Tage wie diese

5.1K 384 48
                                    

Kapitel 23 - Tage wie diese

"Wie bitte?"
"Ichbinweggelaufen", nuschelte ich erneut und kaute nervös auf meinen Fingernägeln herum.
"Holy Crap! Der Typ, auf den du seit dem ersten Tag an stehst, sagt dir, er hat sich in dich verliebt und du rennst weg? Ich verstehe dich nicht, Chloé! Absolut nicht!"
"Ich kapier es ja selbst nicht mal", murmelte ich.
Sam seufzte.
"Wahrscheinlich... hab ich Angst gehabt..."
"Wovor?! Liebe ist keine ansteckende Krankheit, man bekommt nicht mal Pickel davon!", rief sie, etwas zu laut, denn auf der anderen Straßenseite drehten sich schon Leute zu uns um.
Wir waren auf dem Weg in das Café, wo Melina, Florence und Lea auf uns warteten.
„Keine Ahnung..." Ich starrte auf die Pflastersteine zu meinen Füßen.
„Ich weiß auch nicht, vielleicht bin ich-"
„-unerfahren?", schlug Sam mit hochgezogenen Augenbrauen vor.
„Ja... Und vielleicht-"
„-rennst du lieber weg, als dich mit Liebesgeständnissen von Zayn konfrontieren zu lassen?"
Ich seufzte. „Ja"
Ihre Worte erinnerten mich daran, wie ich früher immer weggerannt war. Vor meinem Vater.
Ja, es stimmte. Anstatt mich der Konfrontation irgendwelcher Dinge auszusetzten, rannte ich lieber weg.
Sam neben mir seufzte schon wieder. „Weißt du, ich will dich hier nicht runtermachen, aber... Ich denke Zayn erwartet eine Erklärung, die er auch unbedingt verdient! Ich kenne ihn, da weiß ich, dass er nicht zu jedem x-beliebigen Mädel hinrennt und sagt, er sei in sie verliebt. Du bist etwas Besonderes für ihn, da kannst du nicht einfach wegrennen."
Ich kaute auf meiner Lippe rum. Ich schämte mich schon fast dafür, dass ich weggelaufen war.
„Du kannst es jetzt nicht ändern, aber du musst es ihm erklären- Himmel, sag ihm einfach, dass du auch auf ihn stehst, dann ist diesem ewigen Geflirte endlich mal ein Ende gesetzt!" Sam schmunzelte leicht, um ihren Worten nicht ganz so viel Druck zu verleihen.
„Ich bekomme nur einfach nicht aus dem Kopf, wie er Léa angesehen hat...", meinte ich. „Vor allem... Ich hatte noch nie einen Freund, oder jemand der das nur ansatzweise hätte sein können. Ich - ich wünsche mir in solchen Momenten meine Maman zurück. Sie hätte mir schon im Voraus sagen können, was man machen muss. Sie-"
„Aber, Süße!", unterbrach mich Sam, gerade als meine Stimme bröckelig wurde. „Wir sind jetzt deine Familie! Florence, Zayn, Bastian, Cho, Philippe, ich... Auch Bruce und Sarah! Du kannst zu mir kommen, wenn du Probleme hast, oder einen Rat brauchst. Ich gebe vielleicht nicht immer die besten Ratschläge, schließlich bin ich kein Kummerkasten, aber ich habe bis jetzt gut überlebt mit dem Motto und der Lebenseinstellung, sowie mit den Entscheidungen, die ich getroffen habe, also... Müssen sie nicht immer ganz so falsch sein!"
Ein Lachen entwich mir, Sam legte mir die Arme um. „Wir sind jetzt deine Familie, ok?"
Ich holte tief Luft, um die Tränen zurück zu treiben.
Es war alles etwas viel im Moment, doch was Sam gerade gesagt hatte, zeigte mir, was für eine gute Freundin sie war. Ebenso wie Florence und die anderen.
Ich war Einzelgänger, das würde sich wahrscheinlich auch nie ändern, doch zum Leben brauchte man eine Familie. Einen Zufluchtsort, Leute, denen man sich anvertrauen konnte.
Meine Maman war tot, mein Vater... Mein Vater war, wie er war. Und so wollte ich ihn nicht wieder sehen.
„Danke", lächelte ich, als sie sich wieder von mir löste. „Dafür, dass du so bist, wie du bist"

***

„Hier drüben!", ertönte eine Stimme, sobald wir das Café betraten.
Sam und ich drehten uns zu  einem kleinen Tisch an dem, Florence, Melina und Lea Engels saßen, die etwas schüchtern, aber freundlich zu uns herüber lächelte.
Mit einem „Hi" setzten wir uns zu ihnen an den Tisch.
Es war wirklich ein schönes Café, klein aber gemütlich. Auf jedem der runden Tische lag eine geblümte Tischdecke, der Boden war aus altem Parkett und knarrte leise, wenn man darüber lief.
In kleinen Vasen standen auf dem Tresen und auf jedem Tisch frische Wiesenblumen, die herrlich dufteten.
„Hey, ich bin Lea. Freut mich", stellte sich die Deutsche mit leichtem Akzent vor, als Sam und ich unseren Namen gesagt hatten. Ich mochte sie auf Anhieb an. Sie schien freundlich zu sein und unaufgeregt.
„Wie kommt es eigentlich, dass du aus Deutschland hier her gekommen bist?", fragte Sam sie, nachdem wir der Bedienung unsere Bestellung abgegeben hatten.
„Ich bin vor zwei Monaten mit meinen Eltern in die Nähe von Paris gezogen, weil mein Vater dort einen Job angenommen hat", erzählte sie. Ihr Akzent hörte sich irgendwie lustig an.
„Echt?", fragte Florence. „Aus Paris kommen wir auch!"
Lea grinste. „Cool, dann können wir dort sicher mal in Kontakt bleiben."
„Klar!" Sam holte ihr Handy hervor, das kurz davor gepiepst hatte.
Melina, Florence und Lea führten das Gespräch fort. Hauptsächlich ging es um die erste Liveshow morgen, wegen der Melina und Lea schon total aufgeregt waren. Doch meine Aufmerksamkeit war Sam gewidmet, auf deren Stirn sich eine kleine Falte bildete.
„Alles ok?", fragte ich leise.
Sie sah auf und hielt mir dann das Handy unter die Nase.

Feel like dancing (Zayn Malik)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt