Schuld

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Kapitel 11 - Schuld

„Ok..." Geschafft prustete ich die Luft durch die Lippen hinaus. „Wie wäre es mit einer Pause?"
„Ja! Bitte!", rief Sam und ließ sich auf eines der Sofas plumpsen.
Auch die anderen verkrümelten sich im Raum.
„Ich dachte immer, dass Ballett einfach ist. So sieht es zumindest im Fernsehen aus!"
Ich sah zu Sam und musste lächeln. „Na, ja... So einfach ist es nicht. Hast du ja gemerkt, oder?"
„Oh, ja!", rief sie und nahm einen großen Schluck aus einer Wasserflasche.
Sie setzte sie wieder ab und drehte den Deckel zu. „Wie lange tanzt du schon?"
„Seit zwölf Jahren.", antwortete ich. Meine Stimme klang etwas trocken, da mir die Erinnerungen an meine Tanzkarriere, die wohl vor einigen Tagen erst -zumindest in den Augen meines Vaters- geendet war, einen Stich versetzte.
„Wow!" Sam machte große Augen und zauberte mir damit ein Lächeln auf die Lippen.
Sie kam mir vor, wie ein kleines Kind...
„Es war auch nicht immer leicht." Ich sah auf meine Füße und schob die Aufkommenden Erinnerungen wieder in die hinterste Ecke meines Kopfes zurück. Dort hatte ich sie erst vor kurzem niedergelegt, dort konnten sie jetzt auch bleiben.
„Wie meinst du das?", fragte Sam und ich sah wieder auf.
Einfachheitshalber zuckte ich mit den Schultern. „Tanzen ist eben kein Kinderspiel... Oder?"
Sie nickte. „Da hast du Recht."
Da ich nicht wusste, was ich machen sollte und Zayn bei Bruce und den anderen saß, setzte ich mich neben Sam auf die Couch.
Von allen, kam sie mir am sympathischsten vor. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie -wie im Augenblick auch- Dinge ansprach, aber nach ein paar Sekunden schon wieder zu vergessen schien. Das vereinfachte den Umgang mit ihr, sie stellte keine unangenehmen Fragen.
„Darf ich dich mal was fragen?", wandte sie sich an mich.
So viel zu dem Thema...
„Ehm... Nur zu!" Ich lächelte und versuchte mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen.
Ich wusste nicht wieso, doch es war mir nicht sonderlich angenehm, wenn Zayns Freunde meine Lebensgeschichte erfuhren.
Egal, wie nett Sam war. Oder Florence, ein zierliches, aber charakterstarkes Mädchen mit roten Haaren und blasser Haut, die ebenfalls freundlich zu mir gewesen war.
Es musste ja einfach nicht gleich jeder wissen.
„Läuft da was zwischen dir und Zayn?", holte mich Sam aus meinen Gedanken, und mir klappte beinahe der Unterkiefer herunter.
„W-Was?" Meine Wangen färbten sich leicht rot und ich sah kurz auf meine Hände, doch dann räusperte ich mich. „Nein... Wieso?"
„Nur so", grinste Sam amüsiert. „Er erzählt viel von dir."
„Echt?", fragte ich etwas zu schnell und machte große Augen.
Sie grinste nur noch breiter und ich schlug mir innerlich mit der Hand vor die Stirn.
„Ja."
Ich wurde wieder rot und sah auf meine Hände.
Peinlich...
„Wieso fragst du?"
„Wieso nicht?", meinte Sam schulterzuckend. „Ihr verbringt ständig Zeit miteinander, da ist das ja nicht so weit hergeholt."
Mir stieg wieder die Hitze in die Wangen.
Ich musste dringend mein Pokerface üben!
„Mhm..."
„Ich fände es süß!", schwärmte sie plötzlich und sah zu Zayn hinüber.
„Was?"
Sam lachte. „Du weißt schon, du und er!" Sie zog die Augenbrauen hoch, jetzt musste ich selbst lachen. „So ein Quatsch!"
„Ja, ja..." Sie grinste nur und nahm noch einen Schluck aus der Flasche.
Ich verdrehte die Augen und lächelte. Ich war mir selbst nicht im Klaren darüber, was da war.
Ich mochte ihn. Sehr.
Doch er hatte mich immerhin -und wenn man es so sagen wollte- aus meinem alten Leben gerettet, wer hatte schon was gegen seinen Lebensretter?
"Er hat gemeint, dass du noch nirgends schlafen kannst. Also außer hier" Sie deutete mit einer Handbewegung um sich herum.
Ok, wahrscheinlich wusste sie mehr über mich, als mir lieb war.
"Und da dachte ich mir, kannst du ja vielleicht bei mir schlafen... Ich wohne momentan alleine in einer WG. Meine Mitbewohnerin ist letzte Woche ausgezogen, ich war ihr zu chaotisch." Um das letzte Wort setzte sie Anführungszeichen in die Luft und verdrehte die Augen.
Ich lachte leise. Das konnte ich mir bei ihr nur zu gut vorstellen...
"Eben, da hätte ich noch ein Zimmer frei.", meinte sie beiläufig.
"Wirklich?" Ich machte große Augen.
Sam nickte. "Also, wenn du möchtest, dann kannst du auch nur mal vorerst bei mir schlafen, anstatt in dieser Bruchbude hier..." Sie grinste schief. "Aber wenn das klappt, dann könntest du auch einziehen, ich konnte etwas Geld nämlich gut gebrauchen, mein Kellner-Job reicht nur ganz knapp."
Ich müsste schmunzeln über ihre Voreiligkeit, aber ich freute mich, dass sie mir das anbot.
"Ja... Also, ich würde mich auf jeden Fall freuen, wenn es dir nichts ausmachen würde."
"Mir was ausmachen?", fragte sie und winkte ab. "Ich bin der geborene WG-Mensch!"
Wir mussten beide lachen, doch dann bildete sich ein Lächeln auf meinem Gesicht.
"Das wäre wirklich toll!"
Sie nickte wild und sprang auf. "Ich bekomm eine neue Mitbewohnerin!", rief sie und ich lachte, als uns die anderen verwunderte Blicke zuwarfen. Insbesondere Zayn.
"Warte mal", bremste ich sie, als nur etwas einfiel.
Mitten in der Bewegung stoppte sie. "Was?"
"Ich bin noch keine achtzehn... Ich kann das doch gesetzlich noch gar nicht, oder?"
San zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, aber das kriegen wir schon irgendwie hin. Verderb mir meine Freude jetzt nicht!"
Sie drehte sich mit geschlossenen Augen im Kreis und knallte, als sie das Gleichgewicht verlor, gegen Zayn, der eben auftauchte.
"Ups... Sorry", kicherte sie, als er sie amüsiert grinsend auf ihre eigenen Füße abstellte.
"Ich weiß, ich bin umwerfend, aber Du sollst nicht immer alles wörtlich nehmen, Sammy!" Er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und grinste frech.
Ich musste lachen und er zwinkerte mir zu.
"Wieso freut ihr euch so?", fragte er dann wieder ernst und lehnte sich gegen die Lehne des anderen Sofas.
Die Hände hatte er in den Taschen seiner grauen Jogginghose vergraben.
"Chloé zieht zu mir!", rief Sam sofort.
"Ehm... Wahrscheinlich.", lenkte ich ein und Zayn zog die Augenbrauen hoch.
"Cool!"
"Nicht? Ich bekomm endlich eine neue Mitbewohnerin!"
Sam hüpfte grinsend davon und sprang Florence von hinten auf den Rücken.
Lachend schüttelte ich den Kopf.
"Ziehst du echt zu ihr?", fragte Zayn.
Ich zuckte mit den Schultern. "Sie hat es mir angeboten... Es wäre sicher toll."
Er nickte gedankenverloren. "Machst du übrigens toll."
Schief lächelte er mich an.
"Was?"
"Das mit den Ballett beibringen!"
"Ach, so..." Ich lächelte schüchtern und sah auf meine Hände. "Danke"
Er lachte leise, seine Augen funkelten.
Eine kurze Stille entstand in der wir uns anlächelten, dann brach er sie.
"Ok, wollen wir weitermachen?"
Ich nickte und folgte ihm zurück zu den anderen.

Feel like dancing (Zayn Malik)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt