Pazifik - Verfolgt

By Jugendbuch

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Prinzessin Vala ist die Tochter des vom eigenen Bruder ermordeten früheren Königs. Der neue König, Miro, hält... More

Vorwort
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
36. Kapitel
37. Kapitel
38. Kapitel
39. Kapitel
40. Kapitel
41. Kapitel
42. Kapitel
43. Kapitel
44. Kapitel
45. Kapitel
46. Kapitel
47. Kapitel
Epilog
Nachwort
Fan-Art
Dramatis Personae
Schauplätze
Glossar

Prolog

343 33 70
By Jugendbuch

Hin und wieder hat das Schicksal Ähnlichkeit mit einem örtlichen Sandsturm, der unablässig die Richtung wechselt. Sobald du deine Laufrichtung änderst, um ihm auszuweichen, ändert auch der Sturm seine Richtung, um dir zu folgen.

Haruki Murakami

Die Frau lief nicht nur um ihr Leben. Eng drückte sie das in Tücher eingewickelte Kind an ihre Brust. Ihr Atem ging keuchend. Immer wieder hustete sie und spuckte Blut auf den Boden, das sofort darin versickerte. Zurück blieb nur ein hässlicher, roter Fleck, der jedoch im ockerfarbenen Wüstensand kaum zu sehen war. Sie lief weiter, durfte nicht anhalten. Kein Blick zurück. Sie wollte nicht wissen, wie nah die Verfolger ihr schon waren.

Das Kind in ihren Armen fing an zu weinen, doch sie legte ihm die Hand auf den Mund. In ihrem Gesicht stand ein ungekannter Schmerz. Sie hatte vieles verloren an diesem Tag. Vielleicht zu viel. Wenn sie nur dieses eine Leben noch retten könnte, dieses eine!

Plötzlich ertönten laute Rufe und Schreie hinter ihr. Die Frau drehte sich erschrocken um, riss die Augen auf. Mehrere schwer gerüstete Männer auf Pferden näherten sich ihr. Die Hufe wirbelten gelbliche Staubwolken auf, die gezogenen Schwerter blitzten kurz im Licht der untergehenden Sonne. Es sah aus, als wären sie blutbefleckt. Wie viele Unschuldige waren durch diese Klingen gestorben?

Die Frau schrie auf, als sie stolperte. Sand, überall war Sand. Er drang ihr in die Augen, die Ohren, den Mund. Sie spuckte wieder Blut, hielt sich die schmerzende und schon halb verkrustete Wunde an der Schulter. Blind tastete sie nach dem Kind, das nur wenige Schritt neben ihr lag und laut weinte. Sie hob es auf, hievte sich auf die Beine und rannte weiter. Die Erde unter ihren Füßen bebte bei jedem Galoppsprung, den die Pferde vollführten.

Auf einmal blieb die Frau stehen, blinzelte sich den restlichen Sand aus den Augen und drehte sich um. Die Sonne war nur noch eine rote Kugel am Horizont, vor dem sich undeutlich der Umriss eines einzelnen Berges abzeichnete. Auch die Reiter waren nur noch schwarze Silhouetten vor dem blutenden Licht. Als die Frau anhielt, zügelte der Anführer sein Pferd und bedeutete den anderen dasselbe zu tun.

»Marielle, Marielle«, hob der vorderste Mann an. Seine Stimme klang wie das Knurren eines wütenden Hundes. »Du weißt, dass du nicht gewinnen kannst. Gib uns den Königssohn und wir lassen Gnade über dich walten.«

Die Frau schüttelte den Kopf. Sie drückte das Kind mit einer Hand an sich. Die andere verschwand hinter ihrem Rücken. Der Mann bemerkte das und hob sein Schwert. Die Spitze deutete anklagend auf ihre Brust.

»Ich warne dich nur einmal! Wenn du versuchst, mit einem Messer auf uns loszugehen...«

Plötzlich ertönte ein lautes Donnern. Es schien weit entfernt, wurde jedoch immer lauter. Einige Pferde scheuten und ihre Reiter hatten Schwierigkeiten, sie unter Kontrolle zu halten. Eines der Tiere stieg und warf seinen Besitzer ab, der mit lautem Scheppern auf dem Boden aufkam. Der Anführer fuhr gereizt zu seinen Männern herum, doch als sein Blick gen Norden ging, verwandelte sein Ärger sich in Furcht.

Eine gewaltige Staubwolke kroch auf sie zu. Sie schien den gesamten Himmel auszufüllen. Ein gigantisches, ockerfarbenes Monster, das sich hungrig durch die Landschaft fraß. Es knirschte und grollte wie ein lebendes Wesen. Seine Pfoten zermalmten, sein Atem tötete. Ein heißer Wind schlug ihnen entgegen, raubte ihnen den Atem. Sandkörner zischten vorbei, bohrten sich in ihre Haut. Als der Anführer sich umdrehte, war die Frau verschwunden.

»Rückzug!«, befahl er und hustete. Von einer plötzlichen Schwäche ergriffen ließ er das Schwert auf den Boden fallen und wedelte mit den Händen vor dem Visier seines Helms herum. Sein Pferd riss den Kopf in die Höhe, die Augen panisch aufgerissen, Schaum vor dem Maul. Es versuchte mehrmals zu steigen und kippte dann zur Seite, wobei es den Reiter unter sich begrub. Die anderen waren schon lange zu Boden gegangen.

Nachdem der Sandsturm über die Gefallenen gezogen war und sich nur wenige Meilen südlich aufgelöst hatte, kam ein einsamer Reiter aus Richtung Westen auf die Stelle zugesprengt. Er hielt an, saß ab und schaute sich verwirrt um. Das einzige, was er fand, war ein Schwert, das von den Sandkörnern zu einem unförmigen Klumpen geschliffen worden war.

***

»Der König ist tot! Es lebe der König!«, sollte die Menge rufen, doch im Thronsaal herrschte vollkommene Stille. Selbst das Dienstmädchen, das das Blut von König Witan von den Stufen wischen sollte, traute sich nicht, den Lappen erneut ins Wasser zu tunken, sodass die Pfütze nur zu einer roten Fläche ausgebreitet wurde. Auf dem Silberthron saß ein gerüsteter Mann. Ein blutbeflecktes Schwert war quer über seine Knie gelegt, doch er beachtete es gar nicht. Seine Hände spielten mit einer silbernen Krone, in die ein pechschwarzer Stein eingelassen war. Dieselbe Farbe hatten auch seine Augen – pechschwarz. Man konnte die Pupille kaum von seiner Iris unterscheiden und das machte vielen Angst.

Als das Tor zum Thronsaal aufschwang, zuckten alle Anwesenden bis auf den Mann mit der Krone in der Hand zusammen. Ein einzelner Krieger schritt den ausgebreiteten Teppich entlang bis zu den Stufen und kniete nieder, den Kopf ehrfurchtsvoll gesenkt.

»Sprich«, forderte der Mann auf dem Thron ihn auf.

»Eure Patrouille wurde einige Meilen östlich von hier von einem Sandsturm überrascht, mein König«, sagte der Krieger ohne aufzusehen. »Alle sind tot. Das einzige, was ich von Hauptmann Mbwa finden konnte, war sein zerstörtes Schwert. Ich habe es mitgenommen, damit seine Familie etwas für das Grab hat.«

Irgendwo in der Menge fing eine Frau an, leise zu weinen, doch ein Blick des Königs in ihre Richtung ließ sie sofort wieder verstummen.

»Was ist mit der Hexe?«, verlangte er von dem Krieger zu wissen.

»Vermutlich ebenfalls tot«, erwiderte dieser. »Ich konnte keine Leichen finden, aber der Sandsturm hat nichts übrig gelassen.«

Ein grausiges Lächeln huschte über die dunklen Lippen des Königs. Er hörte auf mit der Krone herumzuhantieren und packte mit der linken Hand das Schwert. Mit schweren Schritten stieg er die fünf Stufen zum knienden Krieger hinab, wobei das Dienstmädchen eilig davonhuschte, um nicht seinen Zorn zu erregen. Die Menge hielt den Atem an, als der König die Waffe über seinen Kopf hob, doch dann senkte er sie wieder.

»Du hast mir gute Dienste geleistet, Serval«, meinte er.

»Es war mir eine Ehre, Euch zu dienen, mein König«, antwortete der Krieger ergeben und regte sich nicht.

»Hiermit ernenne ich dich zum neuen Hauptmann der Garderitter«, verkündete der König und berührte den Mann leicht an beiden Schultern. »Erhebe dich, Hauptmann Serval.«

Der Krieger wuchtete sich auf die Beine. Er überragte den König fast um einen Kopf und als er den Helm abnahm, fielen zu dicken Zöpfen geflochtene, schwarze Haare über seine Schultern. Schweiß stand ihm auf der Stirn und ließ seine dunkle Haut im Schein der Fackeln glänzen. Die Menge im Thronsaal starrte ihn an ohne einen Laut von sich zu geben.

»Jubelt!«, fuhr der König die Menschen an, woraufhin einige anfingen, zögerlich zu klatschen. Seine pechschwarzen Augen funkelten wütend, doch bevor er seinen Zorn an jemandem auslassen konnte, ertönten trippelnde Schritte vom Flur vor dem Thronsaal her. Kurz darauf tauchte eine korpulente Frau auf. Sie trug ein leicht zerlumptes Gewand, das vorne mehrere rote Flecke aufwies. Auch ihre Arme waren bis zum Ellenbogen rot als hätte sie soeben in Blut gebadet. Sie ignorierte die schockierten Blicke der Anwesenden und schritt geradewegs auf den König und den neuen Hauptmann zu.

»Die Königin ist von der Geburt stark geschwächt«, sagte sie ohne sich zu verbeugen. »Ihr hättet König Witan nicht vor ihren Augen töten sollen.«

»Wer bist du, dass du mir Ratschläge erteilst, Bleichgesicht?«, blaffte der König und gab der Frau eine Ohrfeige, die sie zu Boden schleuderte. Als sie aufstand, prangte ein leuchtend roter Fleck auf ihrer hellen Wange. Im Gegensatz zu den Menschen in der Menge hatte sie eine helle, fast weiße Haut. Ihre Augenbrauen zogen sich verärgert zusammen.

»Ich bitte um Entschuldigung, mein König«, presste sie hervor.

Dieser bedeutete ihr mit einer Handbewegung, fortzufahren.

»Die Königin hat dennoch Zwillinge zur Welt gebracht«, berichtete die Frau. »Ein Junge und ein Mädchen.«

Die Lippen des Königs zuckten kurz. Er wog das Schwert in der Hand als würde er überlegen, an wem er es benutzen sollte. Schließlich ließ er es sinken und wandte sich an Hauptmann Serval neben ihm: »Du wirst dich vergewissern, dass die Frau meines Bruders tot und ihr Sohn kurz nach der Geburt gestorben ist.«

Der Krieger verneigte sich, setzte den Helm auf und verließ den Thronsaal. Die hellhäutige Frau hingegen starrte den König fassungslos an. »Ihr werdet die Frau Eures Bruders und Euren eigenen Neffen kaltblütig töten?«

»Einen mehr oder einen weniger, was macht das für einen Unterschied?«, sagte er nur und stieg die Stufen zum Silberthron wieder hoch. Beim Vorbeigehen warf er dem verwischten Blutfleck einen angewiderten Blick zu. »Warum ist das immer noch da?« Sogleich eilte das Dienstmädchen mit dem Lappen wieder herbei und setzte ihre Arbeit fort. Beim Thron angekommen ließ der König sich darauf nieder und musterte jeden der Anwesenden finster. Bei der hellhäutigen Frau, die sich nicht vom Platz gerührt hatte, verharrte er. »Noch etwas, Bleichgesicht?«

Die Frau schien einige Augenblicke mit sich zu ringen, bevor sie den Blick senkte. »Nein, mein König.«

»Gut. Dann bereitet meine Krönung vor.« Er winkte einem der Krieger zu, die die ganze Zeit regungslos am Rand des Teppichs gestanden hatten, und reichte ihm die Krone. »Bewahre du sie solange auf. Du weißt, was dich erwartet, wenn sie morgen nicht mehr da ist.«

»Ja, mein König.« Der Krieger verneigte sich und eilte davon.

Gerade war er verschwunden, als Hauptmann Serval zurückkehrte. Im Gehen wischte er mit einem Tuch das rote Blut von dem Schwert in seiner Hand, das er dann zurück in die Scheide steckte. Das Tuch drückte er der hellhäutigen Frau an die Brust, die es mit zitternden Fingern von sich hielt. Ihre Lippen bebten und sie verließ so schnell sie konnte den Thronsaal.

»Und?«, fragte der König den Krieger. Hauptmann Serval nickte, woraufhin sich ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen des Mannes ausbreitete.

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