Teil 33

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Auf dem Weg zur Hauptstraße ging ich noch einmal meine Notizen durch. Meinen Blätterhaufen versuchte ich dabei irgendwie zusammenzuhalten, was schwerer war als es klingen mag. Zum einen waren es an die 20 Seiten Notizen und zum anderen war es ausgerechnet heute sehr windig. Die Blätter flogen mir fast weg, während meine Haare es mir nicht leicht machten den Weg noch zu erkennen. So passierte es, dass ich dann gegen etwas gestoßen bin. Zumindest dachte ich es wäre etwas, bis es anfing zu reden: „Wo willst du denn hin?" fragte mich der Fremde belustigt.

Erschrocken fuhr ich hoch: „Oh shit, tut mir leid. Ich hab dich nicht gesehen." entschuldigte ich mich schnell.

Der blonde Typ sah mich weiterhin amüsiert, aber inzwischen auch freundlich an: „Nicht schlimm. Was ist das denn für Zeug?" fragte er und versuchte einen Blick auf meine Blätter zu erhaschen.

„Ach nichts, nur ein paar Notizen." winkte ich schnell ab, da ich wieder weitergehen wollte „Entschuldige nochmal." sagte ich und machte meinen ersten Schritt, doch er hielt mich auf.

„Wie heißt du?" fragte er, doch bevor ich antwortete musterte ich ihn skeptisch.

Schließlich begann ich zu lächeln: „Melodie und du?"

„Ash! Eine Freude dich kennenzulernen." stellte er sich grinsend vor, doch ich begann augenblicklich die Stirn zu runzeln.

Warum kam mir der Name so bekannt vor? Jetzt wo ich ihn genauer ansah... kannte ich ihn? Blonde Haare, braune Augen, witzig er sah fast schon so aus wie... Ach du scheiße.

„Holdens großer Bruder? Ash Adams?"

Nun runzelte auch Ash die Stirn: „Kennen wir uns?"

„Ja, naja, so ungefähr, also um zwei Ecken. Holden und James, mein Bruder, sind seit ihrer Kindheit beste Freunde."

„Die kleine Alisson?" erinnerte nun auch er sich an mich, doch meine Miene wurde kalt.

„Melodie! Ich heiße Melodie und klein bin ich auch nicht." sagte ich fest, wofür ich nur einen fragenden Blick kassierte.

„Was ist falsch mit Alisson?" fragte er offenbar ahnungslos von den Problemen zuhause. Hat Holden ihm nichts erzählt?

„Er passt nicht mehr zu mir." antwortete ich matt und wage. Muss ja nicht jeder wissen, was bei mir los ist.

Dann begann sein Handy plötzlich zu klingeln: „Ach, tut mir leid, ich muss noch wo hin. War schön dich wiederzusehen, Melodie!" betonte er zu letzt und fing an rückwärts von mir zu gehen.

„Gleichfalls!" sagte ich bloß und drehte mich dann auch um.

Ich ging direkt nachhause, dieses Mal ohne weitere Zusammenstöße. Als ich die Haustür öffnete fand ich James und Holden auf der Couch vor dem Fernseher vor, doch ich ging einfach weiter, murmelte beim vorbeigehen ein kurzes hi und verschwand dann in meinem Zimmer. Dort fing ich gleich wieder an zu lesen und sprang zwischen durch von meinen Templern-Notizen zu einem Buch über den Einstieg in die Neurologie. 

Irgendwann, es müssen Stunden gewesen sein, schlief ich in meinem Bett, neben lauter Büchern und dutzenden von Zetteln, ein. 

Über all war Feuer. Mir fiel es schwer zu atmen und Tränen verschwammen meine Sicht. Ich spürte wie mir Schweiß von der Stirn runter fiel und die Flammen immer näher kamen. Ich spürte die Hitze der Falmmen und spürte wie die ersten meine Haut schon versenkten. Ich spürte den immer stärker werdenden Druck in meinen Lungen und dennoch saß ich wie gelähmt in dem brennenden Haus und hatte keinerlei Verlangen mich zu bewegen. Zitternd und schniefend fasste ich Lees Pullover, strich über sein Gesicht und bettelte, dass er wieder zurück zu mir kommen solle. Mein Herz zerbrach aber mit jeder Sekunde mehr in der Lee tot blieb.

Gebrochenes HerzWhere stories live. Discover now