Chapter 6

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Louis

Zuerst realisierte ich gar nicht, was überhaupt passierte, bis Harry seine Augen öffnete und mich anstarrte. Mein Atem ging schneller und mein Puls stieg. Mein Herz pochte wie wild und immer mehr Tränen schossen in meine Augen.

„Harry.“ Flüsterte ich ungläubig und griff fester mit meiner linken Hand nach seiner. Mit meiner rechten Hand strich ich über seine Wange. „Hey.“ Sagte ich beruhigend und kam seinem Kopf näher.

Ich schloss die Augen und berührte mit meiner Stirn fast seine Stirn.

„Danke, Gott.“ Hauchte ich und lächelte sanft. Erst nach einigen Minuten kapierte ich, dass Harry keine meiner Bewegungen erwidert hatte. Er starrte mich geschockt an. Nun ließ ich seine Hand los und versuchte seine Mimik zu deuten.

Harrys Mund stand leicht offen, als wär er geschockt oder verwirrt, seine Augen öffneten sich weit und er starrte mich mit großen Augen an. Nach und nach musterte er mich mit seinen Augen und beobachtete mich, genauso wie ich ihn.

Ich sah wie er seine Hand, die ich bis vor einigen Sekunden noch gehalten hatte, an seiner Bettdecke abwischte, was mich innerlich zusammenbrechen ließ. Es ließ mich für ihn ekelerregend fühlen.

„Wer bist du, und was willst du von mir?“ Knurrte er regelrecht.

Mir blieben die Wörter im Hals stecken. Ich schluckte schwer und lehnte mich etwas zurück. Mit emotionsloser Stimme fuhr ich dann fort.

„Du kannst dich nicht an mich erinnern.“ Stellte ich fest und zeigte keinerlei Gefühle. Mir war es doch eigentlich von Anfang an klar gewesen, dass das passieren würde. Ich hätte mich drauf einstellen müssen.

Harry schüttelte genervt den Kopf. „Nein.“ Er klang eigenartig. Harry klang bösartiger in einem Tonfall, so wie ich es nie von ihm kennengelernt habe.

„Kannst du gehen? Ich will jemanden bei mir haben den ich kenn und der mir meine jetzige Situation erklären kann. Ich will nicht so angeschwult werden von einem Unbekannten.“ Sagte er abstoßend und ich stand auf. Ich fragte mich wie ich es schaffte überhaupt noch stehen zu können.

„Aber… Wir kennen uns Harry!“ Sagte ich verzweifelt und fuhr durch meine Haare. Durch den Raum  schauend suchte ich nach Hilfe von jemand. Aber keiner war da. „Du kennst vielleicht mich, aber ich kenne dich nicht.“ Sagte er ernst und zeigte mit dem Zeigefinger zur Tür. „Ich will, dass du gehst.“

„Aber…“

„Verdammt nochmal, Junge, bist du taub?“ Harry wurde lauter und ich lief rückwärts zur Tür. Geschockt von seinem Tonfall und seiner Wortwahl knallte ich mit dem Rücken gegen die Tür und öffnete sie mit zitternden Händen.

Ich trat aus dem Krankenzimmer heraus und schloss die Tür schnell. Nun schaute ich nach einer Umdrehung, in die Augen von Zayn, Niall, Liam und Paul. Sie müssen meinen geschockten Zustand bemerkt haben denn ihre Augen wurden größer.

„Was ist passiert?“ Fragte mich Zayn verwirrt und Niall packte mich an den Schultern.

„E-Er ist w-wach.“ Stotterte ich und starrte an die Wand hinter Niall, der nun vor mir stand. Paul lief sofort los und holte den nächstbesten Arzt.

Ich blieb stehen.

Niall, Zayn und Liam rannten wie wild rum.

Ich blieb stehen.

Liam rief Harrys Mutter an.

Ich blieb stehen und starrte immer noch an die Wand im Flur.

Keinen interessierte es, wie es mir ging. Keiner fragte mich, was passiert war. Keiner bemerkte wie für mich die Welt zusammenbrach. Keiner fragte warum ich nicht bei Harry geblieben war.

Alle rannten herum, während die Ärzte nach Harry schauten. Keiner durfte in sein Krankenzimmer und zu ihm. Also kam es, dass Paul, Liam, Zayn und Niall aufgeregt auf Stühlen im Flur platznahmen.

Ich nicht.

Ich stand da und sah wie das Bild vor meinen Augen schwarz wurde. Ich hörte nichts mehr. Ich sah nichts mehr. Ich spürte nichts mehr. Ich fühlte nichts mehr.

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Es war eiskalt. Ich starrte durch den schwarzen Raum in dem ich mich befand. Plötzlich hörte ich einen lauten Knall etwas weiter weg und fuhr zusammen. Mit schwerem Atem stand ich vom Boden, auf dem ich gerade gelegen hatte, auf.

„Louis!“ Schrie plötzlich eine Stimme hinter mir. Ich zuckte erschrocken zusammen und schloss die Augen. Ich wollte mich nicht umdrehen, nein, ich wollte mich überhaupt nicht umdrehen. Mit geballten Fäusten und angespanntem Körper stand ich in dem schwarzen Loch.

„Louis, schau mich an!“ Schrie er wieder und ich schrie zurück. „Schrei mich nicht an, Harry!“ Dann drehte ich mich um und starrte in die stechenden Augen von Harry.

Ich hätte sagen können es wäre mein Harry. Aber er war es nicht mehr. Es war nicht mehr dieser gefühlvolle junge Mann von früher, der vor mir stand. Es war eine ganz andere Person. Und ich erkannte sie nicht mehr wieder.

„Du bist nie gekommen, Lou! Nie! Ich habe immer auf dich gewartet. Jeden verdammten Tag!“ Schrie mich Harry mit Tränen in den Augen an.

„Ich durfte nicht Harry, ich durfte nicht zu dir gehen.“ Antwortete ich ihm, obwohl es keine Frage gewesen war von ihm.

Harry starrte mich an.

Ich sah wie er die Zähne zusammenbiss, denn seine Kieferknochen traten stark zum Vorschein.

Mir fiel nun auf wie schrecklich schwarz er gekleidet war. Seine Augen waren schwarz umrandet, wenn auch nur leicht, aber es reichte um mir Angst zu machen.

„Du hast dich verändert.“ Flüsterte ich leise feststellend.

Doch Harry ging nicht darauf ein. Er starrte mich immer noch an und brach den Kontakt zu meinen Augen nicht ab. Ich fühlte mich beobachtete und unsicher. Nie zuvor hatte mich ein Mensch so angesehen. Nie zuvor hatte ein Mensch mich so durchschaut.

„Wenn du mich wirklich liebst, wärst du in dieses verdammte Krankenzimmer gegangen und dir wäre es scheiß egal gewesen was die anderen gesagt hätten.“

Bei seinen Worten zuckte ich zusammen, nicht nur weil er mich schon wieder anschrie, nein, sie trafen mein Herz. Sie zerstörten es mit Vorwürfen.

„Ich liebe dich aber.“ Sagte ich eingeschüchtert und richtete mein Blick auf den schwarzen Anzug von Harry.

Als Antwort holte er mit seiner rechten Hand aus und gab mir eine Ohrfeige, die mich auf den Boden fallen ließ. Mit einem lauten Schrei knallte ich auf den eiskalten harten und schwarzen Boden.

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„Hey, Lou.“ Sagte eine sanfte Stimme und ich spürte immer wieder wie jemand gegen meine Wange tätschelte. Ich öffnete langsam die Augen und blinzelte dabei ein paar Mal. Murrend bemerkte ich Niall in meinem Sichtfeld, über ihm hingen Lampen, die ich zuvor nur im Krankenhausflur wahrgenommen hatte. Ich lag also auf dem kalten Marmorboden des Krankenhauses.

„Ist alles in Ordnung?“ Fragte mich Niall zart lächelnd. Ich hätte gerne nach Harry gefragt, aber auf irgendeine Art und Weise hatte ich Angst davor seinen Namen zu erwähnen.

Nachdem ich meinen Kopf  in die Richtung der Tür 204 gedreht hatte, konnte ich Stimmen erkennen. Aber es war nicht der Arzt, es war jemand anderes. Es war eine Frau.

„Wer ist bei ihm?“ Fragte ich leise, mein Blick war immer noch auf die Tür gerichtet.

„Harrys Mutter ist da.“

Anne. Anne war da. 

TORN (Larry Stylinson FanFiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt