Glitzernd im Sonnenlicht

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Kapitel 16 - Glitzernd im Sonnenlicht



Bis jetzt war ich in meinem Leben einmal betrunken gewesen, an Camilles 16. Geburtstag, um genau zu sein.
Ich wusste nie, wie ich das einordnen sollte, auch nicht, wie man mit betrunkenen Leuten umgeht, wahrscheinlich fühlte ich mich deshalb so komisch.
Alles fühlte sich wie in Watte eingepackt an. Es war, als würde ein Film im Schnelldurchlauf an mir vorbeiziehen. Sogar, dass Sam das Messer aus ihrem Arm zog und klirrend auf den Boden fallen ließ, einen Schritt nach vorne machte und zusammensackte, nahm ich nur am Rande wahr.
Sie war nur ganz kurz weg, danach wachte sie wieder auf. Ich konnte sie verstehen, in so einer Situation hätte mein Kreislauf sicher auch schlapp gemacht.
Bruce hatte alle sofort in die Halle zurückgescheucht und war mit den Zwillingen gegangen, alles sicherstellen, wie er sagte.
Vielleicht war es nur Einbildung, aber ich meinte zu sehen, wie die drei sich Knarren aus einer Kiste holten und in die Innenasche ihrer Jacken steckten.
Mir lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter.
Wie sich in den vergangenen Tagen herausgestellt hatte, war hier keiner zum Spaß da...
Irgendjemand holte Verbandszeug für Sam -die Wunde war nur oberflächlich- und Wasser. Für Sarah, die völlig am Rad drehte, eine Beruhigungstablette.
Ich stand die ganze Zeit mit großen Augen am Rande des Geschehens, lehnte mich an eine Sofalehne und brachte immer noch kein Wort heraus. Meine Hände zitterten.
Einerseits war es von Vorteil, dass ich betrunken war, so würde mich die Angst erst am nächsten Morgen einholen, aber anderseits, konnte ich keinen klaren Satz reden, also auch nicht helfen.
Generell sagte fast niemand etwas, alle liefen nur unruhig umher und redeten leise miteinander.
„Wir schlafen alle hier, am besten keiner geht heute mehr!", verkündete Cho irgendwann.
Da ich sowieso nicht nach Hause musste, beteiligte ich mich daran, Decken und Kissen auf dem Boden zwischen den Sofas auszubreiten. Als ich es aber nicht so Recht hinbekam, schob mich Zayn sanft beiseite und half mir.
„W-Wer macht so Sach'n?", fragte ich ihn, mit einem Mal, fielen mir meine Augen fast zu.
Ich wankte leicht und Zayn hielt mich fest.
„Das erkläre ich dir morgen... Geh jetzt schlafen, ja?"
Ich nickte schwach. „Kommst du auch?"
„Gleich, geh schon mal.", antwortete er und verschwand kurz zu Cho und Bastian.
Sam saß auf einer Couch, neben ihr Florence, die ihr immer wieder über den Rücken strich.
Auf einem der anderen Sofas lag Sarah und schlief -dank der Tablette-, die anderen schliefen entweder ebenfalls oder waren gerade dabei es sich gemütlich zu machen.
Die Stimmung war angespannt, doch die Angst, die sicherlich in manchen von uns lungerte, wurde unterdrückt.
„Wie geht's dir?", fragte ich Sam und setzte mich auf ihre andere Seite.
Sie war immer noch schneeweiß im Gesicht.
„Mh...", machte sie und zuckte mit den Schultern, um ihren Arm war ein weißer Verbund geschlungen worden.
Ich sah zu Florence rüber, da ich hoffte, sie würde mir mehr Auskunft geben, doch sie zog nur schnell die Mundwinkel nach oben. „Ich denk s'ist das Beste, wenn wir schlafen gehen, mh?"
Ich nickte, Sam zuckte wieder mit den Schultern.
Ohne ihr die Wahl zu lassen, brachte Florence sie dazu, sich auf die Couch zu legen, zog ihr die Schuhe aus und deckte sie zu. Dann umarmte sie mich kurz und legte sich zu ihr.
„Gute Nacht...", murmelte ich und lächelte.
Es war so lieb, wie sich Florence, obwohl sie selbst pflegebedürftig war, um Sam kümmerte. Das war es, was wahre Freundschaft ausmachte.
Ich musste an Camille denken und daran, was wir zusammen schon alles durchgestanden hatten.
Auch wenn viele Freunde gegangen waren, dadurch, dass ich kaum Zeit für sie hatte, Camille war dennoch immer geblieben.
Ich kramte mein Handy aus der Tasche und klickte auf 'Neue Nachricht schreiben'.

Um das mal zu sagen...
Du bist die beste Freundin überhaupt! Ich hab dich lieb!
Chloé Xx

Ich tippte auf 'senden' und packte das Handy dann wieder weg.
Meine Augen fielen mir schon beinahe zu, als ich mir meine Schuhe von den Füßen zog und mich neben Florence und Sams Couch auf den Boden legte und mich in eine Decke kuschelte.
Bevor mir die Augen zufielen, schnappte ich ein Fetzten von Zayn und Chos Gespräch auf.
"...als Drohung. Sie sind das Warten satt, scheiße, wir müssen dieses verdammte Casting gewinnen, sonst sind wir am Ende!"
"Entspann, wir machen das schon.", antwortete Zayn gerade.
"Ich kann aber nicht so gut entspannen, wenn ein Messer mit rotem Griff in Sams Arm steckt. Du weißt was das bedeutet! Rot ist ihre Farbe. Sie wollen ihr Geld, und wenn sie es nicht bald bekommen, dann tun sie noch mehr Leuten was an, außer Sam und deinem Bruder."
Ich setzte mich auf und beobachtete Cho und Zayn von meinem Schlafplatz aus.
"Ich weiß...", meinte Zayn und sah auf den Boden.
"Es könnte das nächste Mal schon Chloé sein, sie werden ebenfalls mitbekommen haben, dass sie dir was bedeutet!"
Mir huschte ein roter Schimmer über die Wangen. Obwohl die Situation eher beunruhigend war.
Ich konnte die nächste sein, der etwas zustößt...
Zayn knirschte mit den Zähnen und sah zu mir herüber.
Einen Augenblick sahen wir uns im die Augen, dann verschwand ich unter meiner Decke und hörte nur noch gedämpft, wie Zayn Cho erklärte, dass er jetzt schlafen gehen würde.
Keine zehn Sekunden später bewegte sich etwas neben mir.
Als ich unter der Decke hervor kroch, erblickte ich Zayn, der mit dem Rücken an einem Sofa lehnte und die Beine vor sich aufgestellt hatte.
Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah er den anderen beim Schlafen zu.
"Bist du nicht müde?", fragte ich flüsternd und stellte überrascht fest, dass ich wieder normaler reden konnte, als zuvor.
Wahrscheinlich machte das die Ruhe.
Zayns Blick glitt zu mir und wurde weicher. "Ich warte noch auf Bruce und die Zwillinge, schlaf du ruhig."
Doch ich setzte mich auf und nahm die gleiche Position ein, wie er.
"Komm, dir fallen wirklich schon fast die Augen zu. Geh schlafen, ja?", meinte er leise und strich mir über die Wange.
Ich lächelte. "Ich warte mit dir."
Er verdrehte schmunzelnd die Augen und legte mir dann einen Arm um die Hüfte.
Grinsend zog ich die Decke über mich und schlang -was ich im nüchternen Zustand sicher auch nicht einfach so gemacht hätte- die Arme um ihn.
Mir fielen wirklich fast die Augen zu, doch bevor ich mich dem Schlaf hingab, spürte ich noch, wie mir Zayn einen Kuss auf die Stirn drückte und ein Lächeln über mein Gesicht huschte.

Feel like dancing (Zayn Malik)Where stories live. Discover now