Pazifik - Verfolgt

De Jugendbuch

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Prinzessin Vala ist die Tochter des vom eigenen Bruder ermordeten früheren Königs. Der neue König, Miro, hält... Mai multe

Vorwort
Prolog
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
36. Kapitel
37. Kapitel
38. Kapitel
39. Kapitel
40. Kapitel
41. Kapitel
42. Kapitel
43. Kapitel
44. Kapitel
45. Kapitel
46. Kapitel
47. Kapitel
Epilog
Nachwort
Fan-Art
Dramatis Personae
Schauplätze
Glossar

20. Kapitel

58 6 5
De Jugendbuch

Was dein Feind nicht wissen soll, das sage deinem Freunde nicht.

Arthur Schopenhauer

Nahe der Grenze zum Südland stand ein einsamer Wagen auf einer leichten Anhöhe. Die Räder waren mit Steinen blockiert worden und nicht weit von ihm entfernt hoben und senkten sich die Flanken eines massigen Tieres, dessen Fell ein schmutziges Braun war. Das Licht des Mondes schien hinab auf zwei Menschen, die am Hang des Erdhügels ruhten. Dicht aneinander gedrängt und die Arme umeinander geschlungen lagen sie schlafend da.

Auf einmal öffnete Serval die Augen und blickte in den sternengesprenkelten Nachthimmel. Die Augenbrauen hatte er misstrauisch zusammengezogen. Vorsichtig, um Azra nicht zu wecken, zog er seinen rechten Arm unter ihrem Körper hervor und tastete blind nach dem Griff seines Schwertes, das er neben ihrem gemeinsamen Lager abgelegt hatte. Seine Finger berührten gerade den eisernen Knauf, als sein Kopf von starken Händen zurückgerissen wurde. Ein blitzendes Messer legte sich an seine Kehle.

»Keine Dummheiten, Hauptmann«, zischte eine Stimme ihm ins Ohr.

»Xah.« Serval spuckte den Namen wie eine Beleidigung aus. »Ist Miro schon so tief gesunken, dass er seine Attentäter losschickt, um nach seiner Nichte zu suchen?«

»Du weißt also, warum wir hier sind.« Xah schmunzelte. »Dein Verstand hat nicht an Schärfe verloren. Also, wo ist sie?«

Serval schwieg.

»Du weißt, dass ich nicht alleine bin. Ich kann jederzeit einem meiner Untergebenen zuwinken, der diese Frau tötet. Wer ist sie eigentlich? Deine Geliebte? Sie scheint einen wirklich tiefen Schlaf zu haben.«

Servals Gesicht verzog sich zu einer Grimasse aus Wut und Sorge. »Was hast du mit ihr gemacht?«

Das Geschlechtslose lachte kurz auf. »Ich? Nichts. Aber Sumu hat ihr etwas Skorpiongift injiziert. Hoffentlich nicht zu viel, was denkst du?«

Der Garderitter drehte seinen Kopf so weit in Azras Richtung, wie das Messer es ihm erlaubte. Er hob eine Hand und fuhr mit seinen Fingern sanft über die Wange der Tänzerin. Durch ihr rabenschwarzes Haar. »Vala ist nicht hier.«

»Lüge«, sagte Xah hart. Es verstärkte den Druck auf das Messer, sodass ein roter Blutstropfen hervorquoll. »Wir haben die Information erhalten, dass du mit ihr unterwegs bist.«

»Sie ist geflohen«, grollte Serval. »Sie hat herausgefunden, dass ich ihre Mutter und ihren Zwillingsbruder getötet habe.«

»Und warum bist du nicht hinter ihr her gerannt wie ein treuer Hund, der du ja bist?«

Serval schwieg und starrte es ausdruckslos an.

Das Geschlechtslose schien kurz zu überlegen und beugte sich dann von hinten so dicht über Serval, dass seine schwarzen Haare ihm ins Gesicht fielen. In seinen Augen lag eine unaussprechliche Grausamkeit. »Du weißt nicht, wohin sie geflohen ist, nehme ich an?«

Serval sah es weiterhin nur grimmig an.

»Ich mache dir ein Angebot.« Xah streichelte leicht mit der Kante des Messers über den Hals des Garderitters. »Du kennst die Regeln meiner Angebote: Ich mache sie nur einmal und wenn jemand sie ausschlägt, hört sein Herz für immer auf zu schlagen.« Es umrundete Serval in der Hocke sitzend ohne das Messer von seiner Kehle zu nehmen, sodass es ihm direkt in die Augen sehen konnte. »Es ist ein gutes Angebot. Möchtest du es hören?«

»Habe ich eine Wahl?«

Xahs Augen blitzten auf. »Ich wusste, dass du es dir anhören würdest. Mein Angebot also: Du suchst nach Vala. Ob mit uns zusammen oder alleine, ist deine Entscheidung. Wenn du sie gefunden hast, bringst du sie uns. Als Gegenleistung wirst du wieder in die Garde aufgenommen und ich werde dafür sorgen, dass alle die Wahrheit darüber erfahren, was vor achtzehn Jahren wirklich im Zelt von Matuc und Ngawi geschehen ist.«

Serval wirkte leicht überrascht, versuchte es zu überspielen, doch es gelang ihm nicht recht.

»Du solltest deine Geheimnisse für dich behalten, wenn sie Geheimnisse bleiben sollen«, lachte Xah. Es labte sich offenbar an dem ungläubigen Gesicht des Garderitters.

»Ich habe es nur einer Person erzählt. Und sie ist schon lange tot.«

»Wände haben Ohren. Wände haben Augen. Viele waren hinter den Wänden und einige haben Münder.« Das Geschlechtslose riss seinen eigenen Mund auf und zeigte seine weißen Zähne. »Du nimmst mein Angebot also an?«

»Das habe ich nicht gesagt!«, presste Serval hervor.

»Ich verstehe, solche Entscheidungen trifft man nicht innerhalb von wenigen Minuten.« Xah zog einen Schmollmund. »Ich will etwas nachhelfen: Stell dir nur vor, wie man dich in Burg Fedha empfangen würde. Der totgeglaubte Hauptmann, der König Miro so treu ergeben war, dass er für ihn sogar über Leichen gegangen ist, lebt doch noch! Ein Wunder! Es werden Lieder über dich gesungen werden! Und dann dein Stamm. Der Nyoka-Stamm, stimmt's? Sie werden sich dir zu Füßen werfen, damit du ihnen verzeihst, was sie dir angetan haben. Du wärst der neue Älteste! So viel Macht! Und du könntest deinen Erzfeind ohne Umschweife zum Haramu erklären und verbannen! Ein wundervolles Leben erwartet dich, Hauptmann.«

»Dieses Leben ist ungewiss. Es kann auch alles anders kommen.«

»Wird es nicht. Ich gebe dir mein Wort als... nun, als Attentäter.« Xah runzelte die Stirn. »Mein Wort ist viel wert. Wenn ich sage, dass jemand stirbt, dann stirbt derjenige auch.«

»Und du bist dir sicher, dass du mir vertrauen kannst?« Serval zog die Augenbrauen zusammen, sodass sich eine steile Falte zwischen ihnen bildete. »Was ist, wenn ich mit Vala einfach untertauche?«

Das Geschlechtslose lachte wieder kurz auf. Es war ein eiskaltes Lachen, das voller Verachtung für die Welt und alles auf ihr war. »Das wirst du nicht. Sonst bekommst du dein Leben ja nicht zurück.« Es wechselte das Messer in die linke Hand und strich mit der rechten den Blutstropfen weg, der unter der Klinge hervor quoll. »Wie lautet also deine Antwort? Nimmst du das Angebot an?«

Serval schloss die Augen. Ein Ausdruck des stillen Leidens machte sich auf seinem Gesicht breit. Er schien mit sich selbst zu ringen, presste die Lippen zusammen und ballte die Fäuste. Dann öffnete er die Augen plötzlich. In ihnen glühte ein unheimliches Feuer und der goldene Strich in seiner rechten Iris leuchtete so hell wie nie zuvor. »Ich nehme dein Angebot an.«

Ein zufriedenes Lächeln der Grausamkeit legte sich auf Xahs Lippen. Es zog das Messer zurück und stand auf. »Fein. Zieh dich an und folge mir.«

»Ich werde alleine nach ihr suchen«, entgegnete Serval grimmig.

Das Geschlechtslose wirkte nicht überrascht, zuckte nur mit den Schultern. »Wie du willst.« Beim Weggehen stieß es mit dem Fuß gegen das Schwert des Garderitters. Es beugte sich hinab, packte es am Griff und zog es mit einer eleganten Bewegung aus der Scheide. Die Waffe erschien viel zu groß für die zierliche Gestalt des Attentäters, aber es ließ sie mehrmals durch die Luft wirbeln als wäre sie federleicht. Dann hielt es Serval den Griff hin. »Ein schönes Schwert. Wie heißt es?«

»Roho«, antwortete der Garderitter und riss es dem Geschlechtslosen aus der Hand.

Dieses sah ihn mitleidig an. »Ich verstehe.« Es wandte sich um und verschwand in der Dunkelheit der Nacht. Hinter dem Wagen und von den Hügeln lösten sich weitere dunkle Gestalten, die sich Xah anschlossen.

Serval blickte ihnen noch eine Weile hinterher, bevor er das Gesicht verzweifelt in den Händen vergrub. Fluchend begann er, sich anzuziehen. Als letztes legte er seinen Gürtel mitsamt Schwert an. Das Eisen des Knaufs funkelte hell im silbernen Licht des Mondes. Der Garderitter kniete sich neben Azra nieder, fuhr ihr durch die rabenschwarzen Haare und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. Ohne sich nochmal nach dem Wagen oder der schlafenden Frau umzusehen, schlug er einen Weg in Richtung Norden ein. Am Horizont erhoben sich die Dächer der Stadt, in der die Zirkusgruppe Katjuscha vor wenigen Tagen aufgetreten hatte. Ein Ausdruck von Schmerz legte sich auf sein Gesicht.

***

Die Nächte sind lang, sagte man, und noch länger, wenn man alleine war. Die Wasserhändler des Pazifiks waren immer alleine unterwegs. Sie mussten sich zwar keine Sorgen um Räuber und Strahlenkranke machen, da selbst sie verstanden, wie kostbar das Wasser war, aber die Untiere waren leider nicht so schlau. Daher besaß ein jeder von ihnen etwas, was sich Schlossole nannte. Es war ein Gerät, das jedem Wasserhändler in einer der vier Wasserstädte in die Hand gedrückt wurde, bevor sie zu ihrer Reise aufbrachen.

»Aber zeigt es niemandem«, wurde ihnen dann eingeflößt. »Und sagt es niemandem. Und versucht nicht, sie auseinander zu bauen. Ihr bekommt sie nicht wieder zusammen und habt dann nichts mehr, mit dem ihr euch gegen die Untiere verteidigen könnt.«

Eine Schlossole konnte ein Untier sofort töten, wenn man auf den Hebel unterhalb des Laufs drückte. Es gab einen Funken und einen Knall und dann fiel das Untier mit einem blutigen Loch in der Stirn um. Meistens konnte man in seinem Kopf dann eine unförmige Metallkugel finden.

Nördlich der Mwitu-Ebene kümmerte ein Wasserhändler mit einem Eisenring in der rechten Augenbraue sich gerade darum, ein solches totes Untier im Wüstensand zu begraben. Als er fertig war, wischte er sich den Schweiß von der Stirn, versteckte die Schlossole wieder in einer versteckten Halterung unter seiner Achsel und stampfte zurück zu seinem Wagen.

Gerade wollte er sich wieder auf die ausgebreitete Decke neben den Fässern legen, als ein schwarzer Schatten nicht weit von ihm entfernt auftauchte. Der Wasserhändler schrie erschrocken auf und griff nach seiner Schlossole, bis ihm einfiel, dass er sie gar nicht nachgeladen hatte. Blitzschnell sprang der Schatten über die Fässer auf seine Seite, gefolgt von drei weiteren und auf einmal war er von schrecklichen Gestalten umzingelt, die es hier gar nicht geben sollte.

»Ihr... ihr seid Strahlenkranke!«, stotterte er und hob die Arme, als die vorderste der Gestalten einen Schritt auf ihn zu kam. Der Mann hatte sich von oben bis unten mit schwarzem Stoff eingewickelt, doch seine kranken Augen blitzten hell. Aus seiner Brust wuchs ihm ein dritter Arm, der sich nun dem Gesicht des Wasserhändlers näherte.

»Das sind wir. Das hast du gut erkannt«, sagte der Mann. »Und ich hoffe, das vergisst du auch nicht, solange wir hier sind. Du weißt, was geschieht, wenn wir dich berühren?«

Der Wasserhändler riss entsetzt die Augen auf, warf sich vor dem Strahlenkranken auf die Knie und hob flehend die Hände. »Bitte! Bitte tut es nicht! Was wollt ihr haben? Wollt ihr das Wasser? Nehmt es euch! Nehmt euch so viel ihr wollt!«

»Wir wollen kein Wasser«, meinte der Strahlenkranke und kratzte sich mit der rechten Hand am Kinn. »Wir wollen Informationen.«

»Informationen?« Der Wasserhändler blinzelte verwirrt. »Was wollt ihr wissen? Ich sage es euch! Ich sage euch alles!«

»Er sagt uns alles«, wiederholte der Strahlenkranke belustigt, woraufhin das meckernde Lachen seiner Begleiter ertönte. Eine Frau ohne Augen und Nase grinste hämisch, während ein Mann, dem Zähne überall aus dem Gesicht wuchsen, bei jeder Mundbewegung unheimlich knirschte.

»Du bist ein Wasserhändler«, fuhr der Dreiarmige fort und blinzelte mehrmals mit den kranken, gelb unterlaufenen Augen. »Als Wasserhändler siehst du viel und hörst du viel. Wir suchen jemanden, dem du begegnet sein könntest.«

Der Wasserhändler sah ihn voller Angst an. »Wen sucht ihr?«

»Prinzessin Vala, die Tochter des toten Königs.« Der Strahlenkranke grinste und kratzte sich mit dem dritten Arm an einem seiner Beine.

Der Wasserhändler senkte schnell den Kopf. Viel zu schnell.

»Er hat sie gesehen«, knirschte der Mann mit den Zähnen im Gesicht. »Zeteng, er weiß, wo sie ist!«

»Wo ist sie?«, fuhr der Dreiarmige den Mann am Boden an.

Der Wasserhändler griff sich mit den Händen an den Kopf und schüttelte ihn. »Bitte! Bitte berührt mich nicht!«

»Und wie wir dich berühren werden, wenn du uns nichts sagst!«, rief der Anführer der Strahlenkranken. »Schau, wie She sich schon darauf freut, seine Arme benutzen zu dürfen!«

Ein Strahlenkranker weiter hinten hatte sich seine viel zu langen Arme ursprünglich um den Oberkörper gewickelt, doch nun rollte er sie aus. Wie lebendig gewordene Schlangen peitschten sie durch die Luft und glitten auf den Wasserhändler zu. Dieser wollte zurückweichen, doch auch hinter ihm hatten sich schon Strahlenkranke postiert.

»Nein! Nein! Ich flehe euch an!« Vor Panik überschlug seine Stimme sich fast. Tränen der Todesangst standen ihm in den Augen. »Pakiti-Stamm!«, schrie er schließlich. »Sie ist beim Pakiti-Stamm! Ich habe sie mit eigenen Augen gesehen!«

Der Strahlenkranke She zog auf Zetengs Nicken hin seine Arme wieder zurück.

»Wenn du uns angelogen hast, werden wir dich finden«, sagte der Dreiarmige und kratzte sich wieder, diesmal am Hals. »Und wir sind gut darin, Leute zu finden, oh ja.«

Der Wasserhändler nickte eifrig und schluchzte, als die Strahlenkranken sich endlich von ihm entfernten. Er blieb noch eine Weile weinend im Sand hocken, während eine Gruppe unförmiger Schatten einen Weg in Richtung Süden einschlugen.

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Dieses Kapitel hat sich drastisch verlängert. Und zwar ist der ganze hintere Teil dazugekommen. Ich weiß auch nicht, was ich mir dabei gedacht habe, erstmal nur die Geschlechtslosen und deren Pläne zu beleuchten O.o

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