What's a soulmate

By oOBambiOo

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Was passiert, wenn der Mann stirbt der sein Leben veränderte? Nach Sherlocks Sturz in den Tod ist John Watson... More

Anmerkungen
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15 (P16)
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Epilog

Kapitel 16 (P12)

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By oOBambiOo

John hing seine Jacke neben die seines Mitbewohners an den Haken. Sherlock hatte sich bereits auf seine geliebte Couch fallen lassen und hielt den Sudokuwürfel in seinen großen Händen. Geschickt drehte er den Würfel in seiner Hand, besah ihn sich genau, dann begannen seine Finger für einen Moment blitzschnell an dem Würfel herumzudrehen. Der Blonde ließ seinen Blick kurz über den Mann streifen, lächelte ein bisschen und machte einen Umweg in die Küche. Vorsorglich nahm er direkt zwei Kaffeetassen aus dem Schrank und ließ mit nur einem Knopfdruck bereits die erste mit dem heißen Espresso volllaufen. Die aufmerksamen Augen des Lockenkopfes lösten sich keine Sekunde von dem Gebilde in seiner Hand, während sich seine Stimme laut genug erhob, dass der Arzt ihn in der Küche würde hören können:

„Schwarz, zwei Stück Zucker“ Johns Ausdruck verfinsterte sich für den Bruchteil einer Sekunde, ehe er mit zwei Tassen Kaffee, in jeder Hand eine, zurück ins Wohnzimmer kam. Schon stellte die eine neben Sherlock ab.

„Auch wenn du es dir vielleicht nicht vorstellen kannst, aber das mit dem Kaffee weiß ich mittlerweile…“ konnte er sich sein Kommentar nicht verkneifen, doch das Grinsen war aus seiner Stimme herauszuhören, die nicht anklagend, sondern neckend und liebevoll klang. John ließ sich mit seiner eigenen Tasse zwischen den Fingern in den roten Sessel fallen. Die diesmorgige Zeitung lag auf seinem Schoß und als er sie entfaltete war der Artikel auf der Titelseite wie ein Faustschlag ins Gesicht. Der Detektiv, welcher den Würfel auf seinen Bauch hatte fallen lassen und dessen Blick nun zu seinem Mitbewohner schweifte konnte in dem Ausdruck des Arztes lesen, wie aus seinem Buch. Und seine Mimik verriet nichts Gutes.
„Moran sitzt immer noch in U-Haft... es gibt wahrscheinlich nicht genügend Beweise.... Es steht noch nichts fest, aber es sieht schlecht aus...“ Johns Stimme war belegt und man konnte eine Spur der Nervosität heraushören, angespannt umklammerten seine Finger die Tasse.
„Da kann man nur hoffen, dass sie doch noch irgendwas Belastendes gegen ihn finden...“ Er musste kein weiteres Wort verlieren, dass beide wussten, dass es dazu nicht kommen würde. Eilig schlug er die Zeitung auf um den Artikel außer Reichweite seiner Augen zu bringen. Sherlocks Kiefer hatte sich derweilen anspannt. Wenn er doch nur an dem Fall mithelfen könnte. Moran würde hundertprozentig hinter Gitter kommen. Wortlos starrte Sherlock an die Decke, als würde er allein durch seinen Blick ein Loch in den Putz brennen wollen. Er wusste nicht recht was er dazu sagen sollte, also beließ er es bei seinem altbekannten Schweigen. Seine linke Hand griff nach der Tasse, aus der es noch immer verführerisch dampfte. Der Dunkelhaarige setzte sich auf und nippte vorsichtig an dem heißen Getränk. Johns Blick schweifte über die Kante seiner Zeitung zu dem Jüngeren. Seine Locken stachen John ins Auge. Im leichten, matten Licht schimmerten sie seidig und John konnte sich ohne Anstrengung vorstellen wie weich, die ihm bekannten pechschwarzen Haare sich anfühlten. Ein kleines, ungewolltes Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln. Der Blonde hob die Tasse mit dem heißen Kaffe an seine Lippen. Seine Augenbrauen hatten sich zusammen gezogen, während seine Lippen den Rand der Tasse vorsichtig berührten und er versuchte sich nicht zu verbrennen. Der herbe, aromatische Geschmack in seinem Mund breitete sich in Bruchteilen von Sekunden aus und zufrieden seufzend stellte er seinen Kaffee wieder auf den Tisch. Ein eiliger Blick strich noch einmal kurz über die Zeitung in der, von dem anfänglichen Artikel abgesehen nur das Übliche stand. In letzter Zeit war John aufgefallen wie sehr er Sherlock innerhalb der letzten Wochen ähnlicher geworden war. Öfter als es sonst der Fall gewesen war, konnte er sich seine, schon leicht ins Besserwisserische neigenden Bemerkungen nicht verkneifen, er war gleichgültiger zu Dies und Jenem geworden, wurde seltener wütend und sah die Dinge mit mehr Gelassenheit. Außerdem war es erschreckend, wie sehr ihn das Alltägliche langsam, aber sicher immer mehr zu langweilen begann. Natürlich war er noch immer nicht einmal ansatzweise so sehr von Leichen und ähnlichem fasziniert wie der Lockenkopf selber, aber der Beweis seiner immer mehr ins außergewöhnliche tendierenden Interessen zeigte sich schon darin, dass er aus der Zeitung nicht mehr herauszuholen vermochte, als das war er bereits gelesen hatte. Vor ein paar Wochen hätte er sich sicherlich noch ohne Probleme und wirklich mit Interesse mindestens eine halbe Stunde mit der Zeitung befassen können, wenn nicht noch länger, doch jetzt faltete er sie nur mit einem gelangweilten Seufzen zusammen und nahm seine Tasse wieder auf. Interessiert begann er Sherlock zu beobachten. Jede seiner kleinen, ihm selbst wahrscheinlich gar nicht bewussten Angewohnheiten, Züge, sowie Handlungen, die er machte ohne sie wirklich wahrzunehmen passten so perfekt zu ihm. Von der Art und Weise wie er seine Augenbrauen konzentriert zusammenzog, bis zu seinen oftmals übertriebenen Gestikulierungen. Bei jeder von diesen Bewegungen wurde das Glitzern in John Augen ein bisschen mehr. Er kuschelte sich in den Sessel, das Englandkissen auf seinem Schoß und die warme, schon fast heiße Tasse eng mit seinen Fingern umklammert und wollte seine Augen nicht von dem anderen lösen, sondern ihn einfach anschauen, während er, egal was, machte. Es dauerte nicht lange und Sherlock sah auf, wendete seinen wachsamen Blick John zu. Er stellte Tasse mit dem ' #1 smart-arse' -Schriftzug, die er an einem Weihnachten von Lestrade geschenkt bekommen hatte, zurück auf den kleinen Couch-Tisch. Seine langen Finger legten sich erneut um den Würfel, der noch immer auf seiner Bauchdecke gelegen hatte und verdrehten ihn, nur um ihn gleich danach in wenigen Sekunden wieder in seine richtige Form zurück zu bringen. Sherlock seufzte. Er war gelangweilt. Höchst gelangweilt. Und wenn das so bleiben würde, dann würde der Drang nach Heroin wachsen. Der Kiefer des Dunkelhaarigen spannte sich an und er schluckte hart. John hatte alle Spritzen verbogen und das Heroin weggekippt. Wahrscheinlich nicht die beste Art das Zeug loszuwerden... Nunja; Zumindest nicht in seinen Augen. Niemand im Kreis von 30 km würde ihm irgendwelche Drogen verkaufen, dafür hatte man gesorgt.
Sherlock schnaufte und nahm noch einen Schluck des Kaffees. Das sie alle nur das Beste für ihn wollten, wusste er, natürlich. Aber warum mussten sie es auf diese Weise zeigen?! Hätten sie nicht einfach einen Haufen dämlicher Tassen kaufen können, so wie es Lestrade getan hatte? John beobachtete wie sich Sherlock plötzlich begann anzuspannen. Normalerweise kein Zeichen der Langeweile, die er eigentlich eher durch Hyperaktivität äußerte. Was war es also, was den plötzlichen Wandel verursachte? Forschend beobachtete John ihn weiter und biss sich währenddessen auf die Lippen.
„Über was denkst du nach?“ fragte John leise. Schon weitaus mehr als nur ein Mal hatte ihn das Verlangen nach einer Möglichkeit ergriffen irgendwie erahnen zu können, was in dem anderen vorging. Doch er war wie ein Eisberg im Wasser. Nur die Spitze, welche hervorragte war ergründlich. Doch der ganze Rest war ihm ein unendliches, unlösbares Rätsel. Wie gerne er sich doch gewiss sein wollte, es lösen zu können! Doch andererseits wusste er gar nicht ob er das wollte. Schließlich war es der Unterschied zwischen Sherlock und all den anderen normalen Leuten in der Welt, welcher John so sehr faszinierte und in seinen Bann zog, eben weil er sich den anderen einfach nicht erklären und erschließen konnte. Sherlock wandte seinen Blick nicht von dem Kaffee, während er noch darüber nachdachte, was er John antworten sollte. Zu gerne hätte er ihm die Wahrheit verraten. Aber er konnte nicht.
„Über Moran und den Bericht in der Zeitung", log er. Die Lüge kam ihm glatt über die Lippen, wie immer. Für einen Moment spürte er so etwas wie ein schlechtes Gewissen gegenüber dem Arzt, doch schon im nächsten Moment verpuffte es. Ohne auch nur eine Sekunde an Sherlocks Lüge zu zweifeln glaube John dem Detektiv seine Worte. Er vertraute dem anderen blind, würde ohne zu zögern sein Leben in seine Hände legen, doch der Andere stoppte seine Gedanken, als er schon fortfuhr:
„Ich würde der Polizei ja helfen, wenn sie mich nur lassen würden! Dann bräuchte ich auch keine Angst mehr um dich haben... Zumindest keine so große", gestand er und sah zu John.

Am liebsten hätte der Blonde so etwas gesagt wie 'Mach dir keine Sorgen um mich.' oder 'Es wird nichts passieren, versprochen.', doch John wusste, dass all die Worte ein Versprechen darstellen würden, dessen er unfähig war es zu halten und ebenso wusste es auch Sherlock. Wenn Moran, gegen aller Erwartungen, trotzdem ins Gefängnis kommen würde, dann würde Moriarty ihn da so oder so irgendwie wieder rausholen. So viel war sicher. Sherlock sah zu Boden, stellte die Tasse auf den Tisch und rieb sich kurz durchs Gesicht. Moran würde wiederkommen, höchstwahrscheinlich. Und er würde ihm John wegnehmen, wieder irgendwelche perversen Spielchen mit ihm spielen und Sherlock in Todesangst um seinen Freund alleine zurücklassen, seinen Verstand fordernd. Kurz raufte sich der Detective durch die dunklen Locken. Wie sollte er John vor diesem kranken Psychopath beschützen? Während er in seinem Kopf verzweifelt nach einer Antwort suchte, wusste er doch, dass es keine Möglichkeit gab ihn zu schützen und die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Geschehnisse wiederholen würden, war hoch.

„Ich weiß nicht. Moriarty ist gut, aber glaubst du, dass er es schafft nach seinem letzten Ausbruch noch ein Mal auszubrechen? Ich meine er ist im Gefängnis und ich bin mir sicher, dass er in einem Trakt mit erhöhter Sicherheitsstufe sitzt. Sie wissen jetzt wie intelligent er ist und welche Gefahr er darstellt. Nicht nur gegen uns, sondern gegen die gesamte Regierung Englands. Er hat die Bank, das Gefängnis und das British Museum gehackt. Nunja... mehr oder weniger... Ich glaube sie werden ihn nicht noch ein Mal unterschätzen, jetzt wo er wieder im Gefängnis ist..." John nippte an seinem Kaffee und versuchte krampfhaft sich seine eigenen Worte zu glauben, auch wenn sie beide wussten, dass dieses gesamte Gespräch nur utopische Spekulation war. Und eben jene spiegelte sich auch in dem gequälten Lächeln des Detectives wieder.

„Moriarty ist immer frei gekommen, ich zweifel nicht daran, dass er dieses Mal auch wieder schaffen wird irgendwie aus dem Gefängnis zu kommen", sagte er ganz offen.
„Aber was Moran angeht....“ nervös kaute der Arzt auf seiner Unterlippe. Wieso machte Sherlock es ihm so schwer? Er brauchte etwas woran er sich festhalten konnte, auch wenn es noch so Unmöglich war.

„Und, das sag ich nicht gern, aber Moran wird wahrscheinlich nicht hinter Gitter kommen. Alleine da er unter Moriartys Schutz steht und dieser bekanntlich jeden bestechen kann..." Tief atmete der Schwarzhaarige ein. John schluckte. Er musste die Umstände wohl oder übel einsehen. Erschöpft seufzte der Blonde.
„Es gibt so wenig Beweise gegen ihn.... ich weiß, dass du es ohne Probleme schaffen würdest mehr als genug Beweise gegen ihn zu sammeln... ich habe Angst wieder in seine Fänge zu geraten.... Er ist nicht so vorsichtig, wie Moriarty und durchdenkt seine Pläne nicht zu 100%, aber er ist radikal und gewaltsam... Sollte er mich ein weiteres Mal...." John stockte. Seine Finger rieben angespannt über das Porzellan der Tasse.
„Du würdest mich finden, das bin ich mir sicher, aber ich weiß nicht, ob du nicht vielleicht zu spät kommen würdest.... Das ist ein absoluter Psychopath! Ich habe Angst davor, dass er nicht nur mir weh tun könnte... verstehst du? Ich werde es mir niemals verzeihen können, wenn er dir meinetwegen irgendwas antut" unangenehm berührt bei dem Gedanken rutschte John auf dem Sessel hin und her.
„Ich würde mein Leben für dich geben, Sherlock. Wenn ich dich mit meinem Leben vor seinen schmutzigen Fingern beschützen kann, werde ich nicht eine Sekunde zögern" mit entschlossenem Blick schaute er Sherlock nun an. Auch wenn er wusste, dass seine Worte dem Anderen nicht gefallen würden, so war er von unerschütterlicher Entschlossenheit.

„Ich werde dich nicht alleine lassen, John, schon gar nicht bei diesem Psycho", Sherlock erhob sich, ging auf den Sessel von John zu und umarmte den Arzt von hinten. Er vergrub seinen Kopf in den Nacken des Blonden und schloss die Augen.
„Ich war letztes Mal schon fast zu spät bei dir... du lagst 5 Tage im Koma...", Sherlock schluckte. „Ich... ich habe ... Angst dass du, sollte ich zu spät kommen, nicht mehr aus dem Koma aufwachst", gestand der Detective. Die weichen Locken kitzelten sanft auf Johns Haut und der heiße Atem des Detektives in seinem Nacken verschaffte ihm eine angenehme Gänsehaut. Johns Hände legten sich auf die des anderen, welche sich auf seiner Brust verschränkt hatten. Er seufzte leise und zufrieden. Die Nähe des anderen ließ ihn für den Moment alles vergessen, bis der Moment vorbei war und die Realität ihn zurück in sein Leben drückte.
„Ich... ich weiß... aber im Tausch gegen dein Leben ist mir nichts zu wertvoll. Sei es mein eigenes Leben. Es wäre mir gleich. Außerdem habe ich habe es geschafft Sherlock. Ich bin aufgewacht" John zögerte kurz, ehe seine Stimme sich leise und schüchtern erhob.
"Es tut mir leid. Ich habe dir solche Sorgen bereitet... Diese fünf Tage... Es tut mir leid..." John hob Sherlocks Hände an seinen Mund und begann sie sanft mit geschlossenen Augen zu küssten. Natürlich konnte er eigentlich nicht wirklich was dafür, dass er im Koma gelegen hatte, aber trotzdem konnte er nichts dagegen tun, dass er sich dafür schuldig fühlte.
"Verzeih mir..." raunte er immer wieder zwischen den kleinen Liebesbeweisen. Sherlock seufzte leise.
„Es muss dir nicht leid tun", hauchte der Dunkelhaarige und schmiegte sich noch etwas mehr an John. Die Wärme des anderen legte sich nun auch auf den Jüngeren und er seufzte wohlig.

„Doch muss es…" nuschelte John mit geschlossenen Augen während der Küsse. Noch immer war er so dankbar, dass er diesen Menschen endlich wieder hatte. Ihm wurde etwas schwer ums Herz als er daran dachte, dass Sherlock tatsächlich 2 Jahre weg gewesen war und plötzlich doppelt so leicht wie vorher, als ihm wieder klar wurde, dass er diese endlos erscheinenden 2 Jahre hinter sich hatte.
„Wir sollten uns auf unsere jetzigen Probleme konzentrieren…" sagte der Blonde und nur schwerfällig konnte er seine Augen wieder öffnen und drehte sich in seinem Stuhl, bis er darauf kniete und Sherlock mit verklärtem Blick ansah. Zwischen ihnen stand die hohe Lehne des Sessels und John stützte sich mit seiner rechten Handfläche darauf, während er sich ziemlich strecken musste um mit ihm endlich auf einer Höhe zu sein. Liebevoll lächelte er ihn an. Zögernd und seinen Blick auf Sherlocks Lippen gerichtet hob er seine linke Hand. Vorsichtig und zart berührte er die helle Haut, welche sich über seine hohen Wangenknochen spannte. Es war noch immer ungewohnt dem Jüngeren so nahe zu sein. Ihn zu berühren, ihn mit diesen zärtlichen Blicken zu besehen und ihn zu küssen. Langsam näherten sich Sherlocks Lippen den des anderen und legten sich schließlich darauf. Anfängliche Schüchternheit Johns verschwand schnell und die Hand mit welcher er sich abgestützt hatte wanderte sofort in seine dunklen, schönen Locken. Doch durch die verloren gegangene Stütze verlor er recht bald das Gleichgewicht und stützte sich dafür nur zu gerne an Sherlock ab. Fordernd zog der Lockenkopf den Arzt ein Stück näher an sich. Ein angenehmes Kribbeln pulsierte durch seine Fingerspitzen und nur ungern löste er von John, um ihm anschließend in die schönen grafitfarbenen Augen zu schauen.
„Ich bin recht erschöpft... ich glaube ich ruhe mich noch ein bisschen aus", murmelte Sherlock, fuhr sich durchs Haar und löste seinen Blick von dem Anderen. John versuchte den Augenkontakt zu dem anderen zu erhaschen, doch dieser sah beständig zu Boden. Schon war der Dunkelhaarige einen Schritt zurückgetreten und hatte ihm seinen Rücken zugewandt. Ein bisschen verwirrt schaute der Arzt auf seinen breiten Rücken, während der Detective schon die ersten Schritte auf seine Räumlichkeiten zumachte und nach der Klinke griff.

„Sherlock?" sagte John leise. Er würde den Anderen nicht einfach gehen lassen. Nein, ganz bestimmt nicht! Wenn er sich seine Sorgen schon von der Seele redete, dann sollte der Andere auch das gleiche tun können, anstatt immer alles in sich hineinzufressen, wie es eine seiner schlechten Angewohnheiten war.

„Es ist alles in Ordnung, ich bin nur müde", antwortete der Dunkelhaarige, machte jedoch trotzdem keine Anstalten in seinem Schlafzimmer zu verschwinden. Er hatte innegehalten, schien zu überlegen, ob er die Initiative nutzen sollte oder nicht. John hatte sich von seinem Sessel erhoben und stand mittlerweile in dem kleinen Flur, einige Meter entfernt, in Sherlocks Rücken. Nur noch eine Sekunde in abwartender Stille verstrich, ehe sich der Lockenkopf kurzerhand umdrehte und auf John zuging. Zögerlich legten sich seine Hände an die Hüften des Arztes und zogen ihn näher an sich. Mit müdem Blick musterte er John und drückten ihn an sich. Er kuschelte sich an den warmen Körper in seinen Armen und schloss die Augen.
„Ich mache mir nur Sorgen um dich", gab er schließlich zu und seufzte tonlos. Der Duft des Blonden stieg in seine Nase und vernebelte ihm seine Sinne.

„Aber das war keine Ausrede: Ich bin wirklich ziemlich müde... Gehen wir zusammen ins Bett?“ fragte Sherlock leise und hielt seine Augen noch immer geschlossen. Nie hatte die Nähe einer Person so gut getan, wie die Johns und das leichte Nicken des Anderen an seiner Brust reichte, als dass er seinen blonden Militärarzt an die Hand nahm und dieser sich mit Leichtigkeit von Sherlock mit in sein Zimmer ziehen ließ. Zusammen ließen sie sich in das weiche Bett gleiten. Tatsächlich bemerkte John erst jetzt die Müdigkeit, die sich auch in seinen, immer schwerer werdenden Gliedern widerspiegelte. Zärtlich zog Sherlock den anderen Mann mit sich unter seine Decke und schlang seine Arme um den fremden Körper. Jetzt lagen sie dort. Zusammen in einem Bett. Eine komplett neue Situation, die John nicht kannte, die er noch überhaupt nicht einschätzen konnte. Wie weit durfte er gehen? Was sagen? Was tun? Sherlocks Hände tasteten nach Johns Brust, fanden sie, krallten sich in seinem Pullover fest und zogen ihn so noch näher an sich. Johns Arme legten sich über Sherlocks Schultern und verschränkten sich hinter seinem Rücken. Seine Hände erforschten seinen breiten Rücken, die großen Schulterblätter. Auch wenn sie wenig Bewegungsfreiheit hatten, auf Grund der engen Umarmung wollte John diese auf keinen Fall wieder lösen. Sherlocks Gesicht war jetzt auf der Höhe seiner Brust, kuschelte sich in den weichen Pullover und John küsste in ein paar Mal in die weichen, wirren Locken. Er roch das Shampoo, welches Sherlock immer benutzte. Es roch herb und männlich und John schloss die Augen. Sherlock hatte seinen Kopf so tief in den Klamotten des Blonden vergraben, dass dieser sein Gesicht nicht mehr sehen konnte. John zögerte. Er wusste nicht recht ob es nicht übertrieben war dieses Thema noch weiter auszubreiten, oder ob es doch in Ordnung war, nachzufragen.
„Wieso Sorgen?" fragte er leise und sanft fuhren seine Finger nun doch durch die unglaublichen Locken.
„Es ist alles okay. Ich weiß gar nicht, wie ich es dir erklären soll…. Jedes Mal wenn ich bei dir bin geht es mir auf einmal so gut… Ich fühle mich plötzlich immer so glücklich und erfüllt… Wieso machst du dir Sorgen? Ich will dass du diese Gefühle auch hast…"

„Ich... Ich denke zu viel über Moran nach, wahrscheinlich", murmelte der Dunkelhaarige und klammerte sich noch etwas mehr an John fest.
„Tut mir leid", flüsterte er. Der Geruch des Blonden ließ sein Herz schneller schlagen und Sherlock gab sich dieser Verführung nur zu gern hin. John lauschte Sherlocks ruhigem Atem. Ihre Beine waren ineinander verschlungen und ihre Körper eng aneinander geschmiegt. Noch immer drückte sich Sherlocks Gesicht in Johns Pullover und noch immer hatte John die Arme um seine Schultern geschlungen, als die großen Hände des Dunkelhaarigen an dem Stück Stoff zu zupfen begannen, welches der Blonde trug. Seine Hand arbeitete sich langsam an der Seite des Arztes hinab und schließlich erreichte sie den Saum des Pullovers. Austestend schoben sich seine Fingerspitzen unter die weiche Wolle und berührten sogleich warme, seidige Haut. Selbstsicher wanderte sie höher. Sherlock konnte hören wie sich Johns Atem verschnellerte. Nur ein paar Zentimeter hatte sich das Gesicht des Detectives nun von der Brust des anderen gelöst und schaute mit einem dunklen Blick hinauf zu seinem Freund, während er seine Hand nicht stoppte, John sich von Sherlocks Schultern löste, um seine Arme zu heben und dieser ihn von dem Kleidungsstück befreite. John spürte wie sein Herz schneller zu schlagen begann. Worauf lief das hier hinaus? Der Lockenkopf senkte seine Lippen auf die helle, weiche Haut der Brust des Arztes und benetzte sie mit seichten, liebevollen Küssen, während Johns Finger wie von allein bereits Sherlock von seinem Jackett gelöst hatten und sich nun Knopf für Knopf dem Hemd zuwandten. Der Detective, welcher bis grade noch neben seinem Freund gelegen hatte, stützte sich leicht auf der Matratze ab und lehnte nun über dem Blonden. Schon trafen sich ihre Lippen zu einem sanften, aber fordernden Kuss, während Johns Hände der Arbeit nachgingen, zu der Sherlock nicht im Stande war, da er sich noch immer mit beiden Armen über dem Anderen hielt und öffneten zuerst die Hose des Lockenkopfes, ehe er sich seiner eigenen zuwandte. Nach und nach entledigten sie sich ihrer Kleidung und immer mutiger wurden sie bei ihren Berührungen und Liebkosungen des jeweils anderen. Rhythmisch bewegte sich der Detective über seinem Arzt, eroberte seinen Körper, entlockte dem Anderen die wunderbarsten Geräusche, während er sich mit dem anderen vereinte.

Der Atem des Lockenkopfes war vor etwa einer halben Stunde immer ruhiger geworden, länger und tiefer. Die wenigen, entspannten Atemzüge zeugten davon, dass er eingeschlafen war, denn auch der Druck auf seiner Brust von Sherlocks Kopf war schwächer geworden und sogar der Herzschlag, welchen John durch die vielen Berührungen ganz, ganz schwach spürte wurde länger und ruhiger. Johns Körper wurde langsam immer schwerer und schwerer. Er versank, mit Sherlock in seinen Armen, immer mehr in dem weichen Bett, während sich seine Muskeln entspannten und auch seine Umarmung erschlaffte. Schließlich schliefen beide Arm in Arm. Ihr Atem teilte sich einen Rhythmus und ihre Körper lösten sich nicht einen Zentimeter voneinander.

Es war so warm. So wohlig warm. Sherlocks Körper, der sich so schutzlos vertraut gegen den seinen drückte. Sie wärmten sich gegenseitig. Sein Atem war beruhigend. So zufriedenstellend und er ließ John sich unglaublich wohl fühlen. Er konnte ihn riechen. Sein männlicher, aber seichter Geruch, doch da war noch etwas anderes. Ein Geruch, welcher plötzlich begann gegen den von Sherlock zu konkurrieren, der dominanter war, stärker. Es war ein seltsamer Geruch. Es roch wie eine Mischung aus Öl und etwas John viel zu bekanntem. Etwas was er so gut kannte. Es war zum greifen nahe. Er kannte diesen Geruch, diesen Geruch, welcher in seiner Nase so sehr stach und ihn dazu veranlasste seine Nase zu rümpfen. Für einen Moment dachte er erfasst zu haben was es war, doch so schnell wie es gekommen war, war ihm der Begriff auch schon wieder entglitten. Wieso roch es hier so? In Sherlocks Schlafzimmer? Sie lagen doch zusammen in Sherlocks Bett. Sherlock hatte ihm doch grade gesagt, dass er sich zu viel Sorgen machte um….
„Du bist wach…" Moran. Moran… Da war er. Da war seine Stimme. Schneidend. Kalt. Zufrieden und selbstgefällig. Johns Augen flatterten, öffneten sich schließlich. Da stand er. Das war er! Da war er genau vor ihm!
„John… es ist so lange her… länger als zwei Wochen, in denen ich dich nicht gesehen habe… ja sogar mehr als drei Wochen! Unfassbar. So lange ohne dich. Wie habe ich das nur ausgehalten?" John Augen waren geweitet. Starrten sein Gegenüber angsterfüllt an, wenn auch mit einem Ausdruck eines unbrechbaren Willens.
„Nein… das… das bist du nicht…, das ist nur ein Traum!" Morans Lippen wurden von einem breiten Grinsen erobert, das John augenblicklich eine ekelhafte Gänsehaut verpasste.
„Nein…" lachte der Ex-Soldat auf und fuhr fort:
„Nein, das ist kein Traum, John… Auch wenn ich mir vorstellen kann, dass du dir das wünscht… schließlich mag es kein Mensch seine Fehler einsehen zu müssen"
„Nur ein Traum… Es ist nur ein Traum. Das ist wieder einer dieser Träume!" Verzweifelt hatte John seine Augen geschlossen. Die grade noch so wundervolle Zweisamkeit hatte sich mit einer alles einnehmenden Verzweiflung gepaart und schließlich alle Gefühle des Wohlseins verdrängt.
„Hörst du mir überhaupt zu?" die Stimme wurde aggressiver, einnehmender.
„Hör mir gefälligst zu, wenn ich mit dir rede, oder hast du etwa alles vergessen, was ich dir beim letzten Mal schon mit einer solchen Mühe beigebracht habe? Aber sehr charmant, dass du von mir geträumt hast. Wenigstens ist die Erinnerung von mir in deinem kläglichen Hirn dageblieben. Zurück zum Thema… Deine Fehler… Ich bin mir sicher du weißt was ich meine und wage es nicht mich anzulügen, es leugnen zu wollen oder irgendwas in der Art. Ich weiß davon und das macht mich wirklich furchtbar wütend. Ich werde mich darum kümmern, dass das nicht noch ein Mal vorkommt… glaub mir…"
„Ich habe keine Ahnung…" John beendete seinen Satz in einem unverständlichen Zittern und einem Kopfschütteln.
„Oh bitte…" Morans Augen verrieten seinen Zorn, doch er versuchte ihn ganz offensichtlich auch nicht zu verstecken. Ganz im Gegenteil kam er John nun näher und forderte seinen Blickkontakt für sich ein.
„Ich weiß nicht was du Bastard meinst!!! Das ist alles nur ein Traum. Ich werde gleich aufwachen. In Sherlocks Armen. Er wird mich festhalten. Mich beruhigen. So wie er es jede Nacht tut, wenn ich wieder einen dieser Träume habe… wenn ich von dir träume!"
„Und du bist wirklich so dreist es mir so direkt ins Gesicht zu sagen und vorher trotzdem den Unschuldigen zu spielen?!" keuchte Sebastian außer sich und seine Kiefermuskulatur spannte sich sichtbar an. Es verlieh ihm einen unglaublich harten und aggressiven Ausdruck.
„Wie kannst du nur?!" fuhr er fort und sog die Luft scharf ein. John drehte seinen Kopf ganz automatisch von ihm weg, als der Mann vor ihm ihm mitten ins Gesicht spuckte.
„Du bist so ein ekelhaftes Stück Dreck, John Watson! Wieso, verdammt, gebe ich mich überhaupt mit dir ab? Wieso habe ich mich deiner angenommen? Wieso habe ich dir dein jämmerliches Leben gerettet? Mal ganz im Ernst, wen hätte es damals gestört, wenn du einfach nicht mehr da gewesen wärst? Im Schmutz, wie ein Schwein verblutet. Hätte niemanden interessiert. Doch dann kam dieser räudige Detektiv und hat dir eingeredet du wärst irgendwas wert" er lachte spöttisch auf.
„Aber das bist du nicht und das weißt du doch genau so gut, wie ich es weiß…"
„Nur ein Traum… John, beruhig dich, es ist nur ein Traum. Du liegst noch immer friedlich in Sherlocks Armen…" murmelte John leise zu sich selbst und konnte dabei beobachten wie sich Morans Gesichtszüge immer mehr versteiften, immer unzufriedener wurden, sich seine Augenbrauen zusammenzogen, seine Nase sich rümpfte und seine Lippen sich zu einem Strich zusammenpressten
„Ich werde dir zeigen, wie du dich in meiner Gegenwart zu benehmen hast!" John sah den gehärteten Stahl im gelblichen Schimmer der Lampe schimmern. Schon beinahe andächtig ging der Größere auf den Blonden zu. Das Messer, wie seinen besten Freund in seiner Hand haltend. Seine Hände zitterten nicht. Zitterten genau so wenig, wie sie beim letzten Mal gezittert hatten und mit schmerzlich verzogenem Gesicht erkannte John das rasiermesserscharfe Armeemesser wieder, welches auch er überreicht bekommen hatte, als er wieder aus dem Krankenhaus gekommen war und somit auch abgedankt hatte. Genau das gleiche lag in der zweiten Schublade seines Schreibtisches, gleich neben der Waffe. Fein eingraviert sein Name. John Watson. Johns Mund stand zu einem sich erhöhenden Keuchen auf, während er seinen Kopf schüttelte, als Moran mit einem abartig vorfreudigen Lächeln auf John zukam.
„Oh glaub mir John. Du wirst mich nie wieder vergessen. Nie, nie wieder. Dein Körper wird dich immer an mich erinnern…" er holte aus. John zuckte zurück, kniff die Augen zu. Glaubte für einen Moment, als der erwartete Schmerz nicht einsetzte, dass er endlich aufgewacht sei, doch als er seine Augen öffnete sah er die krank aufgerissenen Augen des Soldaten vor sich und das schiefe Grinsen, welches den verrückten Blick noch unterstrich. Doch es war nicht das einzige was sie einfingen. Das eben noch silberne Messer sah aus, wie in blutrote Farbe getaucht. Langsam, doch beständig tropfte an seiner Spitze das Blut in einem kaum hörbaren tropfen zu Boden. Benetze den Boden mit dem Blut des Arztes. Und plötzlich war er da, der Schmerz in seiner Wange, welcher ihn darüber in Kenntnis setzte, dass der scharfe Gegenstand sein Ziel doch nicht verfehlt hatte. Warm spürte er das Blut seine Wange hinabrinnen. Es fühlte sich zu echt an, zu real. Erinnerte ihn an seine Zeit in der Armee und die Erkenntnis betäubte ihn, ließ den Schmerz nebensächlich werden. Sherlocks Wärme und Nähe waren nur eine Erinnerung daran gewesen, als Sherlock in seinen Armen eingeschlafen war. Sie sich Sherlocks Bett das erste Mal geteilt hatten. Doch das hier war kein Traum.

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