SHADOWS

By danaovem

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Jade ist die Tochter des örtlichen Polizeichefs. Schon als sie noch klein war hat sie ihren Vater stets nach... More

■VORWORT■
■CAST■
■KAPITEL 1■
■KAPITEL 2■
■SHADOWS PINNWAND■
■KAPITEL 3■
■KAPITEL 4■
■KAPITEL 5■
■KAPITEL 6■
■KAPITEL 7■
■ KAPITEL 8 ■
■ KAPITEL 10 ■
■ KAPITEL 11 ■
■ KAPITEL 12 ■
■ KAPITEL 13 ■
■ KAPITEL 14 ■
■ KAPITEL 15 ■
■ KAPITEL 16 ■
■ KAPITEL 17 ■
■ KAPITEL 18 ■
■ KAPITEL 19 ■
■ KAPITEL 20 ■
■ KAPITEL 21 ■
■ KAPITEL 22 ■
■ KAPITEL 23 ■
■ KAPITEL 24 ■
■ KAPITEL 25 ■
■ KAPITEL 26 ■
■ KAPITEL 27 ■
■ KAPITEL 28 ■
■ KAPITEL 29 ■
• KAPITEL 30 •
• KAPITEL 31 •
• KAPITEL 32 •
• KAPITEL 33 •
• KAPITEL 34 •
• KAPITEL 35 •
• KAPITEL 36 •
• KAPITEL 37 •
• KAPITEL 38 •
•KAPITEL 39•
•LIGHTNING•
•KAPITEL 40•
•DANKSAGUNG•

■ KAPITEL 9 ■

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By danaovem

Luke Gallerway das Bisschen Vertrauen zu geben, um mit ihm zu dem Bach zu gehen, an dem wir als Kinder immer waren, kostet mich Überwindung. Zuletzt war ich hier, da war ich 12.
Luke war 14.
Es fühlt sich an, als sei es eine Ewigkeit her. Wahrscheinlich, weil es das auch ist. Eine halbe Ewigkeit voller Probleme ist vergangen, seit wir zuletzt hier waren. Eine Ewigkeit voller Probleme, Liebe und noch mehr Problemen.

Wir gehen einen kleinen Hügel hoch, der sich an dem Rand von dem großen Spielplatz befindet. Dahinter erstrecken sich etliche Bäume in die Höhe, die genau in dem Abhang sitzen, der hinter dem kleinen Hügel wieder ins Ebenerdige geht. Unten, abgeschottet und sicher, befindet sich der Bach, der für uns früher wie ein kleines Paradies war. Wir haben keine Hausaufgaben gemacht, wir haben unsere Sommertage hier verbracht. Nicht etwa zu Hause, sondern hier. 6 Wochen lang. Tag ein, Tag aus. Wir haben Eis gegessen, Wassermelone, gespielt, alles mögliche. Manchmal waren wir bis Mitternacht hier. Es war die Zeit, in der Mom uns verlassen hat. Ich hab Ablenkung und Freunde gebraucht, und hier hatte ich beides. Es gab Abende, da hat mein Vater eine Polizeistreife geschickt, um mich von hier nach Hause zu holen.
So viele Erinnerungen hängen an diesen Bäumen, diesem Wasser, diesem sandigen Boden voller Leben.

Luke hält sich an einem Baum fest, geht vor. Dann rutscht er mit seinen Füßen über den Boden zum nächsten Baum, so wie er es früher immer gemacht hat. Kurz erinnere ich mich an den frechen Jungen, der mich und seine Schwester damit immer in Sorge gebracht hat.
Ich stehe noch oben auf dem Hügel, während Luke schon unten am Bach steht und sich nach mir umdreht. Seine belebten Augen sehen zu mir hoch. Seine Unterlippe fängt das Piercing ein, das dort ruht.

"Kommst du?!", ruft er nach oben. Ich drehe mich kurz zu dem Spielplatz um, auf dem keine Menschenseele ist. Der Fußballplatz ist mit dünnen Baumstämmen abgetrennt, auf denen wir früher balanciert sind. Alles leer.

Ich trete über die Schwelle, rutsche den kleinen Abhang runter und halte mich nicht an Bäumen fest, um zu stoppen. Ich unterschätze den Schwung, den ich mit mir bringe, und wäre unten beinahe auf die Nase gefallen, wenn seine Arme mich nicht gestoppt hätten. Abrupt lässt er mich danach wieder los, tut so als sei nichts gewesen. Er schiebt seine Hände wieder in die Hosentaschen. Seine Augen sehen zu einem Baum hoch, in dessen Rinde die Initialen von irgendwelchen Kindern geritzt wurden.

"Weißt du noch, als ich früher dein Halstuch geklaut hab, auf den Baum geklettert bin und es oben in der Krone festgebunden hab?"

"Mein Vater hätte dich am liebsten getötet."

"Gwen hat vor Sorge angefangen zu heulen." Ein Lachen kommt aus seiner Kehle. Ich sehe ihn an.
Seine Ex-Freundin wurde tot aufgefunden.
Er scheint dennoch okay zu sein...und das beängstigt mich.

"Ich weiß", sage ich. Ich stelle mich unter den Baum, den er früher bis nach oben erklommen hat, und suche in der Krone nach einem blauen Tuch. Es ist wahrscheinlich eh nicht mehr da. Ich sehe zu ihm zurück. Er hat sich auf die Bank gesetzt, die jetzt vor dem Bach steht. Mich würde es nicht wundern, wenn sie heutzutage von Drogenabhängigen zum dealen benutzt wird. "Wie...geht's dir?"

"Wenn ich gut sagen würde, würdest du mich dann mit so was in Ruhe lassen?"

"Ich denke nicht.", antworte ich. Ich setze mich neben ihn auf die schmale Bank.

"Na dann...beschissen.", sagt er.

"Wie lange wart ihr zusammen? Du und..."

"Ein paar Monate, vor ein paar Jahren."

"Hast du sie geliebt?"

"Nein"

Er sieht Sekunden danach zu mir rüber. Seine Augen senken sich auf mein Gesicht, dann auf meine Beine, die in einer blauen Jeans stecken, bis hin zu meinen Stiefeln. Ich sehe zu dem Wasser, um seinen Blick zu entkommen. Ich spüre dennoch das Brennen seiner Augen.

"Wie hat es geendet?"

"Ich hab Schluss gemacht." Seine Stimme vibriert in seiner Kehle, klingt wie eine Erinnerung an die Person, die er mal war. "Es war besser so."

"Hm"

Ich kann mir Luke kaum mit einer Freundin vorstellen. Ich kenne ihn, und doch kenne ich ihn gar nicht. Ich kenne ihn von früher. Wie er immer meinte, eine Freundin wäre etwas für Schwächlinge. Er würde sich niemals abhängig machen wollen, hatte er gesagt.

"Und du? Wie geht's Jacob?"

Jacob.
Luke hasst ihn, genau wie Sammy auch.
Charlie, zur Abwechslung, hat ihn nicht ganz so sehr gehasst wie die beiden.

"Keine Ahnung", zucke ich mit den Schultern. "Wir sind nicht mehr zusammen."

"Du hast also endlich gecheckt, dass er dich betrogen hat?"

Mein Herz rutscht mir in die Hose.
Verdammte Scheiße.

"Und du sagst, ich bin unsensibel."

Er lacht.
"Das hat selbst ein Blinder gesehen. Ich hab mich immer gefragt, wie du das nicht merken konntest. Ironisch, dass dir fast dasselbe passiert ist wie meiner Schwester, findest du nicht?"

"Du meinst, weil er mich betrogen hat..."

"Das-", sagt er, atmet tief aus. "Und weil ich ihn gestern noch mit einem Mädchen gesehen hab. Ich glaube, es war Elena."

"Wellert?"

"Ja", sagt er kühl. Mein Herz sticht.

Es ist ja nicht so, als könnte man Gefühle einfach so ausradieren und löschen. Als könnte man so tun, als ob das alles niemals passiert wäre. Wenn man das könnte, dann würde mir alles vielleicht leichter fallen. Könnte ich meine Gefühle und Erinnerungen löschen, nur um den Herzschmerz, den ich zu ertränken versuche, ein bisschen angenehmer zu machen, dann würde ich es tun. Ganz sicher würde ich das tun. Ich könnte ihn vergessen. Ich würde nicht mehr von ihm träumen, nicht mehr an ihn denken und mir vorstellen, wie wir zusammen über Sachen gelacht haben, die andere nicht lustig fanden. Ich müsste mir nicht vorstellen, wie er auf Partys mit Mädchen flirtet, während ich selbst ausgeschlossen bin. Ich müsse mir nicht ausmalen, wie er sie küsst. Andere Mädchen, eine Menge davon.

"Tut mir leid."

Luke's Augen senken sich auf seine Beine, dann richten sie sie auf den Bach. Seine Augenfarbe ist klarer als die vom Wasser, ist heller. Seine langen Wimpern, geschwungen und dunkel, umrahmen diese Farbe wie der Rahmen ein Bild. Er kramt eine Zigarette aus seiner Jackentasche, die er sich ohne zu fragen mit einem dunkelblauen Feuerzeug anzündet. Den Rauch bläst er in die Luft. Vergiftet damit dieses Stück Natur, aber das ist ihm gleichgültig. So gleichgültig, wie es auch mir gerade ist. Solche Sorgen haben in meinem Kopf keinen Platz. Sie sollten es wahrscheinlich, haben sie aber nicht.
Elena Wellert war oft das Mädchen, mit dem Ich verglichen wurde. Ja, sie war dafür bekannt, dass sie mal diesem Kerl namens Sven Schmerzen bereitet hat, aber sie war auch dafür bekannt, dass sie im Cheerleading-Team war. Dass sie gut darin war. Sie wurde sogar mit Gwen verglichen. Sie war in dem Team, in dem auch Gwen war, und ständig hieß es, dass Elena in dieser einen Sache wie ich war, in der andere war sie aber wie Gwen.
Manchmal verwechselten uns Lehrer, obwohl sie nicht in meine Klasse ging. Lehrer dachten, ich sei sie, und ich finde das bis heute komisch, da ich Elena kein Stück kenne.

"Manchmal wollte ich ihn umbringen, weil er meiner Schwester weh getan hat.", murmelt Luke neben mir. Er klopft die Asche an der Bank ab. "Und dann hab ich wieder gedacht, dass es das nicht bringt. Ja, er hat meiner Schwester weh getan und er ist ein verdammtes Arschloch, aber am Ende bin ich dann der, der im Knast landet."

Das Gesicht von Tj kommt mir wieder in den Sinn.

"Ich hätte es dir sagen sollen."

"Wieso hast du es nicht?"

"Wäre das nicht komisch gewesen? Wir haben jahrelang nichts miteinander zu tun, und dann tauche ich bei dir auf und sage dir, dass dein Freund, der der Ex-Freund meiner Schwester ist, mit der du gut befreundet warst, dich betrügt. Du hättest mich für verrückt gehalten."

Er wirft die Zigarette auf den Boden, tritt sie mit seinem Fuß aus. Ich sehe dabei zu, wie die Glut immer weiter erlischt. Nur ein Stummel bleibt übrig.

"Das hätte ich.", sage ich leise.
Ich stehe auf, um mich weiter umzusehen. Dieser Ort ist nicht mehr wie früher. Er ist einsamer, weniger Leben haust hier. Man hat nicht mehr das Gefühl, dass schallendes Kinderlachen einen erfreut, sondern bekommt das Gefühl, dass dies die Heimat von Druffis geworden ist. Dass man bloß ein Gast ist. Jemand, der nicht erwünscht ist.

Ich gehe von Baum zu Baum, entlang des Abhangs und gefolgt von Luke, der meinen Namen immer wieder ruft, aber keine Reaktion bekommt. Er folgt mit seiner großen Gestalt meiner kleinen, sitzt mir im Rücken wie eine Zecke. Ich komme an einen Zaun an, der sich an dicken Tannen entlang zieht, die eine Art Tunnel bilden. Ich weiß noch von früher, dass man so auch zu dem Fußballplatz kommt, und genau dort lande ich auch. Ich trete aus dem Dickicht von Tannen, stehe neben dem Tor des Platzes, dessen Sand weicher ist als in meiner Erinnerung. Luke kommt mit eingezogenem Kopf hinter mir hinaus, erstreckt sich in der Freiheit wieder in seiner vollen Größe. Seine Augen scannen den Platz, dann landen sie auf mir.
Er öffnet den Mund, um was zu sagen, aber ich gehe zu den Baumstämmen rüber, um wie ein Kind darauf zu balancieren. Sie enden am anderen Ende vom Platz, wo Hügel um Hügel eine Spielfläche für Mountainbikes bieten. Wo eine dicke Eiche sich in den Himmel streckt, und daneben eine Rutsche mit angebautem Holzhaus ihren Platz findet.
Ich halte mein Gleichgewicht, bevor ich langsam zu balancieren beginne. Luke läuft neben mir her. Seine Schritte viel zu groß für meine kleinen.

"Du hast dich nicht verändert.", sagt er. Seine Stimme klingt zu klein für die Größe seiner selbst. Maskulin, dennoch zu klein.

"Doch", antworte ich konzentriert. "Hab ich"

Er schüttelt lachend den Kopf, lässt mich damit schwanken, weil es mich ablenkt. Ich schaue zurück auf den Baumstamm, der in einen anderen übergeht, und laufe weiter.

"Du hast dich verändert.", erwidere ich.

Er geht ein Stück voraus, dann bleibt er stehen. Wartet, bis ich bei ihm bin, und dann geht er wieder weiter. Mein Herz klopft wild in meiner Brust, was weniger an dem Balancieren liegt. Es liegt an ihm.
An dem Blick, mit dem er mich auf seine eigene Art ansieht. An seinen Zähnen, die sein Lippenpiercing einfangen. Wie er sich auf die Unterlippe beißt, aber genau weiß, wie das wirkt.

"Ich verändere mich täglich. Man ist nie dieselbe Person, die man einen Tag zuvor war."

"Dann kannst du mir nicht sagen, ich hätte mich nicht verändert." Ich breite meine Arme aus, um mein Gleichgewicht zu halten, und laufe dann wieder weiter, nachdem ich bei ihm angekommen bin.

"Touché", lacht er.

Er stellt sich vor das Ende des letzten Baumstammes, den ich nach einer kurzen Zeit des konzentrierten Schweigens erreicht habe. Ich halte inne, bleibe vor dem Ende stehen. Ich lege meine Hände auf seinen Schultern ab, und obwohl ich auf einer Erhöhung stehe, bin ich noch immer einige Zentimeter kleiner als er. Seine Hände berühren meine Hüfte, die er einfach nur festhält während wir uns ansehen. Seine Augen könnten mich ertrinken lassen, und das Kind in mir, das heimlich mal für ihn geschwärmt hat, würde das wahrscheinlich hemmungslos zulassen.
Die Erwachsene in mir aber nicht.

"Du hast David gefunden, stimmt's? Zusammen mit Cederic?"

Cederic hat erwähnt, dass seine Freunde David aus dem Wasser gezogen haben, aber nie hat er gesagt, dass Luke dabei war. Niemand hat jemals erwähnt, dass Luke dabei war. Luke war angeblich David's bester Freund. Die beiden haben wohl immer wieder mit Jake getrunken, haben zusammen gefeiert und Mädchen aufgerissen.

Irgendwas stimmt hier nicht...
Wieso will Luke Jake eine reinhauen und ihn umbringen, trinkt aber mit ihm?
Wieso wurde nie erwähnt, dass Luke David gefunden hat? Seinen besten Freund?
Wieso hat Jake behauptet, David nicht gekannt zu haben?
Wieso sollte Cederic mit David's besten Freund Luke abhängen, wenn Cederic und David mal sehr gute Freunde waren, sich aber auseinander gelebt hatten?
Und wie, zur Hölle, passt Tj in diese Geschichte?

Das alles stimmt vorne und hinten nicht!

"Wieso willst du das wissen? Dein Vater ist zwar ein Cop, aber ich hab meine Aussage schon gemacht." Seine Hände schweifen von meinem Körper ab. Meine Hände rutschen allerdings nicht von seinen Schultern.

"Ich bin neugierig."

"Ich will nicht darüber reden."

"Luke-"

"Ist dein bester Freund gestorben oder meiner?!", giftet er mich plötzlich an, sodass ich erschrecke und zusammenzucke. Meine Hände lassen ihn los. Er entfernt sich ein paar Schritte von mir. "Fuck, wieso müssen alle immer so verbissen sein...erst will Gwen wissen, ob ich mit dem Mord was zu tun hab, dann die Bullen, dann du! Mein BESTER FREUND ist TOT und ihr wollt nur wissen, was ich damit zu tun hab. Ihr alle denkt, ich hab wirklich was damit zu tun!"

"Luke, ich-...es-"

"Ich hab ihn gefunden, okay?! Ich und Cederic und noch ein paar Jungs, wir haben ihn gefunden und ich bin abgehauen, bevor die Polizei kam. Ich bin weggerannt. Und weißt du wieso? Weil er mein bester Freund war! Weil ich ihn nicht anschauen konnte! Ich hab mir die verdammten Augen ausgeheult und alles, was euch Sorgen macht, ist ob ich mit dem Mord was zu tun hab!"

Er geht um die Eiche herum, murmelt etwas.
Dann lehnt er sich an den Stamm an, sieht zu mir rüber. Ich springe von dem Holz auf dem ich stehe, gehe aber nicht näher an ihn heran.

"Ich will dir nichts, das weißt du, oder?"

"Ja klar", erwidert er ironisch. "Dein Vater ist bei den Bullen, natürlich willst du mir absolut nichts."

"Nein, ehrlich."

"Du bist wie sein Spürhund, damit hat Jake immer schon recht gehabt. Du bist wie die unsichtbaren Extra-Hände deines Vaters, die sich einen um die Kehle legen und zudrücken, bis man die Wahrheit gesagt hat."

"Bin ich gar nicht."
Bin ich wirklich so?
Denken das die Leute, wenn ich mit ihnen rede?

"Du merkst es nicht, aber es ist so. Du manipulierst Menschen, bis sie das sagen, was du von ihnen hören willst. Du bist nicht mit mir hier, weil du mich magst oder so einen Bullshit. Du bist mitgekommen, weil deine Neugier nach der Wahrheit verlangt. Du bist die geborene Polizistin."

"Zuerst einmal war das deine Idee, überhaupt hierher zu kommen." Ich mache eine allumfassende Bewegung mit meinen Händen. "Und zweitens, manipuliere ich niemanden!"

"Wie du meinst."

"Tut mir ja leid, wenn ich dir auf deinen gottverdammten Weiberhelden-Schlips getreten bin, aber ich finde es einfach nur komisch, dass du a) Jake am liebsten umbringen würdest, aber auf Partys mit ihm trinkst, und b) Cederic niemals erwähnt hat, dass du auch am Fluss warst, und c) verstehe ich nicht, wieso du und Cederic abgehangen habt, wenn David auf eine komische Weise immer zwischen euch stand, und du d) an einem Fluss Spaß haben wolltest, während dein bester Freund eventuell spurlos verschwunden war."

"Woher weißt du das alles?", kriecht erschrocken aus seinem Mund. Seine Mimik wandert von einem Fragezeichen zu eisiger Kälte, als er zu verstehen scheint. "Du hast mit Cederic gesprochen."

Ich gehe einen Schritt auf Luke zu, der nicht nach hinten weicht, sondern auch einen Schritt nach vorne macht.

"Cederic hat dich nicht ein Mal erwähnt. Entweder, du lügst wie gedruckt, oder Cederic hat mich belogen."

"Cederic weiß gar nichts über David und mich. Ich hab mit deinem Ex getrunken? Keine Ahnung. Die meisten Partys kriege ich schon beim Eingang nicht mehr richtig mit. Wieso Cederic mich nicht erwähnt hat? Hast du dich mal gefragt, ob er vielleicht was mit dem Mord zu tun hat? Ob er irgendwelche Gründe hatte? Cederic und ich haben abgehangen, weil es sich angeboten hat. Weil wir mit mehreren dort waren." Seine Augen sehen mich wütend an, während er mir so nahe kommt, dass ich den Rauch riechen kann, der an seiner Kleidung haftet. "Ich hab David nicht vermisst, weil er nicht als vermisst gemeldet wurde. Weil er noch da war! Weil ich ihn noch einen Abend vorher am Telefon hatte! Wir wollten uns am frühen Morgen treffen, aber er kam nicht und hatte sein Handy aus. Das war nicht das erste Mal, also hab ich mir nichts dabei gedacht! Meist hat er verschlafen und sich dann später gemeldet."

Ich starre ihn an, er sieht zu den Tannen.
Mein Herz schmerzt schon wieder.
Allein diese Vorstellung...

"Weißt du, wie es für mich war, als ich ihn gesehen hab? Die Lippen blau...die Haut bleich...Ich hab Alpträume davon." Seine Augen füllen sich mit Tränen, die er zu unterdrücken versucht. Ich fühle mich mies.

"Weißt du von der Nachricht auf seinem Anrufbeantworter?"

"Ja" Luke sieht zurück zu mir. Eine Träne entweicht seinem Augenwinkel, er wischt sie schnell weg. "Ich hab sie nicht gehört, aber ich weiß davon. Die Polizei will sie mir nicht zeigen."

"Kennst du den Kerl, der sie hinterlassen hat?"

"Nicht sehr gut"

"Aber du kennst ihn?"

Er nickt.
"David hat ihm mal was verkauft."

"Du meinst...Drogen?"

"Die Polizei weiß davon nichts."

"David war ein Dealer?"

Wieder nickt er, atmet scharf aus.

"Er hat dem Kerl was verkauft, dann hatten sie Stress. Sie sind öfter aneinander geraten. Ich wette, dass er ihm mit irgendwas gedroht hat."

"Weißt du, wo er wohnt?"

"Nein", sagt er, "Aber ich weiß, dass er nachts manchmal durch den Stadtpark streift."

■■■

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