fast sicher mir haben auf dem Weg schon mehrere Hausangestellte einen guten Morgen gewünscht, doch ich nehme sie kaum wahr. Langsam schlurfe ich die Treppe herunter und bewege mich, ohne genau zu wissen, wohin ich überhaupt will, auf die sanfte melodische Stimme hinzu. Meine Gedanken sind überall und mein Körper bewegt sich mechanisch.

Ich habe keine Kontrolle darüber.

Den Blick in den Spiegel habe ich bewusst gemieden. Meine Erscheinung als Zombie brauche ich nicht bestätigt zu haben. Aber es ist mir egal, wie ich gerade aussehe, wie ich mich bewege, oder was die anderen von mir denken. Momentan ist mir einfach alles egal. Nicht nur äußerlich ähnele ich einer halb toten Gestalt, innerlich herrscht genau dieselbe Leere. Aber lieber schalte ich jegliche Gefühle aus, als mich mit dem zu beschäftigen, was mich erwarten würde, wenn ich mich mit dem gestrigen Abend auseinandersetze.

„...nicht gut, Liebes?"

Anscheinend habe ich den Ursprung der melodischen Stimme erreicht. Doch in meinem Kopf kommen die Worte nicht an. Selbst wenn sie das täten, mein Gehirn würde sich weigern sie zu verarbeiten. Gerade jetzt dringen die Worte meiner Biolehrerin zu mir. Damals in der neunten Klasse behandelten wir die Informationsübertragung über die Synapsen. Frau Falk hatte immer das Talent, komplizierte Vorgänge mit einer interessanten Geschichte zu erklären bis sie sich bei jedem einzelnen Schüler einprägte.

Die Informationen befinden sich in den synaptischen Bläschen. Diese wiederum sammeln sich in den Neurotransmittern. An der Synapse, dem Übergang zwischen zwei Nervenzellen, verbinden sich die Neurotransmitter mit der Membran und die synaptischen Bläschen mit den Informationen gelangen in den synaptischen Spalt. Um nun zur anderen Nervenzelle zu gelangen müssen sie durch einen Ionenkanal, die Rezeptoren nehmen die Informationen an. Frau Falk nannte diese Rezeptoren immer Türsteher. Jeder dieser Türsteher ist auf einen bestimmten Neurotransmitter spezialisiert, wie ein Schlüssel zu einem Schloss. Also gelangen nur die richtigen Leute in den Club, so müssen Minderjährige draußen bleiben. Genau dieser Türsteher hält gerade jegliche Emotionen, Gedanken und Reize davon ab zu mir zu gelangen. Die Floskel, eine Synapse sei nicht richtig angeklemmt, passt ganz gut denke ich.

Doch plötzlich dringt wieder etwas in meinem Gehirn. Wie ein Schwall Wasser der den fiesen Türsteher einfach weggespült. Sanfte Kühle breitet sich auf meinem Körper aus und da ist auch etwas ...nasses.

Moment was?!

Mit einem Satz bin ich zum ersten Mal für heute wieder völlig da. Mit empörtem Blick sehe ich die Gestalt vor mir an. Als ich mir die Haare aus dem Gesicht klatsche, erkenne ich auch wieder etwas.

„Herrje, das war ja nicht mehr auszuhalten" kopfschüttelnd übergibt Katharina einen nun offensichtlich leeren Eimer an Albert, der den Raum schweigend verlässt. Die Hände in die Hüften gestemmt sieht sie mich erwartungsvoll an.

Hundred years back ||✔Where stories live. Discover now