Pazifik - Verfolgt

By Jugendbuch

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Prinzessin Vala ist die Tochter des vom eigenen Bruder ermordeten früheren Königs. Der neue König, Miro, hält... More

Vorwort
Prolog
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
36. Kapitel
37. Kapitel
38. Kapitel
39. Kapitel
40. Kapitel
41. Kapitel
42. Kapitel
43. Kapitel
44. Kapitel
45. Kapitel
46. Kapitel
47. Kapitel
Epilog
Nachwort
Fan-Art
Dramatis Personae
Schauplätze
Glossar

12. Kapitel

74 8 14
By Jugendbuch

Kinder, seht, da müsst ihr wachen,

Euch vom Irrtum zu befrei'n.

Glaubet nie dem Schein der Sachen,

Sucht euch ja gewiss zu machen,

Eh' ihr glaubt, geliebt zu sein.

Johann Wolfgang von Goethe

Vala schlang das trockene Brot und den Haferbrei hinunter, der ihr angeboten worden war. Neben ihr trank Serval den Rest des Wasserschlauchs aus, den sie selbst zuvor zur Hälfte geleert hatte. Dabei wurden sie von Mascha misstrauisch beäugt. Die Direktorin der Zirkusgruppe hatte ihnen erlaubt, im Inneren des Wagens mitzufahren, während Nikolai und der Messerwerfer Lintai wieder auf das Dach geklettert waren, wo ein weiterer Mann mit zerstrubbelten, hellblonden Haaren auf sie gewartet hatte.

»Nun, Peke und Malkia«, Mascha betonte ihre falschen Namen als würde sie wissen, dass sie sie angelogen hatten, »ich hoffe, ihr werdet mich nicht enttäuschen.«

»Werden wir nicht«, antwortete Serval, setzte den Wasserschlauch ab und reichte ihn der Direktorin zurück, die ihn entgegennahm und an einen Nagel hängte.

Das Innere des Wagens war mit allerlei Gegenständen zugestellt, die Vala teilweise noch nie gesehen hatte. Sie fragte sich, wofür die ganzen Ringe, Tücher und Metallkisten gut sein sollten. An der hinteren Wand hing ein Halter für mehrere Messer, die sicher Lintai gehörten. Darunter waren ein paar Decken übereinander gelegt, auf denen ausgestreckt eine Frau lag und schlief. Vala konnte nicht recht sagen, ob sie auch ein Bleichgesicht war, denn im Wagen herrschte ein unstetes Dämmerlicht, doch die Haut wirkte dunkler als bei normalen Bleichgesichtern. Und ihre Haare waren schwarz wie die Federspitzen der Geier, die manchmal über Ngome flogen.

Außer Mascha und der schlafenden Frau befand sich noch ein weiterer Mann im Inneren des Wagens. Nur Bleichgesichter hier, dachte Vala und musterte den Mann, der neben Mascha saß. Er hatte hellbraune Haare, die ihm bis zu den Schultern gingen, und einen löchrigen Bart, der sein Gesicht eher verunstaltete als attraktiv machte. Seine schmutzig grauen Augen taten das übrige. Er sah aus, als hätte er eine unheilbare Krankheit, an die er ununterbrochen dachte. Magier sind Strahlenkranke, ging es ihr durch den Kopf. Aber sie sind nicht ansteckend. Ich brauche keine Angst zu haben. Trotzdem fühlte sie sich unwohl. Ich soll ausgerechnet seine Assistentin sein.

»Ich entnehme Eurem Akzent, dass ihr dem Volk der Russen angehört«, wandte Serval sich auf einmal an Mascha. »Westland oder Nordland?«

»Westland«, entgegnete die Direktorin kühl. »Mein Mann ebenfalls. Unsere Eltern waren gegen eine Hochzeit, also haben wir unser Dorf verlassen und diese Zirkusgruppe gegründet. Am Anfang bestand sie nur aus uns beiden und Lintai. Dann sind wir nach Norden gezogen in der Hoffnung, Unterschlupf bei den nördlichen Russen zu finden. Das hat jedoch nicht geklappt. Dafür sind wir Lars begegnet, dem Nordländer, der zusammen mit meinem Mann und Lintai auf dem Wagen sitzt.«

»Gehört ihm das Tier, das den Wagen zieht?«, fragte Serval.

Mascha nickte. »Lars wohnte in einem Dorf weit im Norden, wo es sehr viele seltsame Tiere gibt. Auch Nanulaks wie das Tier, das du gesehen hast.«

»Wie heißt er?«, konnte Vala ihre Neugier nicht mehr zurückhalten. »Der Nanulak, meine ich.«

»Skitt«, antwortete Mascha.

»Ich dachte, Nanulaks wären schon lange ausgestorben? Immerhin sind alle anderen Bären das auch«, erkundigte Serval sich.

Woher weiß er das alles? Sie wusste nicht, was ein Nanulak war und hatte sich nicht getraut, zu fragen. Aber jetzt, wo Serval Bären erwähnte, erkannte sie die starke Ähnlichkeit von Skitt mit den Bildern von Bären in den Büchern, die sie durchgeblättert hatte.

»Die Bären der Alten sind gestorben, weil sie sich nicht anpassen konnten«, erklärte die Direktorin. »Der erste Nanulak wurde geboren, als das Eis im Norden so weit schmolz, dass Eisbären und Grizzlys sich begegnen konnten. Immer mehr von ihnen tauchten auf und bald verdrängten sie ihre Vorfahren, da diese sich nicht so gut an die Hitze und den Wassermangel anpassen konnten. Die Nanulaks hingegen schon. So haben sie überlebt.«

»Die Zuschauer staunen jedes Mal, wenn sie Skitt sehen«, mischte der Magier sich in das Gespräch ein. Seine Stimme klang irgendwie träge, obwohl er nicht viel langsamer als Mascha redete. »Allgemein versetzen wir sie in großes Erstaunen. Ihr könnt von Glück sprechen, dass ihr euch der Katjuscha anschließen konntet.«

»Und Ihr seid ein echter Magier?«, fragte Serval.

»Was definierst du unter ›echt‹?« Die Augen des Bleichgesichts blitzten beleidigt auf. »Du meinst, ob ich strahlenkrank bin? Das bin ich tatsächlich nicht.«

»Aber wie...?«

»Das wirst du schon noch sehen, Malkia«, unterbrach der Magier Vala unfreundlich. »Du wirst mir bei jedem Zaubertrick behilflich sein, oder nicht? So war es doch abgemacht?« Er sah zu Mascha hinüber, die bestätigend nickte.

»Ihr solltet euch jetzt ausruhen«, meinte die Direktorin. »Skitt wird den Wagen so lange weiterziehen, bis er erschöpft ist. Bis dahin sollten wir aber noch eine ganze Strecke schaffen.«

»Wo fahrt Ihr eigentlich hin?«, fragte Serval, während Mascha ihnen ein paar Decken reichte, die sie wohl oder übel auf dem Boden ausbreiten mussten.

»Nach Qalea.« Maschas blaue Augen begannen zu strahlen. »Zur Hauptstadt des Südlands, wo wir vielleicht sogar vor König Abdul und seiner Familie auftreten werden. Eine seiner Töchter hat angeblich bald Geburtstag.«

Vala wechselte einen Blick mit Serval. Das passt perfekt zu unserem Plan! Wir verlassen das Ostland, sodass Onkels Garderitter uns nicht so leicht verfolgen können.

Die nächsten Tage wurde Vala von dem Magier, der mittlerweile auch seinen Namen – Catral – verraten hatte, in ihre Aufgaben als seine Assistentin eingewiesen. Meistens Abends, wenn sie rasteten, weil er viel Platz brauchte. Er gefiel ihr immer noch nicht, aber sie versuchte, es zu verbergen. Immer wieder rief sie sich in Erinnerung, was Serval ihr gesagt hatte: »Wenn du freundlich genug zu ihnen bist, werden sie dir schon nichts tun.«

Bisher hatte sie alles ertragen, was Catral erklärt, gezeigt und gemacht hatte. Mittlerweile war sie der festen Überzeugung, dass er ein richtiger Magier war. Er konnte Feuer aus seinem Mund spucken, wenn er einfach nur eine brennende Fackel davor hielt. Er konnte ein Stück Papier anzünden ohne dass es verbrannte, obwohl man ganz deutlich die Flamme sehen konnte. Er hatte einen Löffel, den er mit purer Gedankenkraft verbiegen konnte. Als Vala ihn einmal darum bat, das auch mit ihrer Essensgabel zu machen, meinte er, das ginge nicht, weil er erst einen magischen Bann über sie legen müsste. Dann könnte sie sie jedoch nicht mehr zum Essen benutzen.

Valas Aufgabe bestand hauptsächlich darin, dem Magier seine verzauberten Utensilien zu überreichen. Manchmal half auch die Frau, die an ihrem ersten Tag geschlafen hatte, ihm bei seinen Tricks. Sie schlüpfte dann in ihr eng anliegendes Kleid, das so viel Haut zeigte, dass Vala beim bloßen Hinsehen schon die aufgebrachte Stimme ihres Onkels hören konnte. Die Frau hieß Azra und kam aus dem Südland, was ihre etwas dunklere Haut und die rabenschwarzen Haare erklärte. Sie war eine Tänzerin und bewegte sich so elegant wie ein Adler, der am Himmel kreiste. Der Großteil der Kisten, die im Wagen herumstanden, gehörte ihr und war mit unzähligen Kleidern, nicht verarbeitetem Stoff und Schminkutensilien gefüllt. Vala hatte Azra nur ein Mal in fertiger Verkleidung gesehen, aber das reichte ihr, um sagen zu können, dass die Tänzerin es verstand, sich hübsch zu machen.

Von Zeit zu Zeit, wenn Azra Catral bei einem Trick helfen sollte, bei dem er sie in der Mitte durchsägte und dann wieder zusammensetzte, schickte er Vala weg. Sie versuchte auch nicht, ihn dazu zu überreden, doch zu bleiben, denn vielleicht würde er sich bei Mascha über sie beschweren, die sie dann rauswarf. Meistens ging Vala dann zu Lars und seinem Nanulak Skitt. Der Nordländer war ein wunderbarer Geschichtenerzähler. Besonders gefiel ihr die Geschichte über das Mädchen mit den roten Haaren, die sie immer in zwei abstehenden Zöpfen trug, das ein eigenes Haus, einen Affen und ein Pferd hatte. Was auch immer ein Affe war...

Mit dem schweigsamen Lintai hatte sie nicht viel zu tun. Er war andauernd damit beschäftigt, seine Messer an einem Stein zu schärfen oder mit seltsam ineinander verknoteten Beinen und geschlossenen Augen in der Gegend rumzusitzen. Häufig kam es jedoch vor, dass Mascha oder Nikolai zu ihm kamen und ihn dazu aufforderten, sich einen weiteren Übungskampf mit Serval – beziehungsweise Peke – zu liefern. Jeder dieser Kämpfe fand unter den strengen Augen der Zirkusdirektoren statt, die den Kampf auch jedes Mal nach kurzer Zeit beendeten. Bisher war noch keiner der beiden Männer als Sieger aus einem der Duelle herausgegangen.

Für die Nacht zog die gesamte Gruppe sich ins Innere des Wagens zurück und die einzige Tür wurde von innen verbarrikadiert. Nur Skitt musste draußen bleiben und manchmal leistete Lars ihm Gesellschaft. Drinnen kochten Mascha und Azra immer abwechselnd verschiedene Gerichte. Die der Russin waren jedoch meistens versalzen und die der Südländerin viel zu scharf. Allmählich gewöhnte Vala sich allerdings daran und schob die Schuld für ihren empfindlichen Gaumen auf das Essen in der Burg. Anscheinend waren so leckere Gerichte nicht selbstverständlich.

Vala hatte etwa fünf Tage gezählt, es konnten aber auch mehr oder weniger sein, als jemand von oben gegen den Wagen klopfte. Mascha stand auf und öffnete die Luke an der Decke, durch die abends auch der Rauch vom Feuer abzog.

»Was gibt's?«, fragte die Direktorin.

»Ich sehe schon die Dächer von Kelele«, rief Lars zu ihnen herunter. Seine Worte hörten sich hart und grob an, aber Vala wusste, dass das nur an seinem Akzent lag. »Machen wir dort Halt? Wie viel Wasser haben wir noch?«

Mascha schaute zu Azra, die zu einem der Fässer trat, in denen das Wasser gelagert wurde, und den Deckel hochklappte. »Genug für drei Tage. Aber besser, wir füllen es hier auf als in Kukataa. Die Leute dort sind unfreundlicher und verlangen immer Wucherpreise.«

»Gut, wir machen Halt in Kelele«, beschloss Mascha. »Sag uns Bescheid, wenn wir da sind.«

Lars nickte, woraufhin sie die Klappe schloss.

»Werden wir dort auch eine Vorstellung geben?«, fragte Catral mit blitzenden Augen.

Die Direktorin überlegte kurz und sagte dann: »Können wir machen. Unsere Neuen müssen sich ja noch beweisen.«

Serval nickte zustimmend, doch Vala konnte eine gewisse Besorgnis an seinem Gesicht ablesen. Befürchtet er, dass wir zu viel Zeit verlieren? Oder dass uns noch jemand erkennt? Mittlerweile glaubte sie nicht mehr daran, dass ihr Onkel ihr jemanden hinterher geschickt hatte. In diesem Fall hätten die Garderitter sie schon lange einholen müssen.

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