Teil 52

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Mir kroch Gänsehaut die Arme und Beine rauf, aber ich konnte nicht sagen, ob sie daher rührte, dass es verdammt kalt und ich barfuß war oder ich einfach wirklich verdammt angst vor meinen Eltern hatte. Ich habe sie noch nie so ausflippen sehen. Sie haben mich noch geschlagen, aber dieses Mal schienen sie vollkommen außer sich. 

Zitternd trat ich auf ein tausend Steine, die sich in meine Füße bohrten und mich beinahe die Kälte um mich herum vergessen ließen.

„ALISSON, KOMM SOFORT HIERHER!" schrie meine Mutter mich an, doch ich war so starr vor Angst, dass ich mich kein Stück bewegte, was sie noch rasender machte.

Sie standen mittlerweile nur noch vier Meter von mir entfernt, als eine Hand mein Handgelenk umgriff und mich hinter den Körper seines Besitzers zog. Verwirrt stolperte ich dem Zog nach und hielt mich automatisch an der Jacke des Jemandes fest und auch wenn ich Höllenangst hatte, hätte ich diesen Rücken, diese Hand, diesen Geruch überall wiedererkannt.

„Was ist hier los?!" zerschnitt Lees wütende Stimme die dunkle Nacht.

„Das geht dich nichts an!" fauchte mein Vater ihn an, doch Lee zuckte nicht einmal zurück, während ich versuchte mich hinter ihm unsichtbar zu machen und als würde er meinen Gedanken fühlen bewegte sich seine linke Hand beschützend nach hinten zu mir.

„Und wie es mich etwas angeht, wenn Sie um diese Uhrzeit jemanden im Pyjama und barfuß auf die Straße zerren!" rief Lee erzürnt zu ihnen rüber.

„Halte dich verdammt noch einmal da raus! Das ist eine Sache zwischen uns und unserer Tochter!" brüllte meine Mutter ihn an, doch Lee zuckte nicht einmal.

„Und wenn sie ihre Mutter wäre, das gibt ihnen nicht das Recht so mit ihr umzugehen!" donnerte Lee ihnen entgegen und klang immer wütender.

„Misch dich scheiße nochmal nicht ein!" herrschte mein Vater ihn wieder an und kam auf ihn zu.

Anstatt nach hinten auszuweichen ging Lee auch auf ihn zu und sagte in einem düsterem Ton, wie ich ihn noch nie in meinem Leben gehört hatte: „Wenn sie nicht auf der Stelle verschwinden werde ich die Polizei rufen und so lange darauf warten, dass sie noch einen Schritt Näher auf sie zu gehen, damit ich sie zu Boden schlagen kann, bis die Cops hier sind!"

Ich war total geschockt davon. Noch nie hatte ich gehört, dass Lee eine Drohung aussprach und sie dann auch noch so ernst meinte, denn das tat er. Ich zweifelte keine Sekunde, dass er sein Gesagtes wirklich in die Tat umsetzen würde.

„Sie ist unsere Tochter, was verstehst du daran nicht?!" kreischte meine Mutter ihn an.

Unberührt sah Lee sie an: „So geht man nicht mit seiner Tochter um!" brüllte er plötzlich wieder so verdammt laut zurück, dass nicht nur ich, sondern auch sie zusammenzuckte. „Und jetzt verschwinden Sie!" befahl er ihnen regelrecht.

„Was fällt dir-" begann mein Vater, doch brach ab, als Lee ihn bedrohlich ansah.

Innerlich kochend vor Wut nahm mein Vater die Hand seiner Frau und ging zurück Richtung Haus, wo sie an der Tür klopften, kurz mit James sprachen und dann ins Auto stiegen. James sah darauf Lee und mich mit großen Augen an, zog dann seine Schuhe schnell an und nahm seine Jacke, um sich darauf auch ins Auto zusetzen. Es wirkte beinahe wie Zeitlupe, als das Auto aus der Ausfahrt und dann an Lee und mir vorbei fuhr. Ich sah wie meine Mutter mich aus dem Auto mit ihrem Blick beinahe ermordete, mein Herz pochte mir dabei bis zum Hals und dann ... waren sie weg.

Immer noch in Schockstarre gefangen schaute ich dem in der Nacht verschwindendem, schwarzen Auto hinterher. In meinen Ohren hörte ich immer noch das Blut rauschen.

Gebrochenes HerzWhere stories live. Discover now