Teil 15

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Die nächsten drei Tage vergingen ...- ehrlich gesagt war das ein totales durcheinander. Einerseits vergingen sie schnell und anderer seits streckten sich einige Stunden bis in die Unendlichkeit. Mein Gehirn fühlte sich noch immer als würde er mit den neuen Informationen nicht klar kommen. Ich hatte schon immer Probleme damit Gefühle richtig zu verarbeiten. Informationen konnte ich aufsaugen und verarbeiten als wäre es Luft die ich zum Atmen brauche, aber Gefühle? Emotionen? Da war ich wahrscheinlich komplizierter gestrickt als alles andere auf dieser Welt. Zum teil brauchte ich Unterstützung und zum Anderen brauchte ich Ruhe. Nicht selten kam es vor, dass ich beides gleichzeitig oder gar nicht wusste was ich brauchte. Ich erkenne zwar oft Gefühle, aber weiß dann nichts mit ihnen anzufangen.

Erst Lee hat mir aufgezeigt, dass ein Wollkneul von Gefühlen nicht ganz normal ist und zeigte mir wie ich es auseinanderfummeln konnte. Aber jetzt? Meine Familie schaffte es immer wieder mich zu überfordern, obwohl ich dachte das wäre nicht mehr möglich.
Warum wusste ich nichts von meiner Großmutter? Wie steht es um meinen Großvater? Sind sie gute Menschen? Sind sie wie meine Familie? Was bedeutet es sie wiederzusehen? Wollte meine Großmutter vielleicht nicht Teil unseres Lebens werden oder hat meine Mutter sie weggeäkelt? Ich kannte die Eltern meines Vaters, warum nicht auch die meiner Mutter?

Meinen Freunden erzählte ich vorerst nichts. Ich wollte erst einmal selbst damit umgehen können, bevor ich es ihnen sage. Außerdem wollte ich das bevorstehende Drama so lange es geht aufschieben. Mein Bruder hat offenbar seinen Freunden auch nichts gesagt, aber ihn scheint es scheinbar auch gar nicht zu kümmern, dass wir plötzlich wieder Großeltern haben. Vielleicht mache ich mir einfach nur zu viele Gedanken, aber ich kann das leider nicht abstellen. Und ich habs versucht. Oh und wie ich es versucht habe. Ich habe Meditation ausprobiert, am Abend als Mum mich angerufen hat habe ich mich sogar in der Bar fast volllaufen lassen, ich bin zwei Stunden im Wald gejoggt, aber nichts half. Die Fragen wurden sogar noch mehr.

Am ende wollte ich nur noch zu dieser Beerdigung gehen und ein paar Antworten kriegen. Bei dem Gedankengang wurde mir aber gleich wieder schlecht vor Schuldgefühlen. Ich meine sie war ein Mensch und man trauerte um sie... Argh! Seht ihr, ich komme mit so etwas nicht klar! Wenn ich nicht bald antworten bekäme würde ich noch durchdrehen.

Naja nach der Schule sollten mein Bruder und ich zumindest direkt losfahren, ansonsten kämen wir noch zu spät zur Beerdigung. Gleich nachdem unser Unterricht zu ende war machte ich mich auf die Suche nach James. Ich fand ihn am Eingang mit seinen Freunden.

"Hey, wollen wir los?" fragte ich direkt und ignorierte die anderen Jungs.

"Wohin?" fragte mich James total ahnungslos "Oh, du meinst zu unserer neuen Großmutter? Ja. da kannst du alleine hin!"

Geschockt sah ich ihn mit offenem Mund an: "Was?!"

"Ja es ist doch so, ich kenn dich ja so wenig und ich sollte nicht mit Fremden in ein Auto einsteigen, nicht wahr? Also überrasch mich einfach." zischte er, aber so das nur ich es hören konnte.

"Du bist ..."

"Ich bin dein Bruder, also pass lieber auf was du sagst!" sagte er drohend und ging.

Ich brauchte ein paar Sekunden um mich wieder zu fassen. Was ist das für ein Scheiß bitte gewesen? "Weißt du, bevor wir hierhergezogen sind hattest du wenigstens noch genug Anstand die Familie da raus zu halten!" rief ich ihm hinterher und drehte mich dann um, auf der Suche nach Oliver.

"Was war denn das?" unterbrach Holden meine Suche.

Ich drehte mich noch kochend vor Wut zu ihm: "Du und deine Freunde, wo habt ihr meinen Bruder da reingezogen?" fauchte ich ihn an. Kaum die Frage ausgesprochen wurde seine Miene undefinierbar, als ob er eine Maske aufgesetzt hatte. Also stimmt es. Sie waren mitverantwortlich für sein verschlechtertes Benehmen. "James war schon vorher ein Arsch, aber das ist selbst für ihn eine ganz neue Nummer. Wisst ihr was, ich will gar nicht wissen was ihr abzieht, aber wenn er weiter zu einem immer größeren Mistkerl mutiert werde ich euch die Köpfe abreißen!" drohte ich und ging dann auf den Parkplatz, weil ich Oliver gefunden hatte.

Gebrochenes HerzWhere stories live. Discover now