Unheilvoll

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Kapitel 9 - Unheilvoll

„Ich bezweifle, dass ich den Weg wiederfinden werde, wollen wir uns vielleicht woanders treffen?", fragte ich, nachdem Zayn vorgeschlagen hatte zu ihm zu kommen, und sah zu Camille, die mit hochgezogenen Augenbrauen an einer kaputten Klokabine lehnte. Sie wippte ungeduldig mit dem Fuß.
„Dann lieber vor dem Claire's?", drang Zayns Stimme aus meinem Handy.
„Ja, lieber", stimmte ich zu und fuhr mit meiner Fingerspitze über Kritzeleien an der Wand. Ursprünglich standen dort wohl mal die Worte „Carpe Diem", doch mittlerweile konnte man nur noch „rpe Die" lesen, da der Rest von nicht jugendfreien Zeichnungen und Herzen verdeckt wurde.
„In Ordnung, dann um acht dort?", fragte er.
„Gern" Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen und Camille grinste wissend.
„Ok, bis dann!", meinte Zayn und ich kam nicht drum herum, mir seine funkelnden Augen vorzustellen, wenn er grinste.
„Bis dann!"
Ich steckte mein Handy ein, als nur noch ein regelmäßiges Tuten zu hören war und drehte mich dann mit versucht gleichgültiger Miene zu Camille um.
Sie musste ja nicht gleich erfahren, dass es mich mehr als nur freute, dass ich Zayn heute wieder sehen würde.
„Und?" Sie sah mich fragend an.
„Um acht am Claire's.", antwortete ich beiläufig, doch meine Stimme verriet mich.
„Da freut sich aber jemand!", stichelte Camille, stieß sich von der Türe ab und hielt mir die Toilettentür auf. Auf meine Krücken gestützt humpelte ich hinaus.
„Ein wenig", gab ich zu und versuchte zu vertuschen, dass ich rot wurde, indem ich den Blick auf den Boden senkte.
Camille lachte. „Wusste ich es doch! Komm, die Biostunde fängt gleich an und mit den heißen, gelben Dingern da sind wir in zehn Jahren noch nicht dort!"
Ich streckte ihr die Zunge heraus und grinste.
In diesem Augenblick, indem ich mich auf den kommenden Abend freuen konnte, Spaß mit Camille hatte und ich ein aufgeregtes Gefühl in der Magengegend spürte, vergas ich meine Probleme für einen Moment, gleichzeitig wünschte ich mir, es würde nie enden. Oder zumindest für eine Weile andauern, denn um ehrlich zu sein, es ließ sich einfacher ohne Probleme leben.

***

Mit jedem Meter, dem wir uns dem Claire's näherten, schlug mein Herz ein Bisschen schneller.
Ich wusste nicht wieso, doch wahrscheinlich lag es an dem bevorstehenden Treffen oder der Party, die darauf folgen würde.
Louan hatte Camille extra noch eine SMS geschrieben, in der er betont hatte, wir könnten noch Leute mitbringen. Je mehr, desto besser.
„Dann musst du unbedingt Zayn mitnehmen, ich möchte den jetzt auch mal kennen lernen!", hatte Camille aufgeregt gequietscht und nachdem sie mich fast eine halbe Stunde lang dazu gedrängt hatte, gab ich nach.
So waren wir jetzt auf dem Weg zu unserem Treffpunkt, sie in einem knappen, schwarzen Kleid, ich lediglich in einer beigen Halblangen Hose, einem weißen Top und einer kurzen Jeansjacke. Meine Füße steckten in Ballerinas, die ich ohne Proteste von Camille anziehen durfte. („Aber nur, weil dein Fuß verletzt ist!")
Als wir das letzte Mal gemeinsam auf einer Party gewesen waren, hatte sie mir irgendein Paar rote High Heels aufgeschwatzt, mit denen ich mir fast die Füße gebrochen hatte beim Tanzen.
Danke, aber darauf konnte ich getrost verzichten, solange ich noch keinen In-hohen-Schuhen-laufen-Kurs belegt hatte.
„Das ist er, oder?", fragte Camille neben mir und deutet auf den Eingang des Cafés.
Ich folgte ihrem Blick. Und da stand er.
In einer einfachen Jeans, einem schwarzen Shirt und seiner schwarzen Lederjacke. Wie immer, doch irgendetwas strahlte heute an ihm. Vielleicht das Grinsen auf seinen Lippen, als er uns erblickte.
Ich nickte und wurde augenblicklich etwas rot. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Camille grinste.
„Hi", lächelte ich und sah auf, als wir vor ihm standen.
„Hey!" Zayn schloss mich in eine kurze Umarmung und grinste mir schief zu, dann wandte er sich an Camille.
„Camille, richtig?", fragte er und sie nickte.
„Schön dich kennenzulernen, Zayn." Sie streckte ihm die Hand entgegen und er schlug ein.
„Und wir gehen jetzt auf diese Party, oder was?", fragte Zayn, eher an mich gewandt und ich hob die Schultern. „War ursprünglich der Plan, ja."
„Dann lasst uns gehen!", rief Camille gut gelaunt und ich musste lachen.
So war sie, etwas vorlaut und meistens gut drauf.
Sie stakste vor uns den Weg zu Louan entlang, während Zayn sich meinem Tempo anpasste, dass etwas langsamer als sonst war, und neben mir blieb.
„Du warst bei ihr die letzte Nacht, oder?", fragte er etwas leiser und deutete auf Camille.
Ich nickte.
Da war das altbekannte Problem wieder.
Wo sollte ich in Zukunft schlafen?
„Gut... Bevor du irgendwo unter einer Brücke pennst, sagst du mir aber bitte Bescheid, dann kannst du schon bei uns schlafen, nur... Du weißt, unsere Wohnung ist nicht überragend groß."
Ich lächelte leicht. „Ich weiß... Danke."

Feel like dancing (Zayn Malik)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt