Superpower Part 5

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Manuel

"Okay, wer möchte anfangen?"

Zeitgleich hoben Michael und Patrick ihre Hand und nach wenigen Sekunden einer etwas merkwürdigen Stille überließ der Wichtigtuer unserer Gruppe seinem Gegenüber das Wort. Wow, dachte ich positiv überrascht und mit einem beeindruckten Blick zu ihm hinüber. Als wir uns das erste Mal getroffen hatten, wäre Patrick nie so zuvorkommend gewesen! Konnte ich mir jedenfalls nicht vorstellen, er hätte einfach rücksichtslos angefangen zu labern. Von seiner Entwicklung hatte ich außerhalb unserer Treffen noch nie etwas gehört, da wir uns nicht näher kannten, aber es musste verdammt gut bei ihm laufen. Er war schon lange nicht mehr so nervig wie bei unserem Kennenlernen!

Bei Michael schien es auch einen Durchbruch gegeben zu haben, so aufgeregt wie er seit seinem Eintreffen geschaut hatte. Jetzt hatte er das Wort und prompt stand er von seinem Stuhl auf: "Ich möchte mich bei Manuel für seine Hilfe bedanken! Diese Nacht bin ich wieder geschlafwandelt, aber ich konnte mich zusammenreißen und ganz alleine von dem Dach runter schweben! Und das nur, weil Manu mit mir trainiert hat."

Ich sah, wie Maurice sich zu Cracker lehnte und ihm etwas zuflüsterte, Patrick und Fabian schauten mich dagegen wie von Donner gerührt an. Die plötzliche Aufmerksamkeit ließ mein Gesicht warm anlaufen. A-ach, meinte er etwa den Nachmittag in der Trampolinhalle? Aber das waren doch bloß ein oder zwei Meter maximal gewesen, kein Häuserdach! Ich konnte dabei höchstens einen Grundstein gelegt haben, Michael sollte lieber stolz auf sich selbst sein!

Entschlossen, ihm einen Gefallen zurück zu geben, stand ich ebenfalls auf und meinte optimistisch: "Und ich habe Luna gestern das erste Mal direkt angefasst, ohne Handschuhe oder irgendeinen Schutz! Vor einer Woche wollte ich sie noch loswerden, dabei ist sie ein ganz lieber Hund und ohne Micha hätte ich das vielleicht niemals erkannt. Also muss ich dir danken!"

Bevor mein neuer Kumpel etwas erwidern konnte, sprang plötzlich Patrick breit grinsend auf. "Ich muss Fabian danken!", verkündete er laut, "Er ist der erste echte Freund, den ich jemals hatte! Ich meine, wir kennen uns zwar erst eine Woche, aber er hat mir jetzt schon mehr geholfen als alle meine falschen Freunde und er ist immer noch da für mich. Ich-, ich hatte heute ehrlich überlegt, ob ich unsichtbar hier rein kommen sollte um mir anzuhören, ob und wie ihr möglicherweise über mich herzieht, wenn ich nicht da bin, aber ich habe mich umentschieden, weil ich euch vertraue! Und dieses Vertrauen hat Fabi mir wiedergegeben. Dankeschön Bro!"

Es folgte eine Pause, da Fabian sich sichtlich unwohl auf seinem Stuhl verknotete, jeden Blickkontakt scheute und nur leise vor sich hin nuschelte. Die Lobpreisung war ihm deutlich peinlicher als uns anderen und Cracker erlöste ihn, indem er sich räusperte und ebenfalls aufstand: "Ich möchte mich bei Maurice bedanken. Wir haben lange darüber nachgedacht, wie wir mein Problem angehen könnten und wie ihr vielleicht seht, habe ich heute nicht mein Handy mit. Ich will versuchen, nur noch so wenig wie möglich auf diese Impulse zu reagieren oder sie aufzuschreiben, egal wie genial manche von ihnen waren. Es ist echt schwer für mich, aber es fühlt sich richtig an. U-und das Lampenfieber hat sich auch schon ein bisschen gebessert. Denke ich. Huh, aber nervös bin ich jetzt trotzdem, haha!"

Stolz schaute ich mich in unserer kleinen Selbsthilfegruppe um. Wir kannten uns erst seit kurzer Zeit und waren alle schon so weit gekommen. Dank unserer neuen Kräfte, aber vor allem, weil wir uns gegenseitig halfen! Maurice bestätigte meine Gedanken nur umso mehr, als er sich aufrichtete und verkündete: "Die Mobber lassen mich in Ruhe, seit Patrick und Fabian sie erschreckt haben! Sie glauben, ich hätte Zauberkräfte oder so und könnte ihnen jederzeit etwas schlimmes an den Hals wünschen. Es war die schönste halbe Schulwoche seit Ewigkeiten und Cracker übt mit mir nach dem Unterricht, wie ich meine Angst vor dem Ertrinken wieder loswerde! Ich bin euch dreien für immer dankbar und wenn ihr mal meine Hilfe braucht bei irgendetwas, dann könnt ihr auf mich zählen!" Er reckte vor Tatendrang seine Faust in die Höhe und Micha und ich begannen für ihn zu klatschen. Den stillen Lulatsch hatte es von uns allen am schlimmsten erwischt gehabt und ihn so froh und ausgelassen zu sehen, war einfach nur Wahnsinn. In so kurzer Zeit hatte er sich komplett umgekrempelt und ich freute mich definitiv riesig für ihn, obwohl mein kleiner Meilenstein gegen seinen lächerlich wirkte. Ich gönnte Maurice seinen Triumph gegen die Mobber von ganzen Herzen.

Youtuber Oneshots Vol.2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt