SHADOWS

By danaovem

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Jade ist die Tochter des örtlichen Polizeichefs. Schon als sie noch klein war hat sie ihren Vater stets nach... More

■VORWORT■
■CAST■
■KAPITEL 1■
■KAPITEL 2■
■SHADOWS PINNWAND■
■KAPITEL 3■
■KAPITEL 4■
■KAPITEL 5■
■KAPITEL 6■
■KAPITEL 7■
■ KAPITEL 8 ■
■ KAPITEL 9 ■
■ KAPITEL 10 ■
■ KAPITEL 11 ■
■ KAPITEL 12 ■
■ KAPITEL 13 ■
■ KAPITEL 14 ■
■ KAPITEL 15 ■
■ KAPITEL 16 ■
■ KAPITEL 17 ■
■ KAPITEL 18 ■
■ KAPITEL 19 ■
■ KAPITEL 20 ■
■ KAPITEL 21 ■
■ KAPITEL 22 ■
■ KAPITEL 23 ■
■ KAPITEL 24 ■
■ KAPITEL 25 ■
■ KAPITEL 26 ■
■ KAPITEL 28 ■
■ KAPITEL 29 ■
• KAPITEL 30 •
• KAPITEL 31 •
• KAPITEL 32 •
• KAPITEL 33 •
• KAPITEL 34 •
• KAPITEL 35 •
• KAPITEL 36 •
• KAPITEL 37 •
• KAPITEL 38 •
•KAPITEL 39•
•LIGHTNING•
•KAPITEL 40•
•DANKSAGUNG•

■ KAPITEL 27 ■

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By danaovem

Es ist 6.
Ich packe noch schnell einige Sachen in meinen Rucksack, von denen ich denke, dass ich sie brauchen werde. Ich plündere alles ersparte, das ich noch finden kann, und habe ein schlechtes Gewissen, als ich meine Spardose für Car's Geburtstag öffne, um mich an dem Geld zu bedienen. Das alles müsste für einige Wochen reichen, hoffe ich.

Dad's Tür zum Schlafzimmer ist zu, als ich durch den Flur schleiche und so leise die Treppe nach unten gehe wie noch nie in meinem Leben. Reena wird durch mich wach. Sie liegt auf dem Sofa, wedelt mit dem Schwanz und sieht mich mit ihren treuen Augen an. Ich schlucke, streichle sie ein letztes Mal. Ich schaue auf mein Handy. GPS schalte ich aus. Ich will nicht gefunden werden. Ich darf nicht gefunden werden. Für Caroline hinterlasse ich einen kurzen Brief in ihrer Schultasche, die auf ihrem Stuhl am Esstisch steht.
Ich nehme mir meinen Schlüssel vom Schlüsselbrett, verschwinde wie ein Geist durch die Haustür und lasse diese still ins Schloss fallen. Meine Augen haben sich längst an die Dunkelheit gewöhnt.

Neben meinem Auto sehe ich ihn stehen.
Er lehnt an der Beifahrertür, lässig und ruhig, obwohl oben im Haus der Cop schläft, der einen Haftbefehl auf ihn erlassen hat.

"He-"

"Lass uns fahren.", brummt er leise. Er steigt sofort in den Wagen, nachdem ich aufgeschlossen hab. So, als würde er so wenig mit mir sprechen wollen wie möglich.

Ich setze mich hinters Steuer, den Rucksack werfe ich auf den Rücksitz, wo auch noch meine Handtasche liegt. Ich hab sie schon gestern Abend ins Auto gepackt. Wir fahren vom Hof, und im Rückspiegel sehe ich in Caroline's Zimmer ein Licht an gehen. Sie hat wegen dem Stein keine Fragen mehr gestellt. Ich hab ihr gesagt, dass das nur ein blöder Scherz war, und sie hat mir das zwar kein bisschen geglaubt, aber das Thema gut sein lassen.

Wir fahren am Haus der Gallerways vorbei, als ich frage: "Musik?"

"Nein", brummt er wieder. Er sieht zum Fenster raus.

"Was ist mit dir?"

"Nichts"

"Du lügst"

"Kannst du einfach deine Klappe halten?", zischt er nun. Ich sehe auf seinem Unterarm dort eine Kruste, wo er gestern noch geblutet hat. "Das hier ist kein Ferienausflug mit guter Laune."

"Das weiß ich auch."

"Dann versuch nicht, das alles aufzuheitern."

In Ordnung...

Er sitzt die Fahrt über still. Ich weiß nicht genau, wohin wir fahren, ich weiß nur, dass wir schon eine Weile unterwegs sind, als er sich wieder zu Wort meldet.

"Wir müssen dein Auto lackieren lassen."

"Niemand lackiert mein Auto."

Er säufzt laut. Wir halten an einer Ampel.
"Willst du, dass nach deinem roten Auto gesucht wird? Das Ding ist ein fahrender Feuerlöscher." Ich sehe zu ihm. Seine Augen starren mich von der Seite aus an. Keine Emotionen in ihnen. "Es muss lackiert werden."

"Na bitte", werfe ich meine Hände geschlagen hoch. Seine greifen nach meinem Handy.

"Es gibt da einen Laden hier in der Gegend, der so etwas macht...", er scrollt auf und ab, dann dreht er mir mein Handy entgegen. Irgendeine Autowerkstatt oder so. "Ist 10 Minuten von hier."

"Weißt du, wie viel das kostet?", frage ich. Er öffnet seinen Mund. "Ich will keine Antwort darauf, das kostet eine Menge. Und ich hab nicht genug Geld dafür."

"Dann müssen wir ein Auto klauen."

Die Ampel springt auf grün.
"Wir klauen kein Auto."

Er fasst sich an die Stirn.
"Dann sind wir beide geliefert."

Ich biege an einem Kreisverkehr, fahre in der dritten Ausfahrt raus und nehme den direkten Weg aufs Land, wo die Polizei nicht so stark vertreten ist. Bloß Wiesen und Felder, Kühe und Pferde und Schafe.

"Wenn wir hier ein Auto klauen, ist das weitaus unauffälliger.", argumentiere ich, nach dem er sich darüber aufregt, wieso ich aufs Land fahre.

"Wenn wir hier ein Auto klauen, bemerkt das wahrscheinlich jemand genau so schnell wie eine fehlende Kuh auf der Weide."

Der Weg wird holpriger, die Schlaglöcher größer und meine Sehnsucht nach zu Hause klettert mir mein Inneres hoch. Ich versuche sie immer wieder zu verschlucken, aber sie überlebt diese Versuche.

"Ich will mein Auto nicht hier zurücklassen."

"Das war dein Vorschlag, du wolltest mitkommen."

"Weil ich dir helfen will!"

"Ich will deine Hilfe aber nicht!"

Ich drücke so ruckartig auf die Bremse, dass er im Sitz gegen seinen Gurt fliegt und sich den Kopf an der Lehne anhaut.

"Du bist ein Arschloch, weißt du das?" Stur sieht er geradeaus. Er schaut mich nicht mal an. "Ich will dir helfen, riskiere meine Zukunft für deine, und du hast nichts besseres zu tun als mir zu sagen, dass ich meine Klappe halten soll, dass du meine Hilfe nicht willst und dass ich selber schuld an allem bin?!"

Er schnallt sich ab.

"Tu nicht so unschuldig, du weißt genau, dass du nicht hier bist, weil ich dir ach so wichtig bin!"

"Ach nein?!"

"Nein!", er wirft mein Handy auf den Rücksitz. "Du bist hier, weil du vor deinem zu Hause wegläufst! Weil du Streit mit deinem Vater hast, weil du wütend auf Jake bist, da du ihn noch liebst, und weil dich alles in dieser Stadt eigentlich abfuckt! Du hast mich nur in dein Leben gelassen, weil du Abenteuer gesucht hast!"

"Vergisst du die Sache mit dem Mord?! Dass jemand mich in seine Finger kriegen will?!"

"Diese Person kriegt dich in seine Finger ganz egal wo du bist! Wenn dich jemand töten will, dann tötet er dich, scheißegal auf welchem beschissenen Planeten du dich befindest!", schreit er. "Du bist nicht wegen mir hier, sondern weil du die Schnauze voll hast von deinem Leben, und du kannst mir noch so oft sagen, dass das eine dreckige Lüge ist - Ich weiß, dass das die Wahrheit ist!"

Er steigt aus, knallt die Tür zu und dreht sich draußen vom Auto weg.
Das kann doch nicht sein Ernst sein. Vom Himmel kommen dicke Regentropfen, als ich auch noch aussteige, und ein Regen wie im Film platzt über uns herein. Er rührt sich nicht von der Stelle, bleibt stur wie ein Esel am Auto stehen - starrt auf ein Maisfeld hinaus.

"Steig wieder ins Auto.", murmelt er, als ich mich neben ihn stelle. Seine Haare fallen ihn nass auf die Stirn. Tropfen bilden sich auf seinen langen Wimpern.

"Sag mir nicht was ich tun soll."
Ich sehe auf den Mais. In dem Feld könnte sich jemand verlaufen. Er schüttelt seinen Kopf, sagt aber nichts weiter. Seine Augen schauen dabei zu, wie der Wind den Mais hin und her wippt. Er atmet in kraftvollen Zügen. Die Schatten unter seinen Augen sind im Morgengrauen deutlich zu erkennen, wahrscheinlich hat er die Nacht kein Auge zu gemacht.

"Dad hatte recht. Ich bin wie meine Mutter."
Ich bin genau so anstrengend wie sie, genau so nervtötend, selbstsüchtig, egoistisch, engstirnig, stur, und ich kann mir nicht eingestehen, dass Tj mit den Dingen, die er gesagt hat, richtig lag. Denn es stimmt. Ich bin hier, weil ich vor meinen Problemen davon laufe.
"Und ich bin genau so abgehauen wie sie."

Er schweigt eine Zeit lang, in der wir triefend nass werden. Mein Körper beginnt zu zittern und der starke Regen wandelt sich langsam in einen leichteren um.

"Wenn ich ein normaler, langweiliger Typ wäre, der BWL studiert und aus einer stinknormalen Familie kommt, dann würdest du dich einen Dreck für mich interessieren. Dann wärst du bei Jake, noch immer, und würdest dich von ihm ficken lassen, auch wenn dich das alles unglücklich machen würde."

Ich will ihm sagen, dass er unrecht hat, aber das hat er nicht. Er hat recht. Er hat absolut recht, und das schockiert mich selbst am meisten.

"Vermisst du ihn?"

"Nein"

"Okay", sagt er trocken. Seine Augen sehen mich wieder nicht an.
Ich berühre seinen Arm, er zuckt weg.

"Ich will ihn eher umbringen, als dass ich ihn irgendwie vermisse. Ich vermisse manche Dinge, die schön waren, aber ich vermisse ihn nicht."

"Okay", sagt er wieder. "Ich kenne deine Mutter zwar nicht, aber du bist bestimmt nicht wie sie."

"Doch", atme ich aus, "- bin ich. Das, was du gesagt hast, stimmt. Aber das heißt nicht, dass du mir egal bist. Du bist mir nicht egal. Ich wollte nicht, dass du gehst, und lieber bin ich hier, als da ohne dich."

Meine eigenen Worte überrennen mich. Er dreht seinen Kopf in meine Richtung, seine hellen Augen sehen mich an diesem frischen Morgen an, wie sie mich noch nie zuvor angesehen haben, und das könnte genug für mich sein. Dieses Strahlen, das er nicht einmal bemerkt, könnte genug für meine Welt sein.
Seine Finger umfassen meinen Kiefer. Sein Daumen streicht Wasser aus meinem Gesicht, und ich bin mir nicht sicher, ob er Regen oder Tränen wegwischt. Er sieht zu mir runter, und ich würde in seine Augen schauen, selbst wenn die Welt untergehen würde. Ich würde mehr für ihn tun als ich selbst glaube, als er mir je glauben würde.

"Du zitterst..", sagt er leise.
Ich nicke.
"Wir müssen eine Unterkunft finden. Zumindest, bis wir einen vernünftigen Plan haben."
Wieder nicke ich.

÷÷÷

Außerhalb der Bauerschaft, durch die wir gefahren sind, finden wir ein Hotel, das jedoch weniger nach Hotel, und mehr nach Ferienwohnung für ein paar Euro die Nacht aussieht. Mein Auto parken wir die Straße runter. Diese Ortschaft, in der wir uns jetzt befinden, ist so winzig, dass ich kaum glauben, dass man hier je von Tj auch nur gehört hat. Noch dazu bezweifle ich, dass man seinen Haftbefehl an das Fernsehen weitergegeben hat.
Er lehnt an dem Tresen, hinter dem ein älterer Mann auftaucht, auf dessen Namensschild Leroy steht.
Ich bin mir für einen Moment nicht mal sicher, ob das überhaupt ein Name ist.

"Guten Morgen", sagt dieser Leroy so monoton, dass es auch hätte ein Roboter sagen können. Seine Augen sind nur zur Hälfte offen, und sein Gesicht hat mehr Falten als das Sofa meiner Oma.
Tj beäugt ihn, stellt meinen Rucksack und seine Tasche auf dem dunkelroten Teppichboden ab, und kratzt sich am Bart. "Was kann ich für Sie tun?"

"Wir hätten gerne ein Zimmer für...-", er sieht mich an, dann wieder zu Leroy, "- eine Nacht"

"Doppel- oder Einzelbett?" Leroy kann einem Roboter echt Konkurrenz machen.

"Doppel", antwortet Tj knapp. Er schaut auf seine Hände.

"45", sagt Leroy. Er streckt seine knochige Hand aus, wackelt dabei mit seinen dürren Fingern, und wirkt wie eine Vogelscheuche, der man etwas Lebendigkeit eingeflößt hat. Ich fische mir meine Geldbörse aus der Hosentasche. "Danke", sagt Leroy danach kurz, tippt was in die klapprige Kasse ein, die ein nerviges Piepen von sich gibt, und verschwindet in einem hinteren Zimmer, dessen dunkle Holztür ein fettes PRIVAT Zeichen trägt.

Es dauert einige Minuten, in denen wir uns in der Lobby umschauen, die gruselig verlassen ist, bis Leroy mit einem Schlüssel zu uns kommt, der ebenso alt aussieht wie das Gebäude zu sein scheint. Ein Windzug von draußen bringt alles hier drinnen zum pfeifen.

Wo zur Hölle sind wir überhaupt?

Tj nimmt den Schlüssel aus Leroy's Hand, widmet mich eines Blickes, nimmt unsere Sachen und geht dann zu der Treppe, die ebenfalls diesen dunkelroten Teppichboden trägt. Auf dem Schlüssel steht die Nummer 13. Zimmer 13.

"Leroy war merkwürdig."

"Wer?", höre ich Tj sagen, als wir die Treppe hinauf gehen.

"Der Mann vom Empfang."

"Du hast seinen Namen gelesen?"

"Ja, du nicht?"

"Mach ich nie." Wir gehen einen langen Flur entlang, wo die Zahlen nach hinten hin steigen. "Kommt dir das hier auch vor wie in einem schlechten Horrorfilm?"

"Ja..." Nummer 9, 10. 11...

"13", sagt er und bleibt stehen. Er schließt auf, und das Zimmer ist überraschender Weise weder hässlich, noch gruselig, noch spukt es darin. Es sieht ganz hübsch aus bei der morgendlichen Sonne.
Als ich die Tür zum Bad sehe, dahinter die offene Dusche, bibbert mein gesamter Körper.

"Wie gemütlich", sagt er sarkastisch. Die Sachen wirft er auf das Doppelbett, das trotzdem nur knapp für zwei Leute gemacht wurde. Seine nassen Sachen kleben an ihm, so wie meine an mir.

Ich lasse meinen Geldbeutel auf dem Tisch liegen, der sich neben dem Bett befindet. Alles hier sieht zwar ulkig aus, aber trotzdem irgendwie gemütlich.

"Ich brauch eine warme Dusche.", sage ich, hole mir meine Sachen aus meinem Rucksack.

"Ich auch"

"Mhm"

Ohne ein weiteres Wort verschwinde ich ins Badezimmer. Die Tür schließe ich langsam, aber von ihm kommt kein Wort mehr. Ich höre ihn bloß wieder seufzen. Laut hörbar.

Die Dusche tut mir so gut. Sie wärmt mich auf.
Und als ich mit nassen Haaren aus dem dampfenden Bad komme, sitzt jemand noch immer frierend auf dem Bett. Seine Haare sind mittlerweile immerhin wieder trocken, doch der Rest seiner Kleidung nicht. Er sieht mich an, aber es ist, als würde er durch mich hindurch schauen.

"Du brauchst 20 Minuten zum duschen?"

Ich zucke mit den Schultern.

Er steht auf, sein Gesicht grimmig und provokant. Vor mir, nur Zentimeter von mir entfernt, zieht er sich seine Sachen aus. Seine Hose - am Boden. Sein Oberteil - wirft er in eine Ecke. Seine Boxershorts - weg. Splitterfasernackt steht er nun vor mir, sieht in mein Gesicht, das hochrot anläuft, und hebt dabei eine Augenbraue.
Ich schlucke.

"Was ist? Mach ich dich nervös?"

"Nein"

"Das hast du alles schon mal gesehen." Er geht einen Schritt nach hinten. "Und gespürt." Und bewegt sich zum Badezimmer. Ich sehe auf seinen nackten Rücken und die dort befindlichen Muskeln, die deutlich zu erkennen sind. Bevor er die Tür schießt, sagt er laut: "Du bist nicht nur wegen dir mitgekommen. Du bist in mich verknallt und denkst, ich würde das nicht merken."

"Ich bin nicht-"
Die Tür fällt zu.

× × ×

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