Kapitel 2

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Some eyes touch you more than hands ever could. ______________________________________

Meine Finger tasten ins Leere, als ich am nächsten Morgen das kühle und raue Bettlaken neben mir nach Svenja abtaste. Es ist noch zu früh, um die Augen gänzlich aufzuschlagen und mein ganzer Körper rebelliert gegen die leisen Stimmen in meinem Kopf, die mich drängend zum Aufstehen befähigen wollen. Ich bin kein Morgenmensch, ganz und gar nicht und ohne meine gewohnte Tasse Kaffee am Morgen würde ich wohl auch den ganzen Tag wie ein schlechtgelaunter Zombie durch die Weltgeschichte laufen.

Ich brauche noch gute fünf Minuten, in denen ich mich ausgiebig strecke und im Bett räkel, ehe ich meine verschlafenen Lider endlich aufschlage. Das grelle Tageslicht sticht wie Nadeln in meinen Augen und ich brauche eine gewisse Zeit, bis ich mich daran gewöhnt habe. Mit einem Blick auf das Fenster, dessen Vorhänge schon aufgezogen sind, muss ich ernüchternd feststellen, dass das windige und trübe Wetter an diesem Samstag Morgen wohl keine gewohnten Sommertemperaturen zulassen wird. Gerade als ich, die Hoffnung hegend, dass sich die Sonne vielleicht am Nachmittag noch zeigen wird, ein Bein aus dem Bett schwingen will, steht Svenja am Türrahmen, in ihren Händen ein volles Tablett mit allerlei Leckereien.

„Kaum zu glauben, dass du tatsächlich schon wach bist. Wo es doch gerade erst acht ist",sagt sie mit einer neckend süßen Stimme und kommt mit langsamen Schritten auf das Bett zu. Sie trägt nur die weiße Bluse von gestern Abend, auf dessen feinem Stoff rote Reste von der Tomatensoße auszumachen sind. Ihre schwarzen Haare fallen in wirren Wellen über ihre schmalen Schultern und lassen sie mit ihrem verschlafenen Blick, der mich darauf schließen lässt, dass sie auch noch nicht lange wach sein muss, unglaublich hinreißend aussehen.

Ich werfe einen Blick auf den Wecker, der auf meinem kleinen Nachttisch steht, und stelle überrascht fest, dass es tatsächlich erst acht ist. Svenja hat Recht, für einen Samstag ist das keine meiner üblichen Zeiten.

Meine Freundin lässt sich neben mir auf das Bett sinken und stellt das Tablett, das gefüllt ist mit Brötchen, Toast, Aufstrichen, Obst, Joghurt und einer vollen Kanne Kaffee, vor uns beiden ab. Dann lehnt sie sich zu mir rüber und streicht mir eine verloren braune Haarsträhne hinter mein Ohr, während ich ihr wunderschönes markantes Gesicht erforsche, als würde ich irgendeine Kleinigkeit in ihm noch nicht kennen.

„Und ich dachte schon, ich müsste dich wach küssen",raunt sie in mein Ohr und haucht einen federleichten Kuss auf die empfindliche Stelle darunter.

„Oh, dann hätte ich mich also doch schlafend stellen müssen",witzel ich.

Svenja grinst vielsagend und legt ihre vollen Lippen dann endlich auf meine. Sie küsst mich erst sanft, dann verlangender, verwöhnt meine Unterlippe mit zärtlichen Bissen ehe sie liebevoll mit ihrer Zunge darüber leckt. Ich spüre Lust in meiner Mitte aufsteigen und habe plötzlich das dringende Verlangen, den Morgen dort fortzusetzen, wo wir letzte Nacht aufgehört haben. Svenja legt ihre Hand liebevoll in meinen Nacken, zieht mich dichter an sich heran, während sie mit ihrer anderen Hand zärtlich über meinen nackten Rücken streicht, von meinen Schulterblättern bis hinunter zu meinem Steißbein. In diesem Moment wird mir klar, dass Morgenküsse noch nie so gut geschmeckt haben, wie mit ihr. Bis auf auf...Ich unterdrücke die Gedanken, die längst vergraben gehören, und die aufkeimenden Erinnerungen, ehe sie sich in meinem Kopf festsetzen können, küsse Svenja stattdessen noch intensiver, noch leidenschaftlicher, als müsse ich mir selbst etwas beweisen. Bis wir uns vor Atem ringend voneinander lösen.

Ich lehne meine Stirn gegen ihre, streiche mit meinen Fingerkuppen den Schwung ihrer Lippen nach, die immer noch Spuren von letzter Nacht und unseren wilden Küssen tragen.

Forgotten LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt