Teil 29

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Wisst ihr was es heißt zu träumen? Zu träumen heißt zu verstehen. Zu träumen heißt zu verarbeiten. Zu träumen heißt zu heilen. In Träumen verarbeitet der Mensch traumatische Ereignisse, Ängste und Stress. Träume helfen uns Kraft für den nächsten Tag zu tanken. Bekommt man keinen Schlaf wird man schnell gereizt, die Reaktionsfähigkeit lässt nach und so weiter, aber bekommt man sogar noch Albträume sieht es schnell sehr viel drastischer aus. Albträume wirken sich strak auf die Psyche aus. Bei wiederkehrenden Albträumen kann es zu Angstzuständen, Depressionen, gemindertes Reaktionsvermögen, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Bluthochdruck und sogar Herzerkrankungen kommen.
Albträume zeigen uns auf was wir noch verarbeiten müssen, aber was wenn man das nichts tut, nicht kann. Es ist nicht gerade einfach einen großen Verlust zu verarbeiten, vor allem wenn man diesen nicht zeigen darf.
Jedes Mal, wenn meine Eltern oder mein Bruder mich haben weinen sehen, haben sie angefangen mich anzuschreien. Im Grunde kann man sagen, dass ich deswegen meine Trauer so ziemlich unterdrückt habe und ich bin gut darin geworden, wirklich gut. Nur in den Nächten kommt es wieder. In den Nächten wache ich alle paar Tage schweißgebadet und weinend auf. In den Nächten kommt alles wieder. In den Nächten fühlt es sich an, als würde mein Herz auf neues aufgerissen werden.

Am nächsten Abend saß ich deshalb trübselig auf meinem Bett, mit einem Taschentuch in der Hand und dem Film "Nur mit dir" auf meinem Laptop. Ich brauche inzwischen einen neuen Grund um zu heulen, als ob der Tod der Liebe meines Lebens nicht schon genug wäre. Danke für die Schuldgefühle, Mum, Dad und James! Am liebsten würde ich euch erwürgen!

Fast am Ende des Films platzten plötzlich James und Holden in mein Zimmer. Sie schienen kurz aufgeregt, aber dann stockten sie: "Was ist los?"

Ich schniefte und wischte mir meine Tränen weg: "Was wollt ihr?" fragte ich statt zu antworten.

Sie antworteten nicht sofort, sondern stotterten erst einmal eine Weile verwirrt rum und deuteten zum Teil nach draußen.

"Raus mit der Sprache!" forderte ich genervt.

"Eh..." begann James hilflos "in der Küche brennt es!"

Ich riss meine Augen weit auf: "Was?!" schnell sprang ich auf und rannte in die Küche, in welcher der Inhalt einer Pfanne wirklich brannte. Kurz war ich wie versteinert. "Zur Hölle...!" fluchte ich nachdem ich mich gefasst hatte, schaltete den Herd aus, legte den Deckel auf die Pfanne und stellte diese dann vorsichtig in das Waschbecken. Hustend stellte ich den Wasserhahn an und nahm mir das Küchentuch, um es mir auf Mund und Nase zu drücken.

Hustend nahm ich etwas Abstand und sah zu den zwei Jungs, welche mich nur mit großen Augen ansahen.

"Was ist passiert?" fragte ich sie entgeistert.

"Keine Ahnung!" schrie James regelrecht "Wir... wir waren nur fünf Minuten weg und dann..."

Mich zusammenreißend schloss ich meine Augen. Jetzt bloß nicht ausflippen. "Nur damit ich das richtig verstehe, ihr bratet etwas in der Pfanne an und dann verschwindet ihr und lasst den verdammten Herd an?! Was habt ihr gedacht würde passieren?!" schrie ich sie aufgebracht an.

Sie schwiegen.

"Oh mein Gott! Wie alt seid ihr? Man, habt ihr denn in euren 19 Jahren gar nichts gelernt?" brüllte ich weiter und darauf folgte eine Standpauke von mir, zu den 19 jährigen Jungs! Meine Güte, sie sind im Grunde erwachsen! Wie dämlich muss man sein? Das lernt man in der Grundschule! Regel Nummer 1, wenn man kocht, pass auf und verschwinde nicht!

Mitten in meinem Geschrei wurde mir auf einmal schwindelig. Schummerig vor den Augen, mit einem drehenden Kopf und einem krampfenden Herzen hielt ich mich an dem Kühlschrank fest.

Gebrochenes HerzOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz