"Hallo Prinzessin", Riccardos Augen funkelten.
"R-riccardo...was tust du hier?"
"Ich darf doch rein, oder?", ohne die Antwort abzuwarten, lief er hinein.
Mia! Mach was!
"Riccardo verdammt! Du musst hier raus! Meine Mutter schläft, was ist wenn-"
"Shh", er legte den Finger auf meine Lippe, "Mia, Mia", er schüttelte genießend langsam den Kopf, "wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich alles sehe, was du tust?"
Wir standen im Flur. Meine Finger kribbelten, meine Handinnenflächen wurden ganz feucht.
Meint er Léon?
Ja, er meint Léon.
Er hat dich hundert Prozent erwischt.
"Du bist so sexy", seine Stimme war heiser und er nahm eine Haarsträhne von mir zwischen seinen Fingern, "aber jede Missachtung hat seine Konsequenz."
"Okay, okay. Ist gut. Hab es verstanden. Bitte geh jetzt."
Er warf den Kopf in seinen Nacken und grinste die Decke an. Dann blickte er wieder zu mir: "Wieso? Ich will deinen Gast noch grüßen."
Ohne Vorwarnung lief er schnurstracks ins Wohnzimmer. Mein Kopf läutete Alarm. Wie eine Irre rannte ich ihm hinterher und fuchtelte wild mit den Händen.
"Bitte", formte ich verzweifelt mit den Lippen.
Er genoss es, und wie er es genoss. Er lief um die Couch herum und beugte sich weit runter zum schlafenden Léon.
"Ich will, dass du bei mir wohnst. Du bewegst dich dann, wenn ich es will. Verlässt die Unterkunft, wenn ich es erlaube", sprach er heiser, "also frage ich dich: Kommst du mit?"
Ich schüttelte beängstigt den Kopf.
Er stellte sich wieder aufrecht hin und sah zu den Lamingtons. Skeptisch. Kurz verlor er sich darin.
Dann senkte er den Blick auf seine Waffe. Mit immer noch gesenktem Kopf, schauten seine Augen auf zu mir und blitzten auf. Sein Lächeln war angsterregend.
Er wird ihn töten.
Er wird ihn wahrscheinlich jetzt töten.
Riccardos Hand wanderte zu seiner Waffe, er behielt den Augenkontakt zu mir bei.
"Das war die falsche Antwort, Prinzessin", er holte die Waffe heraus und das Klick an der Pistole verriet mir, dass er sie entsichert hatte.
Mein Puls stieg an.
Jetzt.
Genau jetzt wird er es tun.
Erde an Mia!
Tu verdammt nochmal was!
Mit laut klopfenden Herzen, das er wahrscheinlich bis zur anderen Seite der Couch hörte, schmiss ich mich auf die Knie. Meine Augen füllten sich mit Tränen: "Du hast gewonnen! Bitte! Du hast gewonnen, Riccardo. Ich mache was du willst!", flüsterte und schluchzte ich zugleich. Sein Lächeln verblasste, er lief aggressiv auf mich zu.
Ich wollte wegrennen. Die Treppen hoch, Hauptsache so weit weg von Léon wie möglich. Aber oben schlief meine Mutter, das war genauso ein Risiko. Vorsichtig rappelte ich mich auf. Ich wollte nicht kleiner wirken, als er. Und langsam schlich ich mich weg, je näher er versuchte an mich ran zu kommen. Ich war das Schaf und er der Löwe.
"Bleib wo du bist", flüsterte er.
"Fick dich", erwiderte ich.
"Achso?", er strahlte angetan, "wenn du wegrennst, werde ich hier keinen am Leben lassen. Weder deinen verfickten Ärztefreund, noch deine kleine zerbrechliche Mutter."
Und da hatte er mich. Ich rührte mich nicht. Ich wich nicht aus, ich klebte an der Wand.
Langsam lief er auf mich zu, seine Augen wanderten zu meinem Körper hinunter. Er leckte sich über die Lippen: "Wie konnte mir das hier entgehen?"
"R-riccardo."
Schließlich stand er vor mir. Sehr nah vor mir, ehrlich gesagt. Er richtete den Lauf der Pistole unter meinem Kopf an meinem Hals und übte gehörigen Druck aus.
"Scheiße, ich will dich grad einfach nur...scheiße..."
Mein ganzer Körper zitterte. Meine Knie waren weich wie Pudding.
Wie konnte er es schaffen in mein Haus einzudringen? In mein Territorium? Und all meine Liebenden zu bedrohen, ohne, dass sie es überhaupt wussten?
Er hatte mich in der Hand. Und mich binnen einer Woche so aufgeknackt, wie ich es nie vermutet hätte.
Eine Träne kullerte meine Wange herab und landete auf dem Boden. Seine Augen verfolgten sie und sein Mund näherte sich meinem Ohr.
"Bist du mir jetzt ergeben 'Liebling'?
Das hat Andrès immer gesagt.
Mia, steh auf.
Erwache aus dem Traum.
Das sagte Andrès immer zu dir!
Ich kniff die Augen zusammen, biss mir auf die Lippen. Ich wollte schreien, oder rennen. Eins von beidem.
Sein Atem streifte meine Wange: "Oder war das 'tesoro'?"
"Du...kannst mich mal", quetschte ich leidend hervor.
"Genau, mach weiter, Mia. Das turnt mich nur an. Du schaufelst dir gerade nämlich dein eigenes Grab."
Ich hörte Léon, wie er sich auf der Couch bewegte. Er nuschelte etwas und raubte uns beiden kurz die Konzentration. Die Situation ergriff ich und ich rannte davon. Erst Richtung Treppe, aber das war eine schlechte Entscheidung. Ich raste daran vorbei und auf die Haustür zu, wollte sie gerade öffnen, da packte mich Riccardo an den Haaren und mit einem starken Ruck riss er mich zu Boden. Ich winkelte die Beine an, versuchte mich auf den Händen zu stützen, aber er schmiss sich auf mich und hielt mir beide Arme fest.
"Du kleines Miststück."
Ich flennte und wimmerte unter seiner Kraft, aber keine Chance. Er war zu stark und ich? Ich war in die Falle des Löwen geraten.
"Weißt du, das wäre jetzt mein Los gewesen. Jetzt gerade würde ich dich dafür sowas von bestrafen. Dich so hart ficken, dass du darum bettelst, meine Gnade zu erhalten. Erinnerst du dich? Meine Gnade war dir vor wenigen Tagen noch scheißegal."
Seine Augen durchbohrten meine und ich kämpfte unter ihm um Befreiung. Je mehr ich mich allerdings versuchte zu lösen, umso fester drückte er meine Arme in den Boden: "Scheiße, wieso tust du das nur?", er presste die Lippen zu einer schmalen Linie und sah weg. Ganz so, als würde er grad mit sich selber kämpfen.
Dann sprang er auf, riss mich zu sich: "Kommst du jetzt, oder nicht?!", fauchte er.
Ich nickte benommen mit dem Kopf.
Dann packte er mich an mein Handgelenk und zog mich die Treppen hoch.
Was hat er vor?!
Er lief in mein Zimmer, beinahe, als wüsste er genau, wo es sich befindet. Setzte sich auf das Bett, stützte die Arme auf den Knien ab. Die Waffe immer noch in der Hand, zeigte er damit auf meinen Schrank: "Pack dein Koffer."
"Riccardo", meine Augen weiteten sich.
"Ich wiederhole das nicht."
Ich schmiss mich auf den Schrank und packte alles in Rekordzeit ein. Dann lief ich ins Badezimmer und packte den Rest in eine Kosmetiktasche rein. Ich wollte alles tun, damit dieser Perversling so schnell wie möglich mein Haus verlassen würde.
Als ich meinen kleinen Koffer schließen wollte, bemerkte ich zu spät, dass er zu voll war. Riccardo näherte sich mir und drückte mit einer Leichtigkeit den Koffer zu. Schweigend zog ich die Reißverschlüsse zueinander. Er nahm den Koffer und wir liefen leise die Treppen hinunter.
Shit. Ich habe hier unten keine Jacke, weil ich den Garderobenständer für die Gäste frei gemacht hatte.
"Ich habe meine Jacke vergessen."
"Spielt keine Rolle."
"Riccardo-"
Aber zu spät. Er zog die Tür auf und eine kalte Briste erfasste mich. Ich zuckte vor Kälte zusammen und wagte den ersten Schritt hinaus.
Er sah sich über die Schulter, merkte, wie ich zitterte. Aber lief stumm weiter. Er öffnete den Kofferraum und schmiss meinen Koffer hinein. Dann lief er um den Wagen herum wieder zu mir, die am Bordstein stehen geblieben war. Wie erstarrt. Ich hatte die Arme zu meiner Brust gezogen und versuchte mir so viel Wärme wie möglich zu verschaffen.
Was passiert jetzt?
Er zog sich den Sakko aus und legte ihn über meine Schulter. Wie entgeistert sah ich ihm nach. Er war total konzentriert in dem was er tat. Ganz die Ruhe selbst. Als wäre er in eine andere Welt eingetaucht. Er zog die Ärmel zusammen, gab sie mir in die Hand. Dann öffnete er die Wagentür und wartete, dass ich einstieg.
Was passiert jetzt?
Völlig perplex setzte ich mich hinein. Mich erfasste ein Geruch nach 'neuem Wagen', vor mir tanzten edle Lichter des Armaturenbrettes auf und das Display wartete auf eine Bedienung.
Er lief um den Wagen herum. Ließ sich auf den Sitz gleiten, schloss die Tür und drückte auf Vollgas.
Was, zur Hölle, passiert jetzt?
So, meine honeyboos. Schlafenszeit! Buona notte!
xoxo
P.S.: Gibt es einen speziellen Wunsch eurerseits?
Und noch eine kurze Frage: Andrès oder Riccardo? **lol
~Mirina