Pazifik - Verfolgt

By Jugendbuch

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Prinzessin Vala ist die Tochter des vom eigenen Bruder ermordeten früheren Königs. Der neue König, Miro, hält... More

Vorwort
Prolog
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
36. Kapitel
37. Kapitel
38. Kapitel
39. Kapitel
40. Kapitel
41. Kapitel
42. Kapitel
43. Kapitel
44. Kapitel
45. Kapitel
46. Kapitel
47. Kapitel
Epilog
Nachwort
Fan-Art
Dramatis Personae
Schauplätze
Glossar

5. Kapitel

78 11 13
By Jugendbuch

Niemals ist das Bündnis mit einem Mächtigen verlässlich.

Phaedrus

Vala kam an einem Ort zu sich, der offensichtlich sowas wie ein Stall war. Nur schmutziger, stinkender und dass hier weder Pferde noch Ponys waren. Ihre linke Schläfe pochte schmerzhaft und sie hob die Hand, um sie zu berühren. Sie ertastete eine Schwellung, aber wenigstens kein Blut. Dafür jedoch etwas anderes. Etwas stimmte nicht. Sie fuhr sich durch die Haare. Sie waren zu kurz. Viel zu kurz.

Meine schönen Haare! Sie waren doch schon so lang! Immer wieder strich sie sich über die Überreste ihrer Haarpracht. Sie musste aussehen wie einer der Bäckerjungen, der seinem Vater manchmal dabei half, das Wasser vom Dach zu sammeln. Nur dass ihre Haut dunkel war und ihre Haare tiefschwarz. Was ist passiert? Sie versuchte, sich zu bewegen. Streckte das eine Bein, dann das andere. Wenigstens bin ich nicht gefesselt, aber... Vala tastete sich ab. Das war nicht das Kleid, das sie getragen hatte, als sie über die Brücke geritten war. Was ist passiert? Wo bin ich? Sie erinnerte sich an den dunklen Schatten, der sie vor den zwei Garderittern gerettet hatte. Wollten sie mich wirklich töten? Warum?

»Du bist zu dir gekommen«, ertönte auf einmal eine Stimme aus der Dunkelheit. Sie gehörte eindeutig einem Mann. Der gleiche, der die Garderitter getötet hatte. Wollte er auch sie töten? Nein, sonst hätte er es schon lange gemacht, schalt sie sich. Aber was will er dann noch von mir? Möchte er bei Onkel Lösegeld für mich erpressen?

»König Miro wird dir kein Geld geben, um mich freizukaufen«, riet sie frei heraus. »Er würde mich lieber tot sehen wollen als ein paar Münzen für mich zu verschwenden.«

»Ich weiß«, antwortete der Mann aus den Schatten.

»Was willst du dann?«, schleuderte Vala ihm entgegen. »Ich bin eine Adlige! Du kannst mich nicht einfach so gefangen halten, du Bleichgesicht!«

»Bleichgesicht?« Er hörte sich erstaunt an. »Warum glaubst du, dass ich ein Bleichgesicht bin? Du hast mich doch noch gar nicht gesehen.«

Sie schwieg.

»Außerdem halte ich dich nicht gefangen. Du bist weder gefesselt noch irgendwo angekettet. Es steht dir frei, zu gehen.«

Vala zog die Knie an. Langsam, um zu schauen, ob der Fremde sie daran hindern würde, aufzustehen. Aber er rührte sich nicht. Schwankend kam sie auf die Beine und hielt sich an der Wand fest. Für einen kurzen Moment war ihr schwindelig. Wahrscheinlich wegen des Schlags gegen die Schläfe.

»Dann gehe ich jetzt«, verkündete sie und tastete sich an der Wand entlang auf der Suche nach einer Tür. Ihre Hände stießen auf einen robusten Metallriegel, den sie gerade hochstemmen wollte, als der Mann sich nochmal meldete:

»An deiner Stelle würde ich nicht nach draußen gehen.«

Vala wandte sich wütend in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. »Eben hast du gesagt, dass ich gehen darf.«

»Ja, aber ich empfehle es nicht.«

»Warum?«

»Sobald einer der Garderitter dich sieht und erkennt, wird er dich töten.«

Vala wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Die Garderitter sollen mich beschützen! Ich bin immer noch ein Teil der Königsfamilie! Die zwei, die mich angegriffen haben... Sicher haben sie etwas verwechselt! Oder... Die Erkenntnis traf sie wie ein harter Schlag in die Magengrube. Warum war König Miro auf einmal so gütig geworden? Warum hatte er ihr ein Pferd geschenkt und ihr erlaubt, die Burg zu verlassen? Er wusste, was passieren wird. Er wusste, dass die Menschen ihn hassen und bei meinem Anblick anfangen würden, gegen ihn zu rebellieren. In so einem Kampfgetümmel wäre es leicht, mich zu ermorden und die Schuld auf einen der Rebellierenden zu schieben. Er wollte mich ganz einfach loswerden! Aber warum ausgerechnet jetzt?

»Deinem Schweigen entnehme ich, dass du verstanden hast, was eigentlich passieren sollte«, sagte der Fremde. »Du hast Glück gehabt, dass ich noch lebe. Ich habe nur darauf gewartet, dass Miro versucht, dich zu töten.«

»Du wusstest, dass das passieren würde?« Vala kniff die Augen zusammen in der Hoffnung, in der Dunkelheit des Stalles etwas zu erkennen. Wenigstens ein Gesicht. Aber die Schatten waren undurchdringlich. »Kennst du meinen Onkel?«

»Ich kenne Miro. Und er kennt mich. Doch vermutlich denkt er, dass ich schon lange gestorben bin.«

»Wer bist du?«

Vala blinzelte, als ein Zischen ertönte und ein Streichholz aufflammte. Noch konnte sie nicht viel sehen, aber der Mann zündete schnell eine Laterne an, die er neben sich auf den Boden gestellt hatte, stand auf und hielt sie sich ins Gesicht. Er war ungewöhnlich groß. Größer noch als ihr Onkel. Sein Gesicht war kantig, die Haut dunkel wie die der Adligen. Die Haare hatte er sich zu dicken Zöpfen geflochten, die ihm bis auf die Schultern fielen. Auf seiner linken Wange prangte eine helle Narbe wie von einem Schnitt mit dem Messer.

»Ich kenne dich nicht«, sagte Vala zögernd.

»Du kannst mich auch nicht kennen.« Seine Lippen bewegten sich kaum, als er sprach. »Du warst gerade mal ein Jahr alt, als ich Burg Fedha verlassen habe.«

»Du hast sie freiwillig verlassen?«

»Ja.« Der fremde Mann kam auf sie zu. Von Nahem sah er noch größer aus und sie bemerkte erst jetzt die Schwertscheide mit der dazugehörigen Waffe, die an seiner Seite hing. Eingeschüchtert wich sie zurück in die Dunkelheit des Stalls, weg von der Tür.

»Wer verlässt Burg Fedha freiwillig?«, fragte sie ohne ihn aus den Augen zu lassen.

»Ich«, entgegnete er stumpf.

»Das ist keine Antwort!«

Doch der Fremde schwieg. Er presste sein Ohr an die Tür und schloss die Augen, lauschte. Dann wandte er sich zu ihr um. »Wenn du leben möchtest, solltest du mir vertrauen und so schnell wie möglich mit mir die Stadt verlassen. Ich kann nicht ausschließen, dass jemand dich auf dem Weg hierher erkannt hat. Wenn dem so ist, wird derjenige die Garderitter schon alarmiert haben.«

»Warum sollte ich dir vertrauen?«, murrte Vala, obwohl ihr Herz wie verrückt hämmerte. »Du hast meine Haare abgeschnitten und mir ein anderes Kleid... Hast du mich etwa ausgezogen?« Sie spürte die Wut in sich aufsteigen und ballte die Fäuste. »Wie konntest du! Du alter...« Sie wollte ihn irgendwie beschimpfen, doch ihr fielen nur Beleidigungen für Bleichgesichter ein. Frustriert stampfte sie mit dem Fuß auf.

»Ich musste es tun. Aber wenn dich das beruhigt: Ich habe dabei die Augen geschlossen.« Der fremde Mann stellte die Laterne auf einer niedrigen Mauer ab, die den Stall offenbar in zwei Bereiche aufteilte. »Wir sollten jetzt wirklich gehen.«

Vala rührte sich nicht von der Stelle. Ich kenne ihn nicht, aber er hat mir das Leben gerettet. Warum, wenn er bei Onkel kein Lösegeld erpressen möchte? Er sieht aus wie ein Krieger, doch wird er mich beschützen oder eher bewachen, damit ich nicht weglaufe? Wohin wird er mich bringen, sobald wir außerhalb von Ngome sind? In der Einöde! Bei den Untieren! Ohne Wasser! Das kann er unmöglich vorhaben! Aber welche Wahl habe ich schon? Onkel möchte mich tot sehen. Ich kann nicht zurück in die Burg und auch nicht hier bleiben.

»Warum muss das alles passieren?«, fragte sie sich und bemerkte zu spät, dass sie den letzten Gedanken laut ausgesprochen katte.

»Du warst Miro schon immer ein Dorn im Auge«, erklärte der fremde Mann ohne dass sie ihn dazu aufgefordert hätte. »Das letzte lebende Kind seines Bruders. Du kannst ihm den Thron streitig machen, solange er keinen Sohn hat, der sein Erbe antritt.« Er verstummte kurz und fuhr fort: »Direkt nach deiner Geburt suchte er eine Hexe auf, die ihm prophezeien sollte, wie lange seine Herrschaft andauern sollte.«

»Eine Hexe?« Vala sah ihn ungläubig an. »Du meinst eine Strahlenkranke?«

Der fremde Mann nickte länger als es eigentlich nötig gewesen wäre. Er schien über etwas nachzudenken. Schließlich seufzte er. »Ich sollte dir vielleicht von dieser Begegnung erzählen, damit du verstehst, warum dein Leben in Gefahr ist. Hör mir gut zu, Prinzessin.«

»Mein Name ist Vala«, sagte sie trotzig. Ihr gefiel es immer noch nicht, in diesem stinkenden Stall gefangen zu sein, nachdem sie fast gestorben und anscheinend immer noch in Lebensgefahr war.

»Meiner ist Serval«, entgegnete der Mann ruhig. Dann wechselte er in einen leiseren Tonfall und begann nach kurzem Zögern zu erzählen.

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